"Kalamis" Nachtclub - der Wochenendklassiker

Ralf genießt mal wieder einen
Törn unter Dschjunx
    
Fallwinde vom Kronsberg?
Torgen weiß warum.
    

Mit neuer Kamera unter-
wegs: Karsten aus Mardorf
    

Böen aus der Geibelstraße?
Bernos Revier, der Maschsee.

Diese Dschjunx pfeifen nicht im dunklen Wald, diese wilden Kerle gehen segeln ... wenn's sein muss in der Nacht. Bei Lichte betrachtet sind das auch keine finsteren Gesellen, obwohl Bernos Sonnenbrille ... Jedenfalls wird auf der A 1 zwischen Lübeck und Neustadt der Einkaufszettel geschrieben, zwischen Neustadt und Oldenburg/Holst. schon mal der Törn gekoppelt: Heiligenhafen - Bagenkob - Marstal - Heiligenhafen, der Wochenendklassiker - wenn der Wind mitspielt.

Freitag, 13. Oktober, Heiligenhafen - Bagenkob

Wetter O 4 - 5

Die ewigen Staus auf der A 1 in Hamburgs Südosten zerren heftig an den Nerven, der von einer harten Woche ausgelaugten Crew, aber in einem "standesgemäßen" Auto fühlt sich das dennoch ganz komfortabel an. Statt 2,5 sind wir 4,5 Std. unterwegs. Es folgt die logistische Meisterleistung Einkauf, Stauen, Sicherheitseinweisung und "bereits" um 1910 Uhr beginnt die Reise nach Bagenkob. Als wir eine Viertelstunde später das Fahrwasser verlassen ist es stockdunkel und wir wollen aufgrund der besonderen Umstände nicht unerwähnt lassen, dass sich an dieser Stelle ein angehender Steuermann mt einer Tonne anlegen wollte. Zum Glück hat der Gedanke an ein Wiedersehen mit den Lieben daheim für eine entschlossene Kurskorrektur gesorgt.

 
Ab Heiligenhafen Ost stehen die Segel, wir haben freie Fahrt. Der Wind weht konstant aus ONO mit 4 - 5 Bft., die See etwa 1 - 1,5 m. Wir sind auf Anliegerkurs unterwegs und die Temperatur fühlt sich nicht wie 14 sondern eher wie 5° an. Die Wetterlage ist stabil, das Barometer liefert unverändert satte 1030 hPa. Leider ist es bedeckt, sodass kein Stern den Weg weist. Auf Fehmarn springt dafür Leuchtturm Flügge wegweisend ein, ein paar Fischer sind unterwegs und langsam kommen Lichter auf dem Kiel - Ostseeweg in Sicht. Querab und weit entfernt Westermarkelsdorf.

Während der Autopilot Kurs hält, kriecht der Besatzung die Kälte unter den Faserpelz. Abwechslung ist gefragt und damit kommt Karstens große Stunde: Die neue sündhaft teure digitale Spiegelreflexkamera fängt unvergessene Momente ein (fast alle Fotos sind von Karsten). Unter Deck ein wenig Ausbildung an der Karte und im Cockpit haben wir sehr viel Mühe, die Feuer bzw. deren Abstand richtig zu identifizieren.

Gelegentlich sorgt Rasmus für Unterhaltung. Ab und an klatscht eine Welle an die Bordkante und weht ein paar Gischtschleier ins Cockpit. Dann immer wieder Rätselaufgaben (plotten): Geht der Dampfer vor uns durch oder sind wir schneller? Manchmal löst sich die Frage gar nicht auf, weil wir inzwischen "Mitläufer" haben, die von Osten kommend Kurs auf den Großen Belt nehmen, schneller sind und die Peiiung dennoch steht.

Kjelds Nor, das Leuchtfeuer an der Südspitze von Langeland gibt nun die Richtung vor. Der 39 m hohe Leuchtturm (Feuerhöhe) ist mit einer Tragweite von 25 sm bereits seit 1905 in Betrieb.  Kennung: Flash (2) W 20s, also zwei weiße Blitze, 14 Sekunden Pause und das alle zwanzig Sekunden. Kjelds Nor ist von Bagenkob mit dem Fahrrad in 30 Minuten erreichbar. Überhaupt ist die Südspitze Langelands ein wunderbares Ausflugsziel.

 

Gegen Mitternacht endlich die Lichter von Bagenkob. Seit ein paar Minuten sind die Segel geborgen, weil die Insel den Wind nimmt. Aber was ist in Bagenkob los? Am Yachthafen Abbrucharbeiten ohne Ende, dieser Teil ist ja nicht wieder zu erkennen. Gerade wollen wir in die Box steuern, als Skippers Bauchgefühl ein Veto einlegt. Irgendetwas stimmt nicht. Also, Manöver abbrechen und dort in die Box, wo andere Boote liegen, ist ja auch kein Problem. Um 0030 Uhr sind wir fest, die Logge zeigt 30 sm.

 

Samstag, 14. Oktober, Bagenkob - Marstal (und zurück)

Wetter O 2 - 3, später S drehend
   

Punkt 0800 Uhr klopft der Hafenmeister: 115 Dän. Kronen sind ein fürstliches Salär, aber immerhin ist der Brugsen nicht abgebrochen und liefert frische Brötchen. Karsten hat Freiwache (und wird dafür Fotos abliefern) während die Dschjunx sagen wir mal ein "schnelles Frühstück" vorbereiten. Bevor wir um 1100 Uhr wieder ablegen noch ein Blick auf das in der Nacht abgebrochene Manöver: Hätte alles wie geplant gepasst, der Bauch hatte unrecht. Im Dunkeln sieht das eben ganz anders aus. Kopfkino halt. Nun also weiter nach Marstal, dem Südostzipfel meiner Lieblingsinsel Ærø.

