Vorneweg: Während des Törns haben Achim & Ralf Aufnahmen für einen Film gedreht. Insofern herrscht ein gewisser Mangel an verwertbaren Fotos, das Video gibts erst nach der Saison.

Claudia (v. lks.) kennt sich an Bord schon ganz gut aus, Achim lernt gerade das Segelhandwerk, Henryk ist da schon ein Stück weiter, Lothar gehört zur Stammcrew und ich will unbedingt mal wieder auf die Nordsee. Die Crew kennt sich untereinander nicht, für alle damit beinahe ein „blind date“. Nur der Skipper kennt sie alle, jedenfalls ein bisschen. Rüber zur Nordsee.

Sonntag, 17.07.: Heiligenhafen – Kiel/Holtenau, bzw. Rendsburg

Seewetterbericht: SO um 4, später S-drehend, zeitweise diesig

Nach der Sicherheitseinweisung legen wir um 1015 in Heiligenhafen ab. Die Nordsee kann kommen, nur für die Logge nicht, die will und will einfach nicht mitlaufen. Nicht bei Volldampf voraus oder voll rückwärts, die gesegelten Meilen stehen auch mitten im „Schießgebiet“ noch auf Null, dann springt das Ding endlich an. „Schießgebiet“? Die haben Urlaub und wir segeln in friedlicher Absicht ungestört durch.

Natürlich sind auch noch andere Segler unterwegs. Na klar, zwei Yachten, eine Regatta, Kurs 270o Kiel-Holtenau. Die frisch zusammen gewürfelte Crew hat ihren Spaß, wir kommen gut voran, überholen fleißig, kein Kunststück, alles kleinere Yachten und werden später, auch kein Kunststück, von größeren Yachten wieder kassiert. Beinahe wie im richtigen Leben, die Großen fressen die Kleinen.

Ab "Kalifornien" wird es zunehmend böig, wir reffen zunächst das Groß und wenig später auch die Genua. Je näher wir der Kieler Förde kommen, desto mehr dreht der Wind auch noch auf SW, genau da müssen wir hin. Als wir die Förde einmal gequert haben nehmen wir die Segel vor Schilksee (1600) runter, wenn’s gut läuft, schaffen wir es sogar noch bis Rendsburg

Doch zunächst fährt uns wieder mal ein Riesenkreuzfahrer über den Weg, die MS „Orchestra“ (Werbefoto), 294 m lang, 32 m breit, mit 7,8 m Tiefgang und 2550 Passagieren an Bord, dazu 950 Personen Crew, verrät uns das internet. Für mich eher ein Albtraum.

Weiter geht’s. Vor der alten Schleuse in Kiel-Holtenau müssen wir ca. 30 Minuten warten. Die Crew wird schon ganz ungeduldig, aber dann öffnet die Schleuse und wir rutschen da wenig spektakulär rein, kurz Vor- und Achterleine fest, zum Schleusenmeister hoch, 18 € bezahlt und weiter geht die Fahrt.

Gegenüber der berühmten Knieriemwerft zwingt uns das Signal (drei rote Lichter übereinander) zu einem Stopp. Wenn ein Fahrzeug der Gruppe 6 passieren soll, wird der Gegenverkehr – auch die Sportboote - gestoppt. Wir rutschen rüber zu Knieriem, können dort am Werftsteg festmachen und müssen nicht so lange im Kanal rumdümpeln. Warum sich Henryk mit der Kaimauer anlegt, weiß der Geier, aber die modernen Yoghurtbecher können schon was vertragen. Auch das nächste Schauer.

Weitere Schauer folgen und zwischendrin immer wieder auch schönes Licht und tolle Motive lassen auf einen gelungenen Film der Kanalpassage hoffen. Immerhin erreichen wir um 2130, nach 59 sm, in einem alten Arm der Eider, unser „Nachtquartier“, den Rendsburger Regattaverein. Die Hafenmeisterin bedient uns ausgesprochen zuvorkommend, Brötchen werden bestellt, alles prima.


