Edi (von links) hat vor diesem SKS-Törn noch schnell ein paar Meilen in Kroatien gesammelt, Axel kennt sich ebenfalls schon gut aus, nur Thomas gibt den Praktikanten … ist aber als alter Surfhero durchaus „erfahren“. Da bleibt ja kaum noch Arbeit für den Skipper und weil Edi im Salon schläft hat jeder seine Koje für sich. In jedem Fall schon mal Entspannung unter Deck und 140 fehlende Seemeilen sollten locker drin sein.

Als wir am Samstag, den 18. Juni nach der Sicherheitseinweisung mit Kurs auf das südfünsche Inselmeer (wir sagen lieber Dänische Südsee) ablegen, hören wir über DP07 nicht nur von zunehmend 5 Bft., sondern es wird auch vor Schauer und Gewitterböen gewarnt.

Nachdem wir anfangs beinahe mit den Segeln spielen und die Genua zeitweise sogar ausbaumen, kommt es nach dem diesmal langweiligen Kiel-Ostsee-Weg ziemlich Dicke. Vielleicht liegt es auch an Thomas, der, einmal am Ruder, die Schauerböen magisch anzuziehen scheint, jedenfalls bezieht sich der Himmel dramatisch. Es wird ein kräftiges Schauer geben, das ist klar, aber dass das Gewitter mit Böen bis 8 Bft. auf uns einprügeln wird, ist schon eine harte Prüfung – und eine leichte dazu, die Segel sind vor der Böe drin, die Maschine schiebt uns nahezu aufrecht durch ein Wasserbad. Sicht? Welche Sicht! 20 Minuten sind wir im Niemandsland unterwegs. Über Funk keine Notmeldung.

Nach dem Schauer taucht eine Yacht nach der anderen wieder auf, nicht eine fehlt. Das Gewitter hat allerdings das Ranking auf den Kopf gestellt, wir sind nach vorn gerutscht. Unter Segeln gab’s für einige nix zu holen. Um 1630 haben wir den Downsklint, Langelands Südspitze, querab und als Thomas wieder das Ruder übernimmt, ahnen wir schon, es gibt gleich wieder was auf die Mütze. Danke Thomas, dass Du diesmal gnädiger mit uns bist.

Beim Anleger in Marstal dann die dritte Ladung von oben, beim Landgang die vierte, was wird das für ein schauriger Törn?

Immerhin bleiben wir bei der Besichtigung der „Bella Vista“ trocken, aber das viel versprechende leckere dänische Eis bekommen wir leider nicht mehr, die Bürgersteige sind in Mar-stal längst hoch geklappt.


Sonntag, 19.06.: Marstal – Faaborg

SW 5 – 6, Böen bis 7 Bft., vereinzelt Gewitter

Na klar navigiert und steuert die Crew - im Bild Edi und Thomas bei der Törnplanung - die Yacht durch die für Einsteiger durchaus anspruchsvollen Gewässer im fünschen Inselmeer. Gleich nach dem Segel setzen im Hafen von Marstal begegnet uns erstmals eine größere Fähre, der wir viel Raum an der „falschen Seite“ lassen, damit die Segel nicht einfallen. Von Tonne zu Tonne hangeln wir uns die Rinne weiter nach Ærøskøbing und legen bei immer noch viel Wind im nahezu leeren Hafen an.

 

 

 


Naja, der Bildausschnitt ist ein wenig gemogelt, zwei, drei Yachten sind auch noch im Hafen.

Für Ralf stirbt heute leider ein Mythos und das kommt so: Dass er ein bekennender Ærøskøbingfan ist, weiß jede Crew. Immer wieder erzählt er beim Stadtrundgang von der ehemals kleinsten und besten Eisbude der Welt. Nur hier gab es das legendäre haus-gemachte Walnusseis mit Ahornsirup. Leider machte die kleinste Eisdiele der Welt vor drei Jahren dicht, aber seit einem Jahr hat ein paar Meter weiter eine neue Eisbude das schwere Erbe angetreten – durchaus erfolgreich, wie Ralf meint.

Und der Mythos? Naja, wie erwartet steht eine alte Dame hinter dem Thresen und erklärt bedauernd, wir haben noch kein Eis, das wird wohl erst nächste Woche geliefert … geliefert? Es wird nicht selbst produziert? Nicht nach irgendwelchen Geheimrezepten? Wie schade … na gut, wenigstens wird es in hausgemachte Waffeln eingetütet.

Um 1430 legen wir in Ærøskøbing mit Ziel Faaborg ab. Der am Vormittag noch kräftige Wind schwächelt deutlich, Schauer drohen dennoch immer wieder. Thomas am Ruder? Nee, nee, das können andere auch. Ein Schweinswal sorgt nebenbei für Unterhaltung.