 
    

Nach der kühlen Nachfahrt segeln wir bei leichten östlichen Winden in die Sonne, die sich allerdings schwer tut, auf Ærø setzt sich wieder Hochnebel durch. Groß und Genua schieben uns über die Marstal Bucht, bis ich plötzlich wieder dieses "Luftschnappen" höre. Zweifellos ein Schweinwal, aber 25 m weit weg und von der Kamera nicht mehr einzufangen. Die Mob-Taste steht bei 54° 48' 64'' N; 010° 35' 23'' O. Die Position geht später an die GSM. Dann Marstal und Murphys (oder besser Torgens) law: Das Brötchen fällt bekanntlich immer mit der Marmeladenseite auf den Boden. Torgen hat es ja auch 15 Minuten herauf beschworen und natürlich bekommt er die Pendelfähre Rudkøbing - Marstal in dem Moment vor den Bug, in dem wir unter Segel die schmale Hafeneinfahrt passieren wollen ... ist doch nur ne Herausforderung, der Rest Routine und dann sind auch diese 8 Meilen abgehakt.

Was tun in Marstal, Ærøs betriebsamer Schiffer- und Seefahrerstadt? Søfartmuseum? Noch nie gehört, sagt die Crew, aber interessant und schon sind wir drin.

    

Hier spürt man Marstals ehemalige Bedeutung als Dänemarks Segelschiffzentrum. In den Jahren um die 1900 er Jahrhundertwende war hier eine Flotte von über 300 Segelschiffen beheimatet. Und der Hafen bleibt mit Stahl- und Holzschiffswerften, Motorenfabrik, als Fährhafen und Heimathafen für ungefähr 50 Frachtschiffe weiterhin lebendig. Dazu ist Marstal einer der meist besuchten Yachthäfen des Landes und natürlich dieses Søfartmuseum. Ich entdecke immer wieder neue Ecken und Spuren meiner maritimen Ausbildung zum Matrosen in den späten 60ern.
 
 Zurück an Bord wechseln die obligatorischen Nudeln den Behälter, die Crew ist randvoll abgefüllt und bereit, zu neuen Ufern. Wir entschließen uns, mit der Rückkehr nach Bagenkob ein kleines Zeitpolster für die Rückfahrt nach Heiligenhafen zu ersegeln, als der Hafenmeister die Diskussion vorläufig beendet und für drei Stunden Liegezeit den vollen Tagessatz Havnepenge einstreichen will. Nun mag ich ja Marstal und alle Hafenmeister dieser Welt, aber jetzt wird der Steg zum orientalischen Basar. Es wird um Prozente gefeilscht, um Dän. Kronen, €uro, es wird die Ungerechtigkeit dieser Welt heraufbeschworen und wie oft ich schon hier war und noch kommen werde, aber es hilft nichts, 12 € bleiben auf Ærø. Marstal wird diesem Hafenmeister ein Denkmal setzen. Ein teures Pflaster.

Dann wird es höchste Zeit für den kurzen Weg. Inzwischen hat der leichte Wind auf SW gedreht und schiebt uns immer an der Wolkenkante lang (rechts). Dabei ist es empfindlich kalt. Die Hafenmanöver, das hatte ich ganz vegessen, fährt die Crew und diesmal gehen wir längsseits an die Pier - eine neue Herausforderung. Natürlich ist es längst dunkel.
   

Die Besatzung lässt den Tag ausklingen, Manöver werden kritisch reflektiert, der Nachtklub macht sich über den flüssigen Proviant her und findet erst in der Koje seinen Frieden. Bei Sonnenaufgang herrscht tiefe Ruhe an Bord, nur den Fotografen hält es nicht mehr in der Koje...


Sonntag, 15. Oktober, Bagenkob - Heiligenhafen

Wetter S 2, später SO drehend

... weil Karsten, jenseits vom frisch gebrühten Kaffee, ein Casting bei den Fischern durchführt und mit wunderbaren Fotos zurückkehrt. Das hat sich also gelohnt. In Respekt vor der ortsansässigen Seemannsschule wird vor dem Ablegen praktische Seemannschaft geübt: Eindampfen in die Vor- oder Achterspring. Der dicke Kugelfender wandert dabei von vorn nach achtern und um 1015 Uhr hat uns die Ostsee wieder. Wie in Zeitlupe "treideln" wir die Küste auf Südkurs runter. Konkurrierende Mitbewerber kassieren uns (aber nur mit Spi) oder werden passiert.

Am Ende hilft das alles nichts, das bisschen Wind hat keinen Bock mehr und so muss die Maschine den Weg "nach Hause" sicherstellen. Dafür scheint endlich die Sonne. Während der Skipper mühsam und fleißig sein Boot poliert, positioniert die Crew lässig ihre begnadeten Luxuskörper in schädlicher UV-Strahlung. "Fehlt nur noch, dass ich euch einen Bacardi im Bastrock servieren muss", brummelt der Skipper unverständlich vor sich hin. Dann wie gewohnt Flügge, da hinten die Fehmarnsundbrücke und Torgen gelingt in Heiligenhafen ein wunderbares Anlegemanöver.

Hat Spaß gemacht, Dschjunx.