Montag, 18.07.: Rendsburg - Cuxhaven 

Seewetterbericht: S - SW 5 – 6, vorübergehend etwas zunehmend, später abnehmend 4 – 5, Schauerböen, strichweise diesig

Wir haben uns wohl gefühlt beim Regattaverein, gut gefrühstückt und ab 0945 nehmen wir wieder Kurs auf die Nordsee. Immer wieder kräftige Schauer, sodass immer nur ein Rudergänger draußen bleibt. Unterdessen schwächelt der Kartenplotter, das Bild wird immer dünner und streifiger, bis es ganz verschwindet. Nanu, nicht mal zwei Jahre im Dienst? Wir schalten den Plotter zunächst mal ab, im Kanal ist das Gerät ohnehin entbehrlich.

Die Rendsburger Schwebefähre wird gerade saniert und ist in Folie gehüllt 

Die Kanalfahrt zieht sich so dahin, es sind schließlich insgesamt 99 Kilometer von Kiel bis Brunsbüttel. Um 1545, wie geplant und genau zum Hochwasser, erreichen wir endlich die Schleuse zu Elbe und Nordsee. Die restlichen Meilen bis Cuxhaven können wir mit dem ablaufenden Wasser segeln, das muss vorher genau getimet werden.

Den job in der Schleuse erledigt die Crew, als hätte sie nie was anderes gemacht. Auf der Elbe haben wir sofort den Wind beinahe von vorn und segeln bei 5 – 6 Bft. mit gerefften Segeln hart an der Windkante. Fallen wir zu sehr ab, rutschen wir ins flache Wasser, kneifen wir zu sehr Höhe sind wir zu langsam. Na gut, einen Kreuzschlag segeln wir ehrenhalber vor Claudias Windrad, dass die Stadt Hannover seinerzeit für das städtische Ferienlager Otterndorf errichten ließ.

Endlich Brunsbüttel, raus aus der Schleuse (lks.) und auf die Elbe. Bald sind wir im Yachthafen von Cuxhaven - rechts.

Um 1915 Uhr stehen wir vor Cuxhaven, bergen die Segel und machen kurz darauf bei der Segler Vereinigung Cuxhaven fest. 30 sm (Gesamt 89) waren wir heute unterwegs und sind beinahe auf der Nordsee! Aber bevor wir morgen sehr früh ablegen, müssen wir noch was einkaufen. Der Hafenmeister empfiehlt Lidl, der soll sozusagen „um die Ecke“ sein, aber von wegen, der ist weder um die Ecke und hat dazu längst geschlossen. Geöffnet hat noch ein Italiener, der uns wenigstens heute Abend mit guter Pizza versorgt. Die geben uns den Tipp, dass real ganz in der Nähe sein soll, also britzen Claudia und Ralf 20 Minuten vor Ladenschluss (2200) vorneweg, um noch den Kühlschrank aufzufüllen. Auf dem Rückweg wird die ganze Crew dann wieder von einem kräftigen Schauer erwischt. Wir sind zwar klitschenass, dafür haben wir wenigstens was zu essen.


