Auszug aus dem Logbuch der SY "Kalami" vom 25. Juni 05:

Wir haben unverschämtes Glück, am Samstag, 25.06.05, ab 17.15 Uhr, denn eigentlich wollten wir mit unserer SY "Kalami" von Orth/Fehmarn rauf nach Rødby/Lolland. Da wir jetzt Nordwind mit gerade noch 3 Bft. haben und die Kaltfront eine unruhige See hinterlassen hat, machen wir kaum eine Meile gut. Immer wieder stampfen wir uns beinahe fest, machen wenig Fahrt und dann lässt uns der Wind nahezu ganz im Stich. Nach kurzem Palaver ändert die Crew das Tagesziel und weil wir unbedingt die Confederationcup Begegnung Deutschland gegen Brasilien sehen wollen, entscheiden wir uns raumschots für irgendeine Kneipe mit Fernseher in Großenbrode - da waren wir schließlich noch nie. Nach der Wende schiebt uns das bisschen Wind mit Kurs auf die Fehmarnsundbrücke durch inzwischen entspannteres Wasser. Dabei werden wir von einem britischen Klassiker überholt und neidisch schaut der Skipper der Yacht von der Insel hinterher.
 
 

Um 17.15 Uhr haben wir den Leuchtturm Flügge etwa eine sm querab, als uns Leichtmatrose Niklas (13 J.) sagt, "... da, da war eben ein Fisch". Peter und ich haben nur ein leises Platschen gehört und Peter, der auch gelegentlich angelt, tippt sofort auf einen Hornhecht, "... die sind zu dieser Jahreszeit ziemlich weit oben unterwegs", während Karsten mit dem Camcorder immer noch die Bugwelle einfängt – „… für den guten Ton auf der homepage“, erläutert er später, während die Crew wieder zur Bordroutine übergeht. Ein paar Sekunden später die Überraschung: Da!!! Beinahe im Kielwasser taucht ein Schweinswal auf und gleich daneben ein zweiter, beide vielleicht 20 m backbord achteraus. Schnell haben die Meeressäuger "Kalami" und uns an ihrer Seite, schwimmen knapp einen Meter neben der Bordwand, tauchen unter, kehren zurück - oder sind es mehr als zwei, vielleicht vier oder sechs? Wir wissen es nicht. Immer wieder dasselbe Spiel und vielleicht kehren sie nur deshalb zurück, weil sie in aller Ruhe von Karsten gefilmt werden wollen. Diesem Wunsch folgt Karsten natürlich gern und fängt die eleganten Schwimmer mit dem Camcorder ein.
 
   
Es ist unglaublich, die können gar nicht genug kriegen und wiederholen mehrfach ihre Vorstellung, als wollten sie uns diese Botschaft übermitteln, „ … seht her, es gibt uns noch, zeigt unseren Freunden und besonders unseren Gegnern diese Bilder. Nur wer uns kennt, wird uns schützen, macht auf uns aufmerksam und sorgt damit für unseren Schutz.“ Gleich darauf entfernen sich die Schweinswale vielleicht 50 m und wir sehen eben noch die Rückenflossen, dann kehren sie zurück, ohne dass Karsten als Kameramann " … und action!" rufen muss.
 
10 -15 Minuten lang sind wir schier aus dem Häuschen, denn aus dieser Nähe haben wir Schweinswale noch nie gesehen - und gehört! Gut, letztes Jahr im September haben Sabine und ich, ebenfalls hier vor Flügge, zwei Schweinswale aus der Ferne beobachtet und 2001 im Juli an der Nordspitze von Langeland. Dieses Lied können sicher viele Segler singen, aber dies ist eine neue Strophe. Als Karsten in Großenbrode die Bilder auf dem Display überprüft, sind wir hocherfreut über dieses Erlebnis und über unseren Kameramann. Karsten konnte zwar keinen Spielfilm einfangen, aber für einen kurzen Clip reicht es allemal. Dass Deutschland inzwischen respektabel gegen Brasilien verloren hat spielt nun wirklich keine Rolle mehr.

Nach diesem Erlebnis, glaubten wir uns einer kleinen Sensation auf der Spur, aber was ist diese kleine Sensation gegen die Entdeckung eines Finnwals vor Rügen. Dazu Spiegel-TV am 11.07.05 :


40-TONNEN-KOLOSS

Toter Finnwal vor Rügen entdeckt

Wissenschaftler sprechen von einer Sensation. Segler haben einen toten Finnwal vor Rügen treibend entdeckt. Das 18 Meter lange Tier, das sich offensichtlich in die Ostsee verirrt hatte, wurde nach Stralsund geschleppt und soll sofort seziert werden.
   
