2011
Edi (von links) hat vor diesem SKS-Törn noch schnell ein paar Meilen in Kroatien gesammelt, Axel kennt sich ebenfalls schon gut aus, nur Thomas gibt den Praktikanten … ist aber als alter Surfhero durchaus „erfahren“. Da bleibt ja kaum noch Arbeit für den Skipper und weil Edi im Salon schläft hat jeder seine Koje für sich. In jedem Fall schon mal Entspannung unter Deck und 140 fehlende Seemeilen sollten locker drin sein.
Als wir am Samstag, den 18. Juni nach der Sicherheitseinweisung mit Kurs auf das südfünsche Inselmeer (wir sagen lieber Dänische Südsee) ablegen, hören wir über DP07 nicht nur von zunehmend 5 Bft., sondern es wird auch vor Schauer und Gewitterböen gewarnt.
Nachdem wir anfangs beinahe mit den Segeln spielen und die Genua zeitweise sogar ausbaumen, kommt es nach dem diesmal langweiligen Kiel-Ostsee-Weg ziemlich Dicke. Vielleicht liegt es auch an Thomas, der, einmal am Ruder, die Schauerböen magisch anzuziehen scheint, jedenfalls bezieht sich der Himmel dramatisch. Es wird ein kräftiges Schauer geben, das ist klar, aber dass das Gewitter mit Böen bis 8 Bft. auf uns einprügeln wird, ist schon eine harte Prüfung – und eine leichte dazu, die Segel sind vor der Böe drin, die Maschine schiebt uns nahezu aufrecht durch ein Wasserbad. Sicht? Welche Sicht! 20 Minuten sind wir im Niemandsland unterwegs. Über Funk keine Notmeldung.
Nach dem Schauer taucht eine Yacht nach der anderen wieder auf, nicht eine fehlt. Das Gewitter hat allerdings das Ranking auf den Kopf gestellt, wir sind nach vorn gerutscht. Unter Segeln gab’s für einige nix zu holen. Um 1630 haben wir den Downsklint, Langelands Südspitze, querab und als Thomas wieder das Ruder übernimmt, ahnen wir schon, es gibt gleich wieder was auf die Mütze. Danke Thomas, dass Du diesmal gnädiger mit uns bist.
Beim Anleger in Marstal dann die dritte Ladung von oben, beim Landgang die vierte, was wird das für ein schauriger Törn?
Immerhin bleiben wir bei der Besichtigung der „Bella Vista“ trocken, aber das viel versprechende leckere dänische Eis bekommen wir leider nicht mehr, die Bürgersteige sind in Mar-stal längst hoch geklappt.
Sonntag, 19.06.: Marstal – Faaborg
SW 5 – 6, Böen bis 7 Bft., vereinzelt Gewitter
Na klar navigiert und steuert die Crew - im Bild Edi und Thomas bei der Törnplanung - die Yacht durch die für Einsteiger durchaus anspruchsvollen Gewässer im fünschen Inselmeer. Gleich nach dem Segel setzen im Hafen von Marstal begegnet uns erstmals eine größere Fähre, der wir viel Raum an der „falschen Seite“ lassen, damit die Segel nicht einfallen. Von Tonne zu Tonne hangeln wir uns die Rinne weiter nach Ærøskøbing und legen bei immer noch viel Wind im nahezu leeren Hafen an.
Naja, der Bildausschnitt ist ein wenig gemogelt, zwei, drei Yachten sind auch noch im Hafen.
Für Ralf stirbt heute leider ein Mythos und das kommt so: Dass er ein bekennender Ærøskøbingfan ist, weiß jede Crew. Immer wieder erzählt er beim Stadtrundgang von der ehemals kleinsten und besten Eisbude der Welt. Nur hier gab es das legendäre haus-gemachte Walnusseis mit Ahornsirup. Leider machte die kleinste Eisdiele der Welt vor drei Jahren dicht, aber seit einem Jahr hat ein paar Meter weiter eine neue Eisbude das schwere Erbe angetreten – durchaus erfolgreich, wie Ralf meint.