Dienstag, 19.07.: Cuxhaven - Helgoland

Seewetterbericht: SW 4

Hochwasser Cuxhaven 0530

0500 aufstehen, ein schnelles Frühstück und dann bleibt auch noch die Tallycard im Automaten stecken, aber wir haben keine Zeit mehr, uns drum zu kümmern. Mist, das Pfandgeld ist weg. Um 0600 raus aus Cuxhaven, beinahe zu spät und dennoch viel zu früh. Einige Yachten sind längst weg. Vorbei an der Kugelbake trägt uns die Elbe bei wenig Wind Richtung Nordsee. Wir hangeln uns an den grünen Tonnen seewärts. Vom Ostufer ist hier nichts mehr zu sehen, dafür haben wir Neuwerk und später Scharhörn an Backbord. Mortimer Griepentrog, der heißt wirklich so, hat für beide Inseln eine wunderschöne homepage gestaltet, schaut mal für Neuwerk unter www.insel-neuwerk.de und für Scharhörn auf www.insel-neuwerk.de/scharhorn.php5. Dann endlich etwas Wind. Mit Vollzeug wollen wir auf die andere Fahrwasserseite rutschen. Hier ist mehr Strömung und von dieser Seite werden wir später auch den Kurs auf Helgoland absetzen. Ein Ponton mit Fundamenten für offshore Windräder wird an uns vorbei geschleppt und ein Frachter fährt so langsam seewärts, dass wir unseren Kurs immer wieder korrigieren müssen, bis wir endlich auf der anderen Fahrwasserseite ankommen. Nach einer Stunde wird der Wind stärker und die See etwas rauer. Klar, Wind gegen Strom. Ich erinnere mich an meinen Törn mit der „Fellow“, die ich letztes Jahr Einhand von Holland bis Brunsbüttel gesegelt bin. Da stand die See hier drei Meter hoch. Wer mal hier nachlesen mag ...

Die Welle klettert schnell auf 1,50 m und bringt unser Boot gut in Bewegung. Wir rollen und stampfen die Elbe abwärts und machen dabei 8,5 Knoten über Grund. Die "Ondo" und die "Fides" fallen mir plötzlich wieder ein, zwei Frachter die Anfang der 1960er bei schwerem Wetter auf den Großen Vogelsand gelaufen waren. Der Mahlsand hat sie nie wieder hergegeben. Neugierig? Weiter die Elbe abwärts. Die Elbe? Ja, das ist hier immer noch die Elbe, ab Tonne 2 (die erste Backbordtonne des Elbfahrwassers) beginnt die Nordsee. 30 Minuten später sind wir da und setzen unseren Kurs auf Helgoland ab. Vor uns liegen ein paar Frachter auf Reede, da müssen wir noch durch. Hier draußen wird die Welle immer länger ... und höher. 2,00 m werden das wohl sein und das wiederum beeindruckt 40 % der Crew ziemlich heftig, is da irgendwer seekrank? Leider ja und der Skipper hat über und unter Deck plötzlich gut zu tun. Aber die Beiden sind ausgesprochen tapfer, vielleicht hilft es ja, dass die Insel  langsam in Sicht kommt.

Zunächst als feiner Streifen über der Kimm, dann unverkennbar Helgoland. Also rufe ich laut, „Land in Sicht“, damit die Kranken hören, sie müssen nicht mehr so lange durchhalten. Aber die schlafen inzwischen mehr oder weniger selig. Gut so, denn inzwischen hat es auf 5 Bft. aufgefrischt, die Welle wird noch ein wenig höher, aber auch deutlich länger. Eigentlich ganz angenehm, aber die die übermüdete Crew ist fertig mit der Welt. So was kennste auf der Ostsee nich.

Kurz vor der Insel kommen uns andere Yachten entgegen, die ihrerseits das nun bald auflaufende Wasser für die Rückreise nutzen. Bei Niedrigwasser verlässt immer eine ganze Flotte von Yachten die Insel, doch wir müssen erst einmal festmachen, aber wo? In eins der vielen Päckchen? Erst mal nicht, also gehen wir um 1100, nach genau 30 sm (Gesamt 140 sm) an den Schlengel (B) und machen hier als erste Yacht fest, müssen  dafüraber auch eine steile Leiter hoch, um an Land zu kommen. Klar, hier bleiben wir nicht lange allein, wie das Foto links zeigt. Die beiden Kranken haben den Anleger verschlafen und wir lassen sie auch weiterhin in Ruhe.