Stralsund - "Der Fund ist eine zoologische Sensation für den südlichen Ostseeraum", sagte Harald Benke, Chef des Deutschen Meeresmuseums Stralsund der Nachrichtenagentur dpa. Das tote Tier war gestern zwischen den Inseln Rügen und Greifswalder Oie von Seglern entdeckt worden. Inzwischen wurde der 40 Tonnen schwere und 18 Meter lange Wal nach Stralsund geschleppt, wo er heute Abend aus dem Wasser gehievt werden soll. Mit großer Wahrscheinlichkeit handle es sich um einen Finnwal, erklärte Benke. Dies sei die zweitgrößte Walart überhaupt. Seit Beginn der Aufzeichnungen im 14. Jahrhundert wurden nach Angaben des Meeresmuseums erst fünf tote Finnwale im südlichen Ostseeraum nachgewiesen. Der letzte Finnwal wurde 1944 in der Wismarbucht geborgen. Davor sichteten Fischer 1899 und 1825 jeweils ein totes Exemplar des Riesensäugers vor dem heute polnischen Diwenow sowie bei Hiddensee.
 


Auszug aus dem Logbuch der SY "Kalami" von Samstag, 02.09.06

Samstag, 02.09.06, Spodsbjerg - Heiligenhafen

Wetter für Belte und Sund: SW – S 3 – 4, zunehmend 5, Westliche Ostsee: S 3, später 5.

Der letzte Segeltag beginnt mit dem "Besuch" einer kriminellen Vereinigung: Notgedrungen müssen wir das Frühstück mit ca. 50 Wespen teilen. Nein, mehr sind es nicht, ich hab die Bande auf einem Foto gezählt. Willste die Biester mal sehn?


Vergisses, wichtiger ist, dass sich die Sonne hin und wieder gegen den Nebel durchsetzt. Als wir ablegen ist es noch immer diesig, auf dem Wasser beträgt die Sicht eine knappe Meile. „Natürlich“ kommt der Wind mal wieder von vorn, aber während ich das schreibe erinnere ich mich, welch wunderbare Windbedingungen wir während dieser Reise hatten. Also, heute kommt der Wind von vorn und da er später auf S drehen soll, segeln wir zunächst einen langen Schlag rüber nach Lolland, damit wir von dort auf Anliegerkurs gehen und uns von der Berufsschifffahrt freihalten können.

Wir sind sehr langsam unterwegs, passieren den Tiefwasserweg, sehen immer wieder die Großschifffahrt, manchmal schemenhaft wie Geisterschiffe, bis vor uns die schmale Landzunge von Albuen/Lolland auftaucht. Während wir unsere Position in der Karte markieren wird klar, dass wir beinahe 2 kn Strom haben, der nordwärts setzt. So wenig Wind und so viel Strom? Damit haben wir nicht gerechnet. Nun auf SW-Kurs treten wir beinahe auf der Stelle, bis uns um 1440 Uhr ein Geräusch alarmiert. Ein Schweinswal? Wieder das typische „Luftschnappen“ und dann sehen wir den kleinen Tümmler noch zwei- dreimal auftauchen. Die Mobtaste des GPS registriert 54° 51'02'' N; 010° 55'57'' O, die Kamera hatte keine Chance, den selten gewordenen Meeressäuger „einzufangen“.

Eine halbe Stunde später beinahe eine Kopie, diesmal auf 54° 49'44'' N; 10° 54'00'' O. Vermutlich ist es derselbe Außenbordskamerad, der nur meine Sportlichkeit testen will, zwei- dreimal auftaucht und als ich endlich den Camcorder zur Hand habe verschwindet. „Es ist Schweinswalwetter“, flüstert Sabine leise, damit wir ja kein Geräusch verpassen.

Was ist mit unserem Tempo? 2 – 3 Bft. aus S, weiterhin 2 kn Strom gegenan und immer noch Albuen an Backbord; Fahrt über Grund 0,5 kn! Die Arbeitsfock muss runter und die Genua für mehr Vortrieb sorgen. Segelwechsel. Bei dem Wind kein Problem, aber ausgerechnet jetzt schon wieder ein Schweinswal? Tatsächlich, wieder das typische „Luftschnappen“, dann nochmal und daneben wieder, es sind mehrere „Marsvine“ – wir sind schließlich in dänischen Gewässern unterwegs. Ist das eine „Schule“? Fünf oder sechs Schweinswale ziehen langsam in West-Ostrichtung durch unser Kielwasser. Vielleicht sind sie 20 m entfernt und diesmal läuft der Camcorder mit und hält diesen Moment ganz sicher fest. „Kommt näher“, flüstert der Kameramann und hat in Gedanken schon den Videopreis beim Wettbewerb der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäuger (GSM) in der Tasche, als noch ein Nachzügler dem Kurs der „Schule“ folgt. Um 1530 Uhr ist die Show vorbei, das GPS zeigt 54° 49'20'' N; 10° 53'77'' O. Was für ein seltenes Glück. Folgt man der GSM-Einschätzung, dass in der Ostsee noch ca. 600 vom Aussterben bedrohte Meeressäuger leben, so haben wir eben 1 % davon gesehen.
 