Und der Mythos? Naja, wie erwartet steht eine alte Dame hinter dem Thresen und erklärt bedauernd, wir haben noch kein Eis, das wird wohl erst nächste Woche geliefert … geliefert? Es wird nicht selbst produziert? Nicht nach irgendwelchen Geheimrezepten? Wie schade … na gut, wenigstens wird es in hausgemachte Waffeln eingetütet.
Um 1430 legen wir in Ærøskøbing mit Ziel Faaborg ab. Der am Vormittag noch kräftige Wind schwächelt deutlich, Schauer drohen dennoch immer wieder. Thomas am Ruder? Nee, nee, das können andere auch. Ein Schweinswal sorgt nebenbei für Unterhaltung.
Westlich Avernakø verlässt uns der Wind dann ganz, die Maschine muss uns nach Faaborg schieben. Axel fährt uns heute in den Hafen und wird in der engen Boxengasse ganz schön gefordert. Am Ende liegen wir nach schon mal 60 sm neben einer Crew vom British-Kiel-Yachtclub. Nigel fällt mir ein, der vor kurzem „meine“ Segelschule in Hannover (www.maschseenord-segelschulehannover.de) von Hans übernommen hat und von dem ich überhaupt weiß, dass es diesen Yachtclub gibt. Ich frage die vergnügte Crew, ob sie Nigel kennen. Klar kennen wir den und ich soll ihn herzlich grüßen – was hiermit geschehen ist.
Axel und Thomas bereiten unterdessen ein wunderbares Gericht vor: Während wir die Hähnchenpfanne mit Nudeln genießen zieht mal wieder eine Gewitterfront auf. Die wievielte eigentlich? Ich kann sie nicht mehr zählen und motiviere die Crew sich vor dem großen Regen doch noch „downtown“ zu vergnügen. Der Skipper übernimmt Abwasch und Aufbau der Kuchenbude, aber die kräftigen dunklen Wolken wollen wohl nur spielen, es bleibt trocken.
Wirklich begeistert ist die Crew von Faaborg nicht. Langeweile. Schade, es gibt eigentlich so viel zu sehen. Klar, die Dschunxx haben ihre SKS-Prüfung im Kopf und sind wenig neugierig auf „alte Steine“.
Montag, 20.06.: Faaborg - Bagenkop
Starkwind- und Sturmwarnung für die Westliche Ostsee, ansonsten:
W um 5, etwas abnehmend, einzelne Schauerböen, See 1 m
Wie jeden Tag werden vorneweg u.a. Ölstand und Seewasserfilter überprüft, bzw. gereinigt. Schnell sind wir draußen und als wir die Landabdeckung verlassen weht es mit bis zu 6 Bft. Der Wind trägt uns geradezu in den wunderbaren Svendborgsund. Zeitweise kommen wir ins surfen - was natürlich nicht stimmt, die Welle ist immer schneller.
Mit einer Hafenrundfahrt erschließen wir uns die Stadt und machen für zwei, drei Stunden im neuen Yachthafen fest. Ralf meckert, dass es keinen kostenlosen Zugang ins internet mehr gibt, er muss auch überall seine mails „checken“.
Naja und in der Stadt dann so was wie ne Dänemarktaufe: Pølser, Pølser haben für Dänen in etwa den Kultstatus wie bei uns die Currywurst.
Weiter geht die Reise, wieder an Marstal vorbei, und in Bagenkop/Langeland haben wir bereits 98 sm auf dem Tacho. Der Yachthafen ist zwischen Ferienhäusern mit einem Aus-sichtsturm und dem traditionellen Fischereihafen eingesperrt. Wir bringen unsere „Kalami Star“ genau vor dem Turm in eine Box (Foto links). Und wer nimmt die Vorleine an? Ralf! Ralf und Monika haben vor vier Jahren die „alte Kalami“ von Ralf übernommen. Was für ein Zufall und natürlich haben Monika sowie Ralf & Ralf einiges zu beschnacken.
75 % der Crew auf der Aussichtsplattform.
