Ein bißchen Ijsselmeer, ein bißchen Binnen oder nix von alledem bringen Barbara, Laura und Daniela mit an Bord. Und 10 Tage sollen für Rund Fyn wohl reichen, so der Plan. Zeit haben wir also genug, aber haben wir auch das Wetter ..?

Am ersten Abend (Freitag) segeln wir rüber nach Orth/Fehmarn. Schon mal raus, Seeluft geschnuppert und dann passen wir gerade noch in die allerkleinste Lücke direkt vor dem Hafenmeisterbüro. Na klar und gleich noch rüber in den Ostseeblick, Fisch gibts ... nach einer kurzweiligen Stunde Wartezeit, Hochsaison halt.

 

Frühstück in Orth/Fehmarn und am Nachmittag die naturkundliche Wanderung auf dem Graswarder

Samstag, 24.07.: Orth - Bagenkop (Heiligenhafen)

N - NW 4 - 5, strichweise 6, einzelne Schauer-, später Gewitterböen

Am Samstag dann die Reise rüber nach Dänemark,  ... aber denkste, 5 - 6 Bft. aus NW  verlangen uns alles ab. Wir versuchen nach Kiel abzulaufen (kein Schießbetrieb) oder hoch nach Spodsbjerg, aber die Welle stoppt uns immer wieder, es ist einfach zu viel Wind und das muss man absolute Beginners nicht unbedingt antun. Vielleicht wird es morgen besser und deshalb gehen wir zurück nach holy harbour.

In Heiligenhafen hat unser Animateur eine naturkundliche Wanderung auf dem Programm und motiviert uns zum Graswarder (für Biologielehrerinnen auch in den Ferien interessant). Dass wir nebenbei mit den Ferngläsern die Strandung einer Yacht auf dem Großenbroder Steinriff beobachten konnten, war nun wirklich nicht geplant ... am Ende wird die Yacht vom Rettungskreuzer abgeborgen.

Genauso schön wie die naturkundliche Wanderung die wunderbaren Häuser auf dem Graswarder
 

Sonntag, 25.07.: Heiligenhafen - Bagenkop (Grömitz)

NW 5 - 5, später W drehend, anehmend 3 - 4, Schauerböen, See abnehmend 0,5 - 1,5 m

Heute der zweite Versuch, rüber nach Dänemark, aber auch diesmal bleiben wir immer wieder in der Welle hängen und die Crew wird heftig durchgeschüttelt. Warum also unbedingt nach Dänemark, überlegen wir, wir wollen keinen Stress, lasst uns die Lübecker Bucht neu vermessen, vielleicht nach Neustadt, Lübeck  oder Wismar und Poel? Bis Grömitz kommen wir heute locker und haben obendrein Landabdeckung und dafür wunderbaren Wind.

Also wird gewendet, passieren wir bald die Fehmarnsundbrücke und segeln in Rauschefahrt bis Dameshoved. Die letzten Meilen bis Grömitz wird aus dem Raumschotkurs zwar noch ein Anlieger, aber um 1800 sind wir nach 24 sm fest in Grömitz.

In Grömitz muss mein Lieblingseiscafé, das La Crema dran glauben, aber nach der Bullenhitze der letzten Wochen wird es nun deutlich kühler und für dieses Wetter ist doch eine Kuchenbude ein echter Segen. Und was wir noch erleben? Die (noch unerfahrene) Crew steuert und schießt inzwischen die Leinen auf, als hätten sie nie was anderes gemacht.


Montag, 26.07.: Grömitz - Lübeck

West 4, abflauend, See 1 m

Am Montag geht es weiter nach Lübeck. Diesmal unter Maschine, von Wind kann keine Rede sein. Gern hätten wir in Travemünde einen Zwischenstopp eingelegt, aber es ist Travemünder Woche und da ist die Chance auf komfortable Liegeplätze gleich Null. Immerhin wird uns ersatzweise die "Peter Pan" (Foto unten) vor den Bug geschoben, was für ein Motiv.

„Peter Pan“, die Geschichte des schottischen Schriftstellers James Barrie, erschien 1904. und handelt von Peter Pan, einem Jungen aus London, der nicht erwachsen und „vernünftig“ werden will. Stattdessen fliegt er eines Nachts gemeinsam mit seinen Freunden nach Nimmerland. Dort ist das Leben ein reines Abenteuer, und man muss eben nicht erwachsen werden. Ab und zu kommt Peter Pan zurück. Dann besucht er Kinder und Erwachsene in ihren Träumen und nimmt sie für ein paar Stunden mit nach Nimmerland.