Dieser Clip ist ein Zusammenschnitt verschiedener Schweinswalsichtungen unserer Segelreise nach Samsø und ein Wettbewerbsbeitrag für die GSM dazu. Vermutlich hat dieses Video verdientermaßen Platz sechs von sechs eingereichten Beiträgen erhalten. Nun ist aber auch klar, warum diese Seite Wal-TV heißt - oder?

Mit der Genua werden wir endlich schneller und mit dem richtigen Segeltrimm läuft „Kalami“ wie auf Schienen. Während „Kalami“ also allein Kurs hält trinken wir Kaffee und überprüfen im Display des Camcorders die Show der „Braunfische“, so werden Schweinswale auch genannt. Haben wir vielleicht noch mal Glück? Denkste! Gegen 1800, wir stehen kurz vor dem Kiel-Ostseeweg, kündigt eine bedrohliche Wolkenwand extrem schlechtes Wetter an. Der Wind bleibt nun ganz weg, die Segel sind runter, der Motor läuft und als sich der wolkenbruchartige Regen nähert, legen wir Schwimmwesten an, schalten Kanal 16 ein, doch auf UKW herrscht Funkstille. Wir schließen die Kuchenbude und halten gehörigen Ausguck. Die Position und Richtung der Großschifffahrt habe ich mir eingeprägt wie nie. Aktuell besteht also keine Gefahr. Als der Regen einsetzt und wie aus Eimern schüttet sehen wir nur noch Wasser. Es ist beinahe dunkel und die Sicht auf 20 m runter. 20 m und das unmittelbar vor dem Kiel-Ostseeweg. Spannung kommt auf und als der Regen nicht nachlässt Hochspannung. „Du beobachtest nur die Backbordseite, ich übernehme Steuerbord“, höre ich den Skipper. Hoffentlich sieht uns die Großschifffahrt und dass Radargeräte bei Starkregen nur noch Echos auf ihrem Monitor haben, durfte ich beim SSS selber lernen. Die haben's auch nicht leicht mit uns. Nach einer gefühlten Stunde, in Wirklichkeit waren es 15 Minuten, ist der Spuk vorbei, klart das Wetter auf. Wir haben wieder Durchblick.
 

Fehmarn kommt in Sicht und als es ein zweites Mal dunkel wird segeln wir bei Jimi Hendrix vorbei. Das alljährliche Love & Peacefestival, traditionell am ersten Septemberwochenende in Erinnerung an den großen Meister. Wolf Maahn spielt heute Abend hier, Mungo Jerry und Taste wurden für das Festival wieder ausgegraben und die hab'n keinen nassen Arsch gekriegt? Inzwischen ist das Feuer von Flügge querab und die Lichter von Heiligenhafen voraus. Der kleine Heiligenhafener Leuchtturm lotst uns in den weißen Sektor und übergibt uns an die Richtfeuer des Fahrwassers. Um 2140 Uhr sind wir mit insgesamt 250 sm im Kielwasser wieder zuhause. Besser geht's nicht.
 

 
11. Mai 2009

Am Ende der Saison 2009 konnte ich 80 Schweinswalsichtungen an die gsm weiter leiten. Die wohl schönste Sichtung hat Wilhelm während des SKS-Ausbildungs- und Prüfungstörns im Mai eingefangen. Auf dem 70 sm-Törn von Flensburg nach Heiligenhafen, wird "Kalami Star", am 11.05.09, für mehr als eine Stunde von einem Schweinswal begleitet.

Mal wurde der Kameramann nach Backbord, dann wieder nach Steuerbord gelockt. Immerhin ließ sich das Marsvin (dän.) für ein paar Bilder gut ablichten, bevor es wieder abtauchte. Ich hab noch ein bisschen "grün" rumgemacht, damit wenigstens 'ne kleine story draus wird. Um Maßnahmen für den Schutz der Schweinswale einzuleiten, bittet die gsm alle Segler, Sichtungen zu melden. Das geht über die gsm-homepage online schnell und unkompliziert. Vielen Dank.


Dieses Video ist eine kleine Sensation, noch nie wurde ein weißer Schweinswal in der Ostsee mit der Videokamera eingefangen. Während wir am 17. April 12 mit Mitch, Stefan, Marcus & Martin Rund Fehmarn unterwegs sind, hat Mitch im Fehmarnbelt das Glück und zieht den weißen Wal ins Netz. Am 03. Juni, Sabine und ich sind mit Heike und Dörte, von Warnemünde unterwegs nach Stralsund, begleitet uns zunächst vor dem Darßer Ort ca. eine halbe Stunde lang ein Schweinswal. Hinter dem Darßer Ort wollen dann zwei Schweinswale unbedingt aufs Video. Ihre Show dauert bestimmt auch dreißig Minuten. Großes Kino.