Mit der Idee, später mal Mitsegeltörns anzubieten, beginnt für uns die Suche nach dem „idealen“ Schiff Anfang November auf der Hanseboot 2006 und setzt sich danach bis in den April 2007 fort. Das Boot soll sich vor allen Dingen sicher und leicht auch mit unerfahrenen Gästen segeln lassen, mindestens über 6 komfortable Kojen verfügen, keine 12 m lang sein und eine Dusche wäre auch nicht schlecht. Maximaler Speed ist unsere Sache nicht.

Bei der Hanseboot wird die (für uns) unbezahlbare neue „Hanse 370“ Traumschiff und Orientierung zugleich. So oder so ähnlich soll unsere Neue werden. Mit allen in den Segelforen verbreiteten Vorurteilen gegenüber dem größten deutschen Anbieter, lassen wir die Bavarias lieber gleich Bb. liegen und verlustieren uns bei den unbezahlbaren Malös, Comfortinas, Dehlers, Elans und wie sie alle heißen. Nein, das war keine vertane Zeit, gut angelegte sogar, denn nun kennen wir die Messlatte. Letztes Kriterium der Preis: Mehr als 80.000 € sind nicht in der Schatulle.

Wir sind also im Gebrauchtbootmarkt unterwegs. Und das ist manchmal ein Haifischbecken, sage ich Dir, aber wo suchen? Es gibt vier bedeutende deutschsprachige Portale, in denen ich gesucht und gefunden habe: Das interessanteste Portal ist sicher www.boatshop24.com. Für den Bereich der Ostsee, aber inzwischen verwässert das zusehends, gehört auf jeden Fall auch ein Blick auf www.scanboat.com. Viele Yachten begegnen uns auf beiden Portalen und ich habe unsere Targa 96 auch wirklich überall zum Verkauf angeboten. Ganz interessant ist www.netboat.com. Weil diese Seite von der Bootsbörse betrieben wird, findest Du diese Angebote auch in der (gedruckten) Ausgabe der Bootsbörse, das ist für Anbieter oder Sucher interessant die keine Erfahrung mit dem www haben, die gibt es nämlich auch noch. Wer auf diesen Plattformen nicht fündig wird, der kann es noch auf www.yachtworld.com versuchen. Auf dieser Seite bieten ausschließlich Makler oder Broker ihre Boote an. Von Privat an Privat ist hier tabu. Gegen all diese Angebote ist der online Gebrauchtbootmarkt der Yacht eine Spielwiese, aber die Anzeigen in der Zeitschrift sind hochinteressant. Oft inserieren Anbieter, die sich im digitalen Zeitalter nicht zurechtfinden (oder nicht wollen). Fotos per mail? Ausrüstungsliste als Datei? Habe ich noch nie gemacht, hörte ich mehrfach. Wer hier schnell reagiert, hat durchaus die Chance auf ein Schnäppchen.

Und Holland ist super spannend. Das Wassersportparadies verfügt über den größten Gebrauchtbootmarkt in Nordeuropa, der sich z.B. auch über www.botenbank.nl oder www.botentekoop.nl erschließt. Doch Achtung, in Holland ticken die Uhren anders. Von Privat an Privat wird selten verkauft, das läuft meist über die Broker - die Provision zahlt der Verkäufer. Und nennt der potentielle Käufer einen Preis (in unserem Sinne von verhandeln), so gilt der bereits als verbindlich. Die holländischen Gerichte verstehen da gar keinen Spaß (Info aus dem Yachtforum). Okay, mir hat kein Holländer sondern ein deutscher Segler den Spaß verdorben, aber wer zuletzt lacht … siehe mein Bad im Haifischbecken Bootskauf. In Holland kannst Du vermutlich mehrere Boote gleichen Typs sogar an einem Tag besichtigen, so dicht liegen die hier beieinander.

Hast Du verschiedene Bootstypen im Visier, spitzt ein Testbericht die Entscheidung zu und macht auf Mängel und Schwachstellen aufmerksam. Leider ist nicht für jede Yacht ein Test auf dem Markt, aber wir hatten mit der 37er Glück. Testberichte findest Du gegen klingende Münze bei www.yacht.de oder im www.segeln-magazin.de jeweils unter Test & Technik. Kleinvieh macht für die Branchenriesen eben auch Mist. Der Palstek www.palstek.de veröffentlicht die Testberichte dankenswerterweise kostenlos zum download, damit ist der Palstek vorbildlich einsame Spitze.