Nach einem kleinen Rundgang durch das Fischernest Bagenkop bietet sich von der Kirche ein toller Blick zum Hafen und Sundowner. Nebenan am Strand wird bereits das Mitsommerfeuer vorbereitet. Stimmt, es ist einfach sehr lange hell, das Foto habe ich gegen 2130 aufgenommen.
Dienstag, 21.06.: Bagenkop – Heiligenhafen,
später noch die Nachtfahrt von Burgstaaken - Heiligenhafen
W bis SW 4 – 5, vorübergehend abnehmend 3, später vereinzelt Schauerböen, strichweise diesig, See 0,5 – 1 m
Vorn im Bild unsere alte „Kalami“, die jetzige „Katinka“ und im Hintergrund „Kalami Star“. So dicht wie hier in Bagenkop lagen wir noch nie zusammen. Grüße an Monika und Ralf.
Gegen 0930 sind wir raus aus „Bankog“. Schnell sind wir auf Kurs und ab jetzt wird exakt nach den Windfäden gesteuert. Thomas entdeckt nebenbei meinen Lieblingsplatz, den Bugkorb und schwebt förmlich über’s Wasser. Na klar, Arme ausbreiten, der Klassiker, aber wir sind nicht die „Titanic“, sondern sicher und schnell unterwegs, müssen aber leider am Kiel-Ostsee-Weg einen Dampfer passieren lassen. Dabei reißt offenbar der bis dahin so erfolgreiche Faden, der Wind lässt nach und am Ende müssen wir aufgeben und schmeißen den Jockel an. Bereits um 1425 sind wir nach 143 sm zurück an Steg 12/49.
Ganz vergessen: Die zweite Schweinswalsichtung halten wir sogar mit der Kamera fest. Ein paar Minuten begleitet uns ein Außenbordskamerad auf unserem Kurs.
Doch zurück nach Heiligenhafen: Der Versuch, die Umlenkrolle für die Reffleine der Genua in Heiligenhafen auszutauschen oder wenigstens zu reparieren findet erst bei Holger ein halbwegs erfolgreiches Ende. Okay, das Ersatzteil ist bestellt. Dafür steigt die Crew ins Manövertraining ein und gewöhnt sich erst einmal an einige Maschinenmanöver.
Die Crew ist immer noch guter Dinge und segelt zunächst bei wenig Wind rüber nach Burgstaaken. Wir sehen hier Thomas am Ruder, der schon bald wieder ein Schauer auf sich, nein auf uns!!! ziehen wird. Ein Mythos? Leider nein. Wir werden wieder mal so richtig nass, aber Thomas’ erprobte Steuermannskunst bei schwierigsten Wetterbedingungen ist einfach nicht zu toppen.
Vor der Nachtfahrt gibt’s eigentlich immer das legendäre Essen im „Goldenen Anker“ und dazu selbstverständlich das Foto im Hafen von Burgstaaken. Die Crew kennter jetzt ja schon und dass vor einer Nachtfahrt Alkohol absolut tabu ist, hat sich längst rumgesprochen.
Die Crew bereitet später den Törn
sorgfältig vor und das Foto unten zeigt, dass es eine durchaus vergnügliche
Fahrt gewesen sein muss. Selbst die erloschene grüne Tonne 5 im
Fehmarnsundfahrwasser führt uns nicht auf einen falschen Kurs.
Der Skipper informiert die Wasserschutzpolizei darüber und die geben den Hinweis an die zuständige Revierzentrale in Travemünde weiter. Mal seh’n, was passiert, bald ist Ralf wieder hier. Die Nachtfahrt jedenfalls erledigt die Crew mit Sorgfalt und durchaus zügig. Eigentlich auch kein Kunststück, haben wir doch die kürzeste Nacht des Jahres, dunkel genug ist es aber dennoch. Die Crew reflektiert hinterher, dass die Nachtfahrt das highlight der Woche war.
Mittwoch, 22. und Donnerstag, 23. Juni : Manövertraining
Wetter: Von kinderleicht bis ganz schön schwierig, also von Flaute bis Schauer- und Gewitterböen.