Westlich Avernakø verlässt uns der Wind dann ganz, die Maschine muss uns nach Faaborg schieben. Axel fährt uns heute in den Hafen und wird in der engen Boxengasse ganz schön gefordert. Am Ende liegen wir nach schon mal 60 sm neben einer Crew vom British-Kiel-Yachtclub. Nigel fällt mir ein, der vor kurzem „meine“ Segelschule in Hannover (www.maschseenord-segelschulehannover.de) von Hans übernommen hat und von dem ich überhaupt weiß, dass es diesen Yachtclub gibt. Ich frage die vergnügte Crew, ob sie Nigel kennen. Klar kennen wir den und ich soll ihn herzlich grüßen – was hiermit geschehen ist.

Axel und Thomas bereiten unterdessen ein wunderbares Gericht vor: Während wir die Hähnchenpfanne mit Nudeln genießen zieht mal wieder eine Gewitterfront auf. Die wievielte eigentlich? Ich kann sie nicht mehr zählen und motiviere die Crew sich vor dem großen Regen doch noch „downtown“ zu vergnügen. Der Skipper übernimmt Abwasch und Aufbau der Kuchenbude, aber die kräftigen dunklen Wolken wollen wohl nur spielen, es bleibt trocken.


Wirklich begeistert ist die Crew von Faaborg nicht. Langeweile. Schade, es gibt eigentlich so viel zu sehen. Klar, die Dschunxx haben ihre SKS-Prüfung im Kopf und sind wenig neugierig auf „alte Steine“.


Montag, 20.06.: Faaborg - Bagenkop

Starkwind- und Sturmwarnung für die Westliche Ostsee, ansonsten:

W um 5, etwas abnehmend, einzelne Schauerböen, See 1 m

Wie jeden Tag werden vorneweg u.a. Ölstand und Seewasserfilter überprüft, bzw. gereinigt. Schnell sind wir draußen und als wir die Landabdeckung verlassen weht es mit bis zu 6 Bft. Der Wind trägt uns geradezu in den wunderbaren Svendborgsund. Zeitweise kommen wir ins surfen - was natürlich nicht stimmt, die Welle ist immer schneller.


Mit einer Hafenrundfahrt erschließen wir uns die Stadt und machen für zwei, drei Stunden im neuen Yachthafen fest. Ralf meckert, dass es keinen kostenlosen Zugang ins internet mehr gibt, er muss auch überall seine mails „checken“.


Naja und in der Stadt dann so was wie ne Dänemarktaufe: Pølser, Pølser haben für Dänen in etwa den Kultstatus wie bei uns die Currywurst.

Weiter geht die Reise, wieder an Marstal vorbei, und in Bagenkop/Langeland haben wir bereits 98 sm auf dem Tacho. Der Yachthafen ist zwischen Ferienhäusern mit einem Aus-sichtsturm und dem traditionellen Fischereihafen eingesperrt. Wir bringen unsere „Kalami Star“ genau vor dem Turm in eine Box (Foto links). Und wer nimmt die Vorleine an? Ralf! Ralf und Monika haben vor vier Jahren die „alte Kalami“ von Ralf übernommen. Was für ein Zufall und natürlich haben Monika sowie Ralf & Ralf einiges zu beschnacken.

 

 

 

75 % der Crew auf der Aussichtsplattform.


Nach einem kleinen Rundgang durch das Fischernest Bagenkop bietet sich von der Kirche ein toller Blick zum Hafen und Sundowner. Nebenan am Strand wird bereits das Mitsommerfeuer vorbereitet. Stimmt, es ist einfach sehr lange hell, das Foto habe ich gegen 2130 aufgenommen.


Dienstag, 21.06.: Bagenkop – Heiligenhafen,

später noch die Nachtfahrt von Burgstaaken - Heiligenhafen

W bis SW 4 – 5, vorübergehend abnehmend 3, später vereinzelt Schauerböen, strichweise diesig, See 0,5 – 1 m


Vorn im Bild unsere alte „Kalami“, die jetzige „Katinka“ und im Hintergrund „Kalami Star“. So dicht wie hier in Bagenkop lagen wir noch nie zusammen. Grüße an Monika und Ralf.

Gegen 0930 sind wir raus aus „Bankog“. Schnell sind wir auf Kurs und ab jetzt wird exakt nach den Windfäden gesteuert. Thomas entdeckt nebenbei meinen Lieblingsplatz, den Bugkorb und schwebt förmlich über’s Wasser. Na klar, Arme ausbreiten, der Klassiker, aber wir sind nicht die „Titanic“, sondern sicher und schnell unterwegs, müssen aber leider am Kiel-Ostsee-Weg einen Dampfer passieren lassen. Dabei reißt offenbar der bis dahin so erfolgreiche Faden, der Wind lässt nach und am Ende müssen wir aufgeben und schmeißen den Jockel an. Bereits um 1425 sind wir nach 143 sm zurück an Steg 12/49.

 

 


Ganz vergessen: Die zweite Schweinswalsichtung halten wir sogar mit der Kamera fest. Ein paar Minuten begleitet uns ein Außenbordskamerad auf unserem Kurs. 