Jedenfalls nimmt uns (der Londoner Junge) Peter Pan mit die Trave aufwärts. Immer im Blick, um 1230 öffnet die Eric-Warburg-Brücke in Lübeck. Wenn wir die nicht pünktlich erwischen, stehen wir  bis 1900 draußen vor der Tür, aber unser Zeitfenster wird nicht zugeschlagen.

Gleich nach der Brücke haben wir das Weltkulturerbe Lübeck vor der Kamera und das ist immer wieder ein beeindruckender  Moment. Wenig später begrüßt uns nach 22 Motormeilen die ausgesprochen nette Hafenmeisterin der Hansa-Marina (Foto rechts). Dazu musst Du wissen, niemand kann so charmant 31,60 € Liegegebühr kassieren und so ganz nebenbei erklären, dass das Duschen in Boltenhagen noch teurer ist. M.E. ist das hier Deutschlands teuerster Yachthafen - nur fehlt für den Betrag die entsprechende Leistung. Die sanitären Anlagen sind durchaus gewöhnungsbedürftig.

Die Crew ist jedenfalls von Lübeck begeistert und geht erst einmal ... shoppen, obwohl ich eine Stadtführung angeordnet hatte. Natürlich können mich diese ersten Anzeichen von Meuterei nicht wirklich beeindrucken, also schleppe ich "meine" Frauen am Abend zunächst durchs Gängeviertel, zum Essen in die einmalige Schiffergesellschaft und da St. Petri noch geöffnet hat, liftet uns der Fahrstuhl auf die 50 m hohe Aussichtsplattform. Ein Ausblick, den man nicht vergißt: die Altstadt mit St. Marien liegt uns zu Füßen, das Rathaus und die anderen Backsteinkirchen, dazu Holstentor und die Ausflugsschiffe auf der Trave. Wir können sogar unsere Route auf der Trave verfolgen, erkennen Travemünde, Ostseeküste und die Hügel im Holsteinischen Land.

 

Auch auf diesem Foto werden wieder Ansätze von Meuterei sichtbar. Nicht umsonst hat frau dieses Motiv gewählt und sich offensichtlich mit dem Teufel verbündet.


Dienstag, 27.07.: Lübeck - Wismar

NW 2 - 3, See 0,5 m

Was willste machen, wenn der Wind nicht weht? Schließlich sind wir doch alle  irgendwie  Motorboote, die einen halt ohne, die anderen mit Mast (Erkenntnis aus dem Yachtforum). Jedenfalls sind wir vom Ablegen in Lübeck bis zum Anlegen in Wismar mit dem Volvopenta unterwegs. Zaghafte und verzweifelte Segelversuche lassen wir hier mal außen vor.

Wie schön, dass der Skipper mal wieder vorab seine "Lesung" über das Reiseziel hält, aber schon die Einfahrt in den Alten Hafen ist wirklich beeindruckend, die Hansekogge "Wissemara" begrüßt uns bereits auf dem Wasser. Wir haben gelernt, Wismar ist Weltkulturerbe und das Anlegemanöver in die ach so kleine Lücke dann natürlich Weltklasse (37 sm).


Mittwoch, 28.07.: Wismar - Neustadt i.H.

NW 3 - 4, später etwas zunehmend, vereinzelt Schauerböen, See 0,5 - 1,5 m

In aller Herrgottsfrühe verholt der Skipper den Kahn in den Wasserwanderhafen, weil im Alten Hafen  keine sanitären Anlagen sind. Die Crew ist halt anspruchsvoll und außerdem kommt hier der Bäcker noch im Trabi vorbei.

Heute wollen wir nach Neustadt i.H. und damit liegen rund 30 sm vor uns. Niemand ahnt, dass  ca. 20 Segelversuche, Winddreher, kleine Probleme mit dem Wegerecht, verdammt große Blaualgenteppiche und ein kräftiger Schauer vor uns liegen.  Für die 31 sm benötigen wir sieben meist nervige Stunden.

In Neustadt schaffen wir nur einen kurzen (schaurigen) Landfall, an Bord ist es ja auch ganz schön - Foto unten links.