Vom Wenden auf engem Raum, von der Vorwärts- und Rückwärtsfahrt den Bojenmanövern unter Maschine und später unter Segeln könnten wir hier so viel schreiben, aber darüber ist an anderer Stelle bereits ausführlich berichtet worden. Auch das Quickstopmanöver wurde bereits oft genug beschrieben.
Besser stellen wir euch die neue Kardinaltonne Heiligenhafen-Ost vor, die die Sandbank des Graswarder kennzeichnet. Heiligenhafen-Ost wissen vor allen Dinge die Segler zu schätzen, die nachts aus der Kieler Bucht oder aus Dänemark kommend Heiligenhafen ansteuern.
Gemeinsam mit Tonne 2 begrenzt Heiligenhafen-Ost den weißen Sektor des Leuchtturms Heiligenhafen.
Ein Foto von den Trainings haben wir noch. Der Skipper wird immer wieder die „Boje über Bord“ werfen und darf sie dann auch gleich selbst wieder aufnehmen. Wie, ohne Schwimmweste? Peinlich!
Freitag, 24. Juni : Praktische SKS-Prüfung
Das Wetter meint es gut mit uns und von Aufregung ist bei Edi oder Axel nichts zu spüren. Heute werden 25 Seglerinnen und Segler geprüft, die Hochpreissaison bei Charteryachten beginnt, es melden sich weniger Prüflinge an. Thomas Beerbohm und Axel Lohde, die heute die Prüfungen abnehmen werden, setzen uns an Platz zwei. Thomas Beerbohm wird später draußen am Deviationsdalben von der „Magic“ auf die „Kalami Star“ übersteigen und von uns weiter auf die nächste Yacht. Kein An- und Ablegen, eigentlich ganz bequem, aber nur die Manöver? Ja, nur die, schade eigentlich.
Wir haben also noch eine Stunde Zeit und segeln ein letztes Mal alle Manöver durch, schauen der „Stuttgart“ und der „Magic“ von unserem Logenplatz am Dalben bei den Prüfungsmanövern zu, doch nach einer Stunde zählt das alles nicht mehr. Axel und Edi sind endlich dran.
Beide legen die Maschinenmanöver auf Anhieb hin, die Segel werden gesetzt und auch die Bojenmanöver unter Segel gelingen auf Anhieb. Dann noch alle Knoten, das war’s. Bestanden. Super gemacht Dschunxx, aber auch Thomas gebühren Ruhm & Ehre, irgendwie ist der SKS auch eine Teamleistung. Schließlich müssen drei Schoten von zwei Seglern bedient werden. Das ist für Einsteiger schon eine Herausforderung.
Also Dschunxx, herzlichen Glückwunsch und allzeit eine glückliche Heimkehr.
Gleich an unserer Steuerbordseite Kathrin & Thomas aus Berlin mit ihrer 382er X. Beide sind schon länger in holy harbour, aber mit ihrer neu angeschafften "Svenje" mussten sie von Steg 10 nach Steg 12 verholen. Naja, Leander (4) und Ben (11?), wollen wir hier nicht unterschlagen, die waren beim Fotoshooting auf dem Wasser unterwegs. Nachwuchsförderung halt.
Gleich gegenüber Christiane, Stefan und Fiete (in schwarz) aus Hamburg mit ihrer 36er Bavaria "Inverness". Beide sind vor zwei Jahren aus der "Kölner Bucht" - andere sagen dazu Ijsselmeer - hier an die Ostsee ausgewandert. Vor ein paar Tagen haben die Beiden gemeinerweise "meine" Ostwestfalen abgehängt, aber man sieht sich im Leben halt immer zweimal. Die Dschunxx kommen im nächsten Jahr hochmotiviert wieder und dann sollter mal sehen.
Marén, Matthias sowie Nelly (fast 15) und Max (beinahe 13) sind mit ihrer "Black Molly" ganz neu am Steg und herzlich willkommen. Die "Black Molly" ist ein viel bewundertes Waarschip, das der Voreigner nahezu im Alleingang gebaut hat. Bei Nordost, Ost oder Südost flüchten wir uns manchmal auf die andere Stegseite und sind hier immer gern gesehen.