Der ausgeschlafene Teil der Crew dreht schon mal die obligatorische Runde um die Insel und startet genau hier - Foto unten:

Der Rundweg oben auf der Steilküste wird von Infotafeln begleitet. Interessantes und Spannendes aus der Piraten-, Fischer-, Schmuggler und Lotsenzeit der Insel und natürlich Infos über den "Bigbang", als die Insel 1947 von den Engländern gesprengt werden sollte. Beeindruckend auch tausende Möwen, Trottellummen, Basstölpel, Seeschwalben irgendwie an den steilen Felsen, die wir immer wieder fotografieren und filmen. Nach jedem Foto kommen die Motive noch näher, also halten wir wieder und wieder drauf. Schön, dass das Wetter dabei zunehmend aufklart, so soll das sein. Hier ein paar Fotos:

    Die Insel wird durch einen „Gürtel“ aus Stahlbeton geschützt, aber die Erosion kommt nun mal auch von oben.

                 Das Wahrzeichen von Helgoland, die lange Anna. Sicher auch ein Wahrzeichen, die Basstölpel

      Der Blick vom Oberland auf die Düne - links im Hintergrund - und auf’s Unterland rechts.

Unser Inselrundgang hat wohl an die drei Stunden gedauert und als wir den Ort wieder erreichen finden wir unsere Seekranken frisch geduscht, gesund und munter im Panoramacafé wieder. Da setzen wir uns doch gleich dazu, die Pause kommt wie gerufen. Wie schön, die Crew ist wieder vollständig und wohlauf.

Nicht alles auf Helgoland ist so beeindruckend wie der Inselrundgang. Alte Salzbuckel müssen jetzt nicht unbedingt weiter lesen, aber ich finde zunächst den Hafenmeister nicht, den ich im Pavillon des Segelclubs suche … die Gäste dort versichern mir auch, der müsste gleich kommen. Später finde ich das Hafenmeisterbüro an einer ganz anderen Ecke des Hafens. Duschen und Toiletten? Auch die sucht die Crew zunächst ganz woanders. Also, die offiziellen Hafenduschen und Toiletten befinden sich im Kellergeschoss eines Restaurants. Aber die Preise sind so was von happig: Duschen kostet 2,50 €, Waschen 1,50 € und die WC-Nutzung 1,00 €. Ich fasses nich, als müsste man das Wasser mit dem Eselskarren auf die Insel bringen. Natürlich ist da was dran, das Wasser wird mit Tankbooten zur Insel gebracht, aber das Wasser wird auch hoch subventioniert. Nein, so was darf nicht sein.

Blöderweise ist ausgerechnet hier auch noch unser Wassertank leer, aber wir hangeln uns mit Mineralwasser hin, sodass wir auf der Insel nicht tanken müssen. Tanken? Der Diesel kostet hier 1,08 €, in Heiligenhafen dagegen z.Zt. 1,65 €. Okay, damit gleicht’s sich wieder aus. Und wer dann noch hochprozentigen Sprit bunkert, soll aufhören zu meckern. Punkt.


Mittwoch, 20.07.: Helgoland - Spiekeroog

Seewetterbericht: N 3 – 4, NW-Teil anfangs schwach umlaufend

Um 1100 sind wir weg von der Insel und passieren gleich die dicke Heultonne (Osttonne). Wir spüren kaum einen Windhauch, also nehmen wir gleich den Blister zum Groß, aber der fällt sofort wieder ein und wird nach mehreren Trimmversuchen geborgen. Also dann Maschinenfahrt bis zur Tonne Weser 2 (1345), damit wir das Verkehrstrennungsgebiet (VTG) nicht queren müssen. Bis dahin haben wir jede Menge Großschifffahrt aus der jeweiligen Einbahnrichtung. Bei Weser 2 ändert sich unser Kurs zwar nur geringfügig, aber jetzt können wir endlich wieder segeln. Leider wird es jetzt diesiger, kühler, der Himmel zieht zu. Um 1615 passieren wir kurz vor Hochwasser die Ansteuerungstonne Otzumer Balje, die deutlich weiter westlich liegt als in der Karte und auf dem aktualisierten Plotter (Navionics) angegeben. Dann segeln wir im Fahrwasser über die Sandbänke. Zum Glück haben wir kaum Brandung und können gut an den Tonnen lang segeln. Bei Richtungswechseln wird eben gehalst, alles lässt sich leicht unter Segeln fahren, prima. Einzig der Abzweig zum Hafen stellt uns zum Glück nur vor ein kleines Problem, denn die Betonnung ist hier an einer Stelle missdeutig. Als Henryk vom Ruder 0,4 m Wassertiefe meldet, werde ich nervös, aber gleich darauf 0,5, 0,7, 1,2 m und dann sind wir wieder im Fahrwasser.