Donnerstag, 29.07.: Neustadt - Burgstaaken

W 5 - 6, Schauerböen, See 1 - 2 m

Endlich Wind, beinahe zu viel Wind, aber der Crew sind in den letzten Tagen Seebeine gewachsen und  5 Bft. stecken die locker weg. Ab Dameshoved immer wieder 6 Bft. sodass wir die Tücher immer weiter reffen müssen. Dann, mit Großenbrode an Backbord, segeln wir wie auf der Flucht einem Wolkenungetüm davon und "retten" uns gerade noch in den sicheren Hafen. Immerhin sind wir die 27 Meilen im Schnitt mit 5,4 kn gesegelt. Im Hafenkino läuft heute der Film, wie legen Traditionssegler an, setzt sich eine attraktive Seglerin in Szene und ein Posaunenchor stürzt uns in depressive Stimmung.


Freitag, 30.7.: Burgstaaken - Rødby

W 5 - 6, Schauerböen, See 1 - 2 m

Die Schuhe auf dem Foto oben stehen für Shopping. Die Crew wandert nach Burg und verlustiert sich dort in diversen Läden, wir lassen uns Zeit. Aber wir wollen wenigstens für einen Tag nach Dänemark und starten um 1330 mit Kurs auf Rødby. Wieder beamen uns 5 - 6 Bft. immer an der Reffkante lang durchs Wasser. Ab Puttgarden lässt der Wind nach, um dann ab Fahrwassermitte Kiel-Ostseeweg  auf 6 Bft. aufzufrischen. Wir verkleinern die Segeln gleich zweimal und geraten immer  stärker in die von Westen auflaufenden Grundseen vor Rødby. Bis zu 2 m hohe Wellen verschaffen sich ordentlich Respekt, aber dann sind wir endlich drin.

Rødby war bisher für mich ein absolut langweiliger Hafen. Daran hat sich im Prinzip auch nix geändert, ein wunderbarer Strand gleich am Hafen, der Ort weit weg, die sanitären Anlagen aus einer anderen Zeit, aber was ist hier im Hafen los? Mit dem Bau des neuen Windparks Offshoretechnik und -boote ohne Ende. Außerdem wird besonders von hier aus die Fehmarnbeltquerung vorbereitet, stehen von Schleppern bewachte Plattformen auf beiden Seiten des Femerbaelt in der Ostsee. Irgendwie Aufbruchsstimmung.

Samstag, 31.07.: Rødby - Heiligenhafen

S - SW 4, See 0,5 - 1 m

Bevor wir in Rødby ablegen muss ich von Klaus erzählen, der in Sahrensdorf/Fehmanrn seine Yachtwerft betreibt. Klaus liegt mit einem Schmuckstück  von Boot (Foto links) neben uns, dass er selbst  wunderbar saniert hat. Die 70 Jahre alte englische Yacht ist auf Umwegen aus der Karibik  rüber nach Fehmarn und hätte wirklich eine eigene website verdient. Vielleicht holt Klaus das noch (auf seiner website) nach, wir haben uns über den kurzen Kontakt jedenfalls sehr gefreut.

Sei's drum, um 1130 nimmt Klaus Kurs auf Marstal, wir müssen zurück nach Heiligenhafen.

Wieder sind wir super unterwegs. 4 - 5 Bft. bringen uns auf Anliegerkurs schnell rüber nach Westermarkelsdorf. Wie schon so oft, verlässt uns hier der Wind oder kommt schwach umlaufend von überall her. Wir sind in einer Windlotterie gelandet und ziehen eine Niete. Das eiserne Segel muss für ein paar Meilen ran, bevor es im Fehmarnsund wieder auffrischt. Am Ende haben wir in Heiligenhafen 32 sm auf der Logge und waren insgesamt 209 Meilen unterwegs. 

Dann wird gepackt und wir beschließen den Törn ganz feierlich in Weinigels Fährhaus. Nein, nicht ganz, beim weinseligen Abschied an Bord wird dem Skipper ein geheimnisvolles Päckchen als Dankeschön überreicht und als ich es endlich auspacke, treffe ich auf eine dänische Puppe ... nein, nein, nicht zum Aufblasen, diese hier ist aus Holz und kann mit verschiedenen Kleidern immer wieder neu angezogen werden - Unterwäsche hat sie natürlich an. "Stine" soll dem Skipper bei zukünftigen Törns "allein unter Frauen" wohl ein bißchen die Einsamkeit nehmen. Wenn das mal hinhaut, auf jeden Fall ein Riesenspaß für die ganze Crew und ein Dankeschön an Barbara, Laura und Daniela zurück.

Von diesem Törn ist ein Video in Vorbereitung, aber darauf müssen wir noch ein wenig warten.