Das sind also unsere Nachbarn und als am Pfingstsamstag die Wogen in unserem Cockpit höher schlagen als von DP07 verbreitet, da wird sogar von einem gemeinsamen An- und Abgrillen gesprochen. Fehlen nur noch ein Vereinsvorstand, die corporate T-Shirts, der Stegstander (wie an Steg 10) und die Steg 12 homepage - schaut mal auf die website unserer Mitbewerber von Steg 4. Wir sind jedenfalls sehr froh, dass wir euch haben und das muss ja auch mal gesagt werden.
Peter ist mit an Bord, Matthias, Felix und Michael - nebenbei auch noch Smutje - prima. Alle bereits erfahren, dazu neugierig und hoch motiviert. Aber Wundertüte? Naja, keiner kennt halt den anderen. An Bord dann Teambildung vom Feinsten mit Bonn, Nürnberg, Berlin, Zwickau und dem Skipper aus Hannover. Klappt prima.
Wie gehabt beim dreitägigen Skippertraining: Ausführliche Sicherheitseinweisung, Hafenrunfahrt zunächst mit "kleinen" Manövern, danach schon mal rein in die Box, aber dann raus auf die "hohe See". Und statt eines Logbuchs, diesmal so was wie eine Fotostory.
Na klar haben wir herrliches Wetter, doch bei der Überfahrt nach Burgstaaken kommt es ganz schön Dicke. Der Wind ratzfatz in Böen von 0 auf 7 Bft., dazu schaurige Schauer, Gewitter und am Ende mutiert die Blisterschot zur Wäscheleine - unten.
Die Nachtfahrt in noch nicht ganz so trockenen Kleidern - unten.
Manöver ohne Ende, längst nicht alle sind hier als Dokument festgehalten.
Römisch katholisch, also mit dem Heck an die Pier/Steg: Also rückwärts an den Steg, dabei das Heck mit dem Kugelfender (besser ein Kissenfender) schützen, Achterleinen über und fest (Luvleine zurerst), dann Maschine voraus, die Muringleine(n) mit dem Bootshaken fischen (Handschuhe an), vorn durchsetzen und belegen. Nach dem vierten Versuch klappt das sicher, nur die Gangway hat gefehlt. Hierzu gibt's übrigens auch ein Video (aus einem anderen Törn), klick mal hier
Festmachen an der Hafentanke: Mit der Vorspring in der Hand bei sicherem Abstand rüber auf den Steg ..
... über die Stegklampe langsam die Fahrt bremsen, danach mit der Achterleine das Heck dicht holen. Steht das Boot wird aus der Vorspring eine Vorleine, das reicht für's kurzzeitige Tanken. Beim Tanken natürlich Maschine aus, Putzlappen und Spülmittel bereit halten - falls mal was daneben geht.
Beim Ablegen wird in die Vorspring eingedampft (Kugelfender nicht vergessen) und rückwärts raus gezogen.
Dann bekommt Ralf Besuch von seinem Freund Uli (links) und die Crew gleich mit. Geschichten aus dem Leben eines Einhandseglers und der Besuch auf seiner "Mercy" bilden eine interessante Ergänzung des Trainings. So ganz nebenbei hat Uli jede Menge Fotos von unseren Manövern geschossen. Dafür und für den herrlichen Rotwein herzlichen Dank.
Noch Fragen zum Thema Motivation?
Segelspaß gibt's es erst nach den anstrengenden Notmanövern - Quick-Stop, Tear-Drop, Q-Wende. Besonders der Blister bringt uns nach vorn, aber natürlich wird alles sauber getrimmt.
Welche Trimmmöglichkeiten bietet noch mal das Groß, fragt der Skipper.
Schot, Traveller, Baumniederholer, Achterstag und Liekleine!
Fehlt noch was?
Nö.
Stimmt.