Im Fahrwasser bieten ein paar Jollensegler und voraus der Yachthafen des SSC-Spiekeroog einen ruhigen, friedlichen Anblick mit der Insel dahinter. Freie Plätze? Gibt es, aber alle sind leider rot, dann eben doch außen rum, aber den Rückwärtsanleger breche ich bei dem Seitenwind lieber ab, vorwärts sind wir mit Hilfe der Nachbarn schnell auf der sicheren Seite. Sogar ganz sicher, denn auf dem Nachbarschiff werden wir von DREI ausgewachsenen Pudeln bewacht. Wie geht das denn?

Der Inselrundgang wird zu einem erholsamen Spaziergang. Spiekeroog ist schon eine ganz besondere Insel, aber warum will Achim nicht mit? Claudia führt uns jedenfalls in die kulturelle Vielfalt der Insel ein, indem sie über das Künstlerhaus referiert, über dessen Gründer Stolberg und seine Belugapleite  und natürlich finden wir passender weise auch noch die Künstlerherberge. Danach gehen wir essen und sind hochzufrieden mit dem Angebot. Den Nachtisch holen wir uns in der Eisdiele „Bunte Kuh“ … hmmmm lecker.

Ein wunderbarer Sundowner schließt diesen Tag ab. Noch dazu liegen alle Yachten mehr oder weniger auf dem Trockenen und auch wir stecken tief im Schlick, "Kalami Star" rührt sich jedenfalls nicht von der Stelle. Das hatten wir noch nie. Und eigentlich will Claudia am liebsten auch hier bleiben, wird doch aktuell eine neue Leiterin der Volkshochschule gesucht. Also, was is, Claudia?


Donnerstag, 21.07.: Spiekeroog - Norderney

Seewetterbericht: N – NW 3 – 4, langsam zunehmend 6

Claudia hat Urlaub, keinen Bock auf eine Bewerbung und kommt doch mit, obwohl wir sie beim frühen Ablegen nicht zu sehen bekommen. Um 0429 haben wir auf Spiekeroog Hochwasser und um 0455 laufen wir mit ablaufendem Wasser aus. Die Crew ist so was von müde, aber als wir die Ansteuerung der Otzumer Balje erreichen geht die Sonne auf.

Da mag sogar die inzwischen aufgewachte Claudia mit Vergnügen steuern – mit der aufgehenden Sonne im Rücken. Der Skipper legt sich unterdessen noch für n Stündchen auf’s Ohr.

Wir segeln tatsächlich einen ganz ruhigen Kurs, passieren Langeoog, segeln an Baltrum vorbei und rutschen dann ins Dovetief, das ist die östliche Einfahrt von Norderney, bzw. Norddeich. Norderney ist übrigens der einzige Hafen, der auch bei Niedrigwasser angelaufen werden kann. Naja, nicht so ganz. Mit 1,80 m Tiefgang kann man sich auch im Hafen nicht mehr so ganz frei bewegen. Noch was, bei viel Welle sollte niemand bei Niedrigwasser über das Dovetief oder das noch gefährlichere Schluchter Fahrwasser nach Norderney gehen.