Zurück zu unserer Suche: Aufgrund der eigenen Vorgaben hatten wir uns bereits im März für eine 37er Bavaria entschieden und auch der Test aus dem Palstek bestätigte unseren Kurs. Wir mussten nur noch die Richtige finden. "Kauf die bloß nicht", hörten wir hin und wieder von Leuten, die sowieso alles besser wissen. Begeisterung dagegen von Seglern, die selbst ne 37er segeln. Aber dann sollte es plötzlich doch die größere Bavaria 39 Caribik werden, weil die zwei Kojen mehr hat. Die 39 C ist aber nun mal 12,15 m lang, verfügt über 2 WC hat aber nicht mal Platz für einen Fäkaltank, dazu eine blöde Pantry und wurde 1993 zuletzt gebaut. Die Maschinen sind inzwischen 15 bis 17 Jahre alt und da die Boote meist in Charter gelaufen sind, ist häufig ein Refit fällig: Maschine, Teakdeck, Rigg, Segel … damit wollen wir in den nächsten Jahren nichts zu tun haben, also doch wieder eine 37er? Ja, genau die.

So ist es nun die topfitte und sehr gut ausgestattete 37-3 aus 2001, mit knapp 400 Motorstunden aus Neustadt geworden. Klar mussten wir am Ende unsere klamme Schatulle noch ein wenig weiter öffnen, aber dafür haben wir diese Yacht, gekoppelt mit einem Einführungstörn durch den Vorbesitzer, selbst die 31 sm von Neustadt i.H. nach Heiligenhafen überführt - und nicht aus Holland, Kroatien oder Griechenland. Übrigens gab es 2007 in Deutschland bisher nur zwei 37-3 zu kaufen. In Holland noch zwei, drei vergleichbare Boote, aber die Yachten im Mittelmeer sind fast alle aus dem Chartergeschäft. Die Preise sind im Mittelmeer (Achtung, meist ohne Mwst.) günstiger und wer in Kroatien oder Griechenland bleiben will hat sein Boot bereits an Ort und Stelle. Der Transport über die Straße, z.B. Marseille – Ostsee (oder umgekehrt) schlägt mit mindestens 7 – 9.000 € zu Buche. Klar geht's auch über die Kanäle in Frankreich „über Land“. Vier bis sechs Wochen bist Du dann von der Rhone über die Kanäle, Mosel und Rhein im günstigsten Falle unterwegs – wenn man den Informationen aus den Seglerforen folgt. Ich habe diese Erfahrung nicht selbst gemacht.

Wie man nun ein Boot kauft und mit welcher Strategie man verhandelt, muss jeder selbst herausfinden. Ganz entscheidend ist, ob Du einziger Kaufinteressent bist oder einer von vielen. Als einziger Kaufinteressent kannst Du es Dir leisten, dem Verkäufer ein Angebot zu machen, anzubieten, was Dir das Boot wert ist. Hier bestimmst Du den Kurs. Bei viel Konkurrenz stehst Du unter Druck, nicht der Verkäufer. Prüfe, was Du in einer solchen Situation, außer der Beteiligung am Preispoker, noch in die Waagschale werfen kannst. Vielleicht eine spätere Übernahme, Winterlagerarbeiten, Reparaturen, Abstriche bei der Ausstattung. Kurz, was hat der Verkäufer davon, wenn er an Dich verkauft.

Für die Bootsbesichtigung solltest Du alles, aber auch alles über diesen Bootstyp wissen. Im Zweifel, das schreiben alle Experten, soll ein Sachverständiger hinzugezogen werden, aber wo beginnen die Zweifel? Die Experten schreiben auch, dass das Boot aus dem Wasser muss. Gut und schön, aber diesen „Spaß“ hätte unser (und sicher auch andere) Verkäufer gar nicht erst mitgemacht, im Grunde stand ja schon der nächste Interessent auf dem Steg. Hier musst Du im Zweifel eben vom Kauf Abstand nehmen. Entscheidend ist , dass Du gut vorbereitet bist, den Test „gefressen“ hast, die Checkliste (gibts im download bei allen Segelmagazinen) im Kopf und die potentiellen Schwachstellen kennst, die Liste abarbeitest, Probe segelst und vor allen Dingen Bargeld für eine Anzahlung in der Tasche!!! Wenn alles passt musst Du das im richtigen Moment auf den Tisch legen – und möglichst den Kaufvertrag dazu (gibt's bei der Yacht oder segeln zum download). Hoffentlich hast Du damit Glück. So hab'n wir das jedenfalls versucht, aber ob das nun wirklich richtig war? Wir haben jedenfalls (noch) keine Zweifel.

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