Absolut überzeugend und sogar Einhand möglich, rückwärts gegen den Wind an den Steg: Die stegseitige Achterleine über, bordseitig belegen ...
... Ruder hart backbord, Maschine voraus und die Yacht klappt langsam an den Steg. Danach alle anderen Leinen über, fertig. Am Ende freut sich der Skipper auf einen Tag in der Heimat und es gibt sogar einen ganz edlen Schluck zum Abschied, nein, nur einen!
Es ist immer wieder eine große Freude (siehe unten), mit euch zu segeln. Na und in gewisser Weise hat sich daraus eine kleine Tradition entwickelt – mal abgesehen davon, dass eure Gastgeschenke durchaus geschmacksbildenden Charakter haben - sollen. Tatsächlich, besseren Bordwein gab’s hier noch nie.
Zum Glück könnt ihr euch nicht gegen meine Bildauswahl wehren, aber bei der Gelegenheit, vielen Dank für satte 535 Fotos. Ich habe alle, wirklich alle durchgearbeitet. Noch was vorneweg: Nils, den neuen Moses (links), können wir gut integrieren. Am Ende hatter sogar als Steuermann einen souveränen Eindruck hinterlassen.
Na und das wir nicht rüber nach Dänemark, sondern nach Grömitz gerutscht sind, war sicher richtig, wir wären wohl mitten in der Nacht in Bagenkop angekommen. Okay, auch dann kann man dort hervorragend grillen, aber das ist in Grömitz dann doch komfortabler, obwohl längst die Bürgersteige hochgeklappt sind. Auch der ziemlich coole Grillplatz, Schwamm drüber, wichtig ist doch, „… was auf die Back kommt“.
Nach dem Wind wird immer wieder Ausschau gehalten, denn eigentlich ist ja Lübeck unser Bestimmungshafen, aber da haben wir die Rechnung ohne das hervorragende Wetter gemacht. Also schiebt uns ein leichter Anlieger gen Osten – ins Weltkulturerbe Wismar.
Dazu findest Du noch mehr hier: http://www.wismar-stralsund.de
Der kleine Stadtrundgang hat zumindest einen kleinen Eindruck hinterlassen, auch wenn Jannys Eis in die Pleite gesegelt ist. Sei’s drum. Jedenfalls ist der Westhafen in Wismar die bessere Adresse: Gut ausgestattete Schwimmstege, ausreichend Platz, ein aufmerksamer Hafenmeister, gute sanitäre Anlagen.
Und es ist nicht weit in die Stadt, z.B. in ein traditionelles Fischrestaurant, das ausgerechnet „Zägenkrug“ heißt. http://www.ziegenkrug-wismar.de Und so schmeckt mein Fisch denn leider auch. Nein, nicht nach Ziege. Das Ambiente gefällt uns jedenfalls besser.
Die Crew entwickelt sich und findet ihren Kurs inzwischen sogar allein. Nein, nein, nicht wie der Skipper vorschlägt, segeln wir direkt nach Lübeck, das uns als Ziel erhalten bleibt. Die Crew will noch einen Abstecher nach Kirchdorf und Timmendorf auf Poel einlegen. Wenigstens Kirchdorf kann ich soeben noch verhindern, aber Timmendorf/Poel (Foto oben) ist denn wirklich den Kurzbesuch wert.
Von hier segeln wir weiter nach Travemünde. Segeln? Wir schleichen uns durchs Offentief, aber da ist denn auch Schluss mit lustig, Flaute … und was für eine! Spätestens hier streichen wir Lübeck und entscheiden uns für Travemünde. Das entpuppt sich auch im nachhinein als richtige Entscheidung. Die Crew ahnt ja bei der Einfahrt nach Travemünde (unten links) noch nicht, welche highlights uns hier bevorstehen.Auf jeden Fall endlich leckeren, ehrlichen Fisch, direkt am Fischerei- und Yachthafen (unten rechts).