Um 1000 ist auf Norderney Niedrigwasser und wir müssen im Yachthafen schon sehr aufpassen, damit wir nicht stecken bleiben – Foto unten. Frei Plätze? Keine. Viele Boote liegen bereits im Päckchen, aber passen wir in diese Lücke? Passen wir nicht, passen wir doch und so parken wir sozusagen Stoßstange an Stoßstange zwischen einer Motor- und einer Segelyacht ein. Das Manöver wird erheblich erschwert, weil das Nachbarboot 2,25 m Tiefgang hat und längst im Schlick fest sitzt, während wir noch schwimmen. Aber dann sind wir um 0945 nach 27 sm (199 gesamt) endlich drin. Ausschlafen.

Der Hafenmeister fragt, ob ich schon mal hier war. Ja, letztes Jahr mit der „Fellow“, erwidere ich und dann findet er meine Daten: „Varga aus Hannover?“ „Ja“, sage ich, „aber ich hab jetzt ein anderes Schiff, das heißt „Kalami Star“. „Gut, alles klar“. Warum ich das so stehen lassen habe, weiß ich bis heute nicht. 

Zurück an Bord erklärt Achim, dass er schon hier abmustern wird, da wir morgen ja eh nur noch bis Norddeich fahren werden. Eigentlich schade, aber wenn die Familie zeitgleich Urlaub hat durchaus nachvollziehbar. Also bringen wir Achim wenig später zur Fähre und die hinterbliebene Crew macht sich auf den Weg in die Stadt, Leergut loswerden. Edeka auf der Insel nimmt keine Dosen, doch die Wasserflaschen nehmen wir natürlich. Wer denn die Dosen nimmt? Lidl im Centrum ganz bestimmt. Die nehmen die natürlich auch nicht und schicken uns zu Edeka im Centrum. Die wiederum meinen, vielleicht bei Schlecker ..? Verstehe, das ist der Recycling-Kreislauf. Es dauert nicht lange, da landen die Dosen im „Papierkorb“, wer schleppt die Dinger schon gern stundenlang über die Promenade.

Die Stadt Norderney gleicht eigentlich einer großen Fußgängerzone. Natürlich ist es in der Hauptsaison ziemlich voll und auf der Suche nach einem Restaurant landen wir schon ziemlich müde beim Griechen, die brauchen unser aller Unterstützung und nehmen auch gern & viel davon. Norderney erscheint uns sehr teuer. Mit Bömmels Pimmelbahn jedenfalls fahren wir nicht an Bord zurück.


Freitag, 22.07.: Norderney - Norddeich

Seewetterbericht: W - NW 6, Schauerböen

Jan Werner schreibt, Norddeich sollte man wenigstens bei halber Tide anlaufen, also laufen wir bei Hochwasser in Norderney aus, tanken noch kurz (in Norddeich gibt’s keine Tanke) und rutschen schnell rüber nach Norddeich. Kein großartiger Törn, aber „draußen“ weht es mindestens mit 7 Bft. und ein bisschen Welle (und Wind) schwappt immer noch über die Sandbänke.

Am Anfang motoren wir noch, segeln dann aber nur mit dem Groß durch den Tonnenstrich nach Norddeich rein. Das ist in keiner Weise schwierig oder besonders aufregend, aber der Anleger im Hafen dauert denn doch eine ganze Weile, Tüdellütt in den Vorleinen. Egal, um 1215 sind wir nach 7 sm (gesamt 206) fest. Der erste Nordseetörn ist gelaufen.

Und weil um 1440 bereits der Zug fährt, wird schnell noch gegessen, repariert Lothar in sagenhafter Geschwindigkeit den Anschluss für einen Receiver, wird gepackt, ein Gepäckwagen vom Steg organisiert und dann ist die Crew auch schon auf dem Bahnhof gegenüber vom Yachthaven des Segelverein Norden. Nicht zwei Minuten später hätten wir ankommen dürfen … weg ist meine Crew. Schade, ein viel zu hastiger Aufbruch ... aber wer kommt schon gern mitten in der Nacht zuhause an?

Morgen kommt die Crew für die Rückreise.