Doch zurück nach Heiligenhafen: Der Versuch, die Umlenkrolle für die Reffleine der Genua in Heiligenhafen auszutauschen oder wenigstens zu reparieren findet erst bei Holger ein halbwegs erfolgreiches Ende. Okay, das Ersatzteil ist bestellt. Dafür steigt die Crew ins Manövertraining ein und gewöhnt sich erst einmal an einige Maschinenmanöver.


Die Crew ist immer noch guter Dinge und segelt zunächst bei wenig Wind rüber nach Burgstaaken. Wir sehen hier Thomas am Ruder, der schon bald wieder ein Schauer auf sich, nein auf uns!!! ziehen wird. Ein Mythos? Leider nein. Wir werden wieder mal so richtig nass, aber Thomas’ erprobte Steuermannskunst bei schwierigsten Wetterbedingungen ist einfach nicht zu toppen.

Vor der Nachtfahrt gibt’s eigentlich immer das legendäre Essen im „Goldenen Anker“ und dazu selbstverständlich das Foto im Hafen von Burgstaaken. Die Crew kennter jetzt ja schon und dass vor einer Nachtfahrt Alkohol absolut tabu ist, hat sich längst rumgesprochen.

Die Crew bereitet später den Törn sorgfältig vor und das Foto unten zeigt, dass es eine durchaus vergnügliche Fahrt gewesen sein muss. Selbst die erloschene grüne Tonne 5 im Fehmarnsundfahrwasser führt uns nicht auf einen falschen Kurs.

 

 

 

 


Der Skipper informiert die Wasserschutzpolizei darüber und die geben den Hinweis an die zuständige Revierzentrale in Travemünde weiter. Mal seh’n, was passiert, bald ist Ralf wieder hier. Die Nachtfahrt jedenfalls erledigt die Crew mit Sorgfalt und durchaus zügig. Eigentlich auch kein Kunststück, haben wir doch die kürzeste Nacht des Jahres, dunkel genug ist es aber dennoch. Die Crew reflektiert hinterher, dass die Nachtfahrt das highlight der Woche war.


Mittwoch, 22. und Donnerstag, 23. Juni : Manövertraining

Wetter: Von kinderleicht bis ganz schön schwierig, also von Flaute bis Schauer- und Gewitterböen.

Vom Wenden auf engem Raum, von der Vorwärts- und Rückwärtsfahrt den Bojenmanövern unter Maschine und später unter Segeln könnten wir hier so viel schreiben, aber darüber ist an anderer Stelle bereits ausführlich berichtet worden. Auch das Quickstopmanöver wurde bereits oft genug beschrieben.

Besser stellen wir euch die neue Kardinaltonne Heiligenhafen-Ost vor, die die Sandbank des Graswarder kennzeichnet. Heiligenhafen-Ost wissen vor allen Dinge die Segler zu schätzen, die nachts aus der Kieler Bucht oder aus Dänemark kommend Heiligenhafen ansteuern.

Gemeinsam mit Tonne 2 begrenzt Heiligenhafen-Ost den weißen Sektor des Leuchtturms Heiligenhafen.

 

 

 

 

 

Ein Foto von den Trainings haben wir noch. Der Skipper wird immer wieder die „Boje über Bord“ werfen und darf sie dann auch gleich selbst wieder aufnehmen. Wie, ohne Schwimmweste? Peinlich!


Freitag, 24. Juni : Praktische SKS-Prüfung

Das Wetter meint es gut mit uns und von Aufregung ist bei Edi oder Axel nichts zu spüren. Heute werden 25 Seglerinnen und Segler geprüft, die Hochpreissaison bei Charteryachten beginnt, es melden sich weniger Prüflinge an. Thomas Beerbohm und Axel Lohde, die heute die Prüfungen abnehmen werden, setzen uns an Platz zwei. Thomas Beerbohm wird später draußen am Deviationsdalben von der „Magic“ auf die „Kalami Star“ übersteigen und von uns weiter auf die nächste Yacht. Kein An- und Ablegen, eigentlich ganz bequem, aber nur die Manöver? Ja, nur die, schade eigentlich. 

Wir haben also noch eine Stunde Zeit und segeln ein letztes Mal alle Manöver durch, schauen der „Stuttgart“ und der „Magic“ von unserem Logenplatz am Dalben bei den Prüfungsmanövern zu, doch nach einer Stunde zählt das alles nicht mehr. Axel und Edi sind endlich dran. 

Beide legen die Maschinenmanöver auf Anhieb hin, die Segel werden gesetzt und auch die Bojenmanöver unter Segel gelingen auf Anhieb. Dann noch alle Knoten, das war’s. Bestanden. Super gemacht Dschunxx, aber auch Thomas gebühren Ruhm & Ehre, irgendwie ist der SKS auch eine Teamleistung. Schließlich müssen drei Schoten von zwei Seglern bedient werden. Das ist für Einsteiger schon eine Herausforderung.

 

Also Dschunxx, herzlichen Glückwunsch und allzeit eine glückliche Heimkehr.