Danach aber leider ein grottenschlechter Kick gegen Österreich, der auch noch unverdient mit 2 : 1 gewonnen wird. Die Aussis können einem leid tun. Darauf wird hier rechts aber noch nicht angestoßen, das passiert viel später. Na und dann erfahren wir, dass wir morgen das zweitgrößte Passagierschiff der Welt erleben sollen, zwischen 0600 und 0700 soll die 92.000 BRT große „Queen Elisabeth“ hier einlaufen. Natürlich haben wir dazu unseren Logenplatz im Fischerei- und Yachthafen.
Tatsächlich läuft das 16-stöckige und knapp 300 m lange Hochhaus gegen 0700 Uhr in den Hafen ein, wirklich beeindruckend.
Gegen 1000 legen wir ab und wollen uns die Queen mal aus der Nähe ansehen. Zu diesem Zweck „schmieren“ wir einen jugendlichen Schlauchbootkapitän, der unseren Fotografen Paul für 5 € mit an Bord nimmt. Wie klein wir doch neben diesem Riesen sind.
Paul gelingt dann auch noch dieses eindrucksvolle Foto (oben rechts) von den „Nördlichen Ostwestfalen“ – jedenfalls wenn man’s genau nimmt, jau, nehmen wir.
Dann rutschen wir endlich aus Travemünde raus. Vorbei am nächsten Kreuzfahrer, vorbei an der blank geputzten Stadt.
Es gibt so viele Eindrücke, dass die Crew gar nicht weiß, wo sie noch hinschauen soll – Foto oben.
Draußen werden die Segel gesetzt und wieder entwickelt sich anfangs eine Schleichfahrt, aber diesmal mit Vorteilen für uns, weil wir unsere „Unterwassergenua“ klug einsetzen. Die „gegnerische“ Crew wird aufgefordert, ihr Kielschwein ordentlich zu füttern, ansonsten bekommt sie keine Chance gegen die flotte „Kalami Star“. Wir werden sie nie wieder sehen.
Klar, die „Kalami Star“ Crew kämpft aktiv auf der hohen Kante gegen die schwere See vor Grömitz. Eine Yacht nach der anderen wird kassiert, sogar eine 27er mit flatternden Segeln machen wir fertig … denkste. Am Steg berichten meine Nachbarn mit ner 38er Bavaria als die Dschunxx längst weg sind: „Was habt ihr denn da vor Grömitz gemacht? Wir haben euch einfach so eingesackt!“ „Keine Ahnung … ich hab unter Deck geschrieben.“ Was war da los, Dschunxx?
Egal, später werden wir wieder schneller und sind gegen 1930 zurück in Heiligenhafen. Mit dem traditionellen Grillfest klingt hier der 2011er Ostwestfalentörn aus.
Danke Dschunxx, es war wieder prima mit euch. Achtet bitte darauf, dass die Wellen an den Stammtischen mit dem zeitlichen Abstand nicht immer höher werden. Ich kenn'das und freu' mich jedenfalls jetzt schon wieder auf den nächsten Ostwestfalentörn – egal ob hier oder anderswo.
Stolz wie Oscar und das können Jens, Joachim, Ansgar und Jürgen nach der bestandenen SKS-Prüfung auch sein. Die Crew hat den SKS über Monate wirklich gearbeitet. Alle vier waren über den Winter im SKS-Quicky und haben Theorie gepaukt ohne Ende. Eigentlich eine unmögliche Crew: Sohn, Vater, Bruder und Freund der Familie (v.l.), so was hatte ich noch nie.
Noch am Dienstagabend wird eingecheckt, eingekauft, gestaut und schon einmal ein Teil der Sicherheitseinweisung absolviert.
Nach einem gemütlichen Abendessen der unvermeidliche Rundgang durch Heiligenhafen. Dabei gelingt Joachim dieser wunderbare sundowner (unten). Um 2300 ist die Crew in der Koje.
Mittwoch, 18. Mai
Seewetter: SW – W 3 - 4
Wir starten mit ersten Hafenmanövern in den SKS-Quicky, wenden auf engem Raum und fahren danach unter Maschine auf den SKS-Spielplatz vor Heiligenhafen. Ein paar andere Crews trainieren ebenfalls in der Nähe, wir werden uns am Freitag wieder sehen, hier!
Am Nachmittag die ersten Segelmanöver und das Steuern nach Kursangabe. Das ist für Einsteiger schon ganz schön schwierig. Gegen Abend wechseln wir auf die andere Brückenseite und trainieren vor dem Südstrand (Fehmarn) weiter. Wunderbar, die Dschunxx haben alle Manöver schon ersten Tag sicher im Griff. Die kleine „Hafenrundfahrt“ schließt sich in Burgtiefe und Burgstaaken an.
Hier nimmt die Boygroup Kurs auf den „Goldener Anker“ und ...
... stellt sich auch sonst gern der versammelten Presse
Um 2200 geht’s von Burgstaaken aus rein in die Nacht. Und plötzlich kommt die SKS-Theorie mit der Kartenaufgabe „Von Travemünde zum Kleinen Belt“ mit an Bord. Aus Theorie wird plötzlich Praxis und die Rolle als Navigator oder das Steuern nach einer Richtfeuerlinie erweist sich ganz schön schwierig. Dennoch, um 0030 sind wir wieder fest am heimatlichen Steg. Gute Nacht.
Donnerstag, 19. Mai
Seewetter: SW – S 2 – 3, später 2
Vielleicht hat gestern alles zu gut geklappt, ist die Euphorie mit der Crew übergeschwappt. Heute, am Tag vor der Prüfung plötzlich der Durchhänger. Kein Manöver klappt wirklich, einer steckt den anderen an, aus „Rund achtern“ wird „hinten durch“, nichts geht mehr. Frust! Zur geistigen Erneuerung machen wir am Deviationsdalben fest, Pause.
Danach hat der Wind ein Einsehen und bleibt lieber ganz weg. Was nun? Nun ist Pädagogik gefragt … und Motivation! Wir setzen trotzdem die Segel und lassen uns leise von der Maschine mitschieben. Jedes Manöver wird jetzt, einschließlich aller Kommandos, in absoluter Zeitlupe solange trainiert, bis es sitzt. Wir üben so lange, bis jeder die Manöver wirklich gefressen hat. Jetzt kann die Prüfung kommen, die Crew kann sogar wieder lachen.
Freitag, 20. Mai
Seewetter: Umlaufend schwachwindig
Um 0630 ist die Crew bereits auf den Beinen, der Pegel steigt, aber bei der Skipperbesprechung heißt es plötzlich, die Yacht ist nicht zur Prüfung angemeldet, die Prüfungsgebühren sind nicht bezahlt, da können wir euch leider nicht prüfen …
Der Prüfungsausschussvorsitzende in Lübeck wird angerufen, Stein und Bein geschworen, dass alles rechtzeitig erledigt worden ist - die Dschunxx haben sogar Kopien der Überweisungen an Bord. Damit konnten wir die Prüfer vor Ort dann auch überzeugen, die zeigen sogar viel Verständnis, beruhigen uns und sichern zu, dass wir geprüft werden. Allerdings müssen wir uns jetzt hinten anstellen, aber irgendeine Crew muss nun mal den Abschluss machen. Aufatmen an Bord und damit hat der Skipper schon mal seine "Prüfung" bestanden, sage ich Dir.
Die Crew ist jetzt natürlich erst recht nervös und Joachim nicht mehr wieder zu erkennen. Über Funk hören wir endlich, dass Thomas Beerbohm gleich zu uns übersteigen wird, dann geht’s los.
Über Prüfungsabläufe berichten wir an dieser Stelle nicht, aber so viel sei verraten: Bei so wenig Wind wird die Prüfung zu einer Geduldsprobe, die Manöver laufen in Zeitlupe ab und genau das hatten wir gestern trainiert. So bestehen dann doch alle, auch Joachim.
Uff, fällt mir ein Stein vom Herzen.
Ein paar Tage später noch diese Bestätigung aus Lübeck: Die offenbar untergegangenen Unterlagen sind wieder aufgetaucht. Na bitte.
Herzlichen Glückwunsch und allzeit gute Fahrt an die unmögliche Crew.