2005
Freitag, 21.10.05 Heiligenhafen - Burgstaaken
Nur ein paar Boote liegen noch am Steg 5 in Heiligenhafen, die Saison ist gelaufen und die Hafenmeister haben sich in die Verwaltung zurückgezogen. Seglerisch ist längst Winter, meteorologisch Herbst, gefühlt immer noch Spätsommer. Wie schade, dass uns die Klimaforscher dieses schöne Wetter nicht in vollen Zügen genießen lassen, sondern uns auf allen Kanälen gebetsmühlenartig für den einsetzenden Klimawandel verantwortlich machen. Von den Vorteilen, wie z.B. niedrigen Heizkosten, ewigem Sommer & endlich Palmen an der Ostsee redet niemand. Kein Boot bräuchte mehr ins "Winterlager" - aber hört da überhaupt noch jemand hin? Ist da vielleicht noch wer? Ach Du.
Bis es so weit ist haben wir jetzt 3 Bft. aus SO, segeln ab 1230 in den seglerischen Winter und verlassen Heiligenhafen (u. li. Blick zurück aus dem Fahrwasser). Kein Boot weit und breit, wo im Sommer gelegentlich mit hohem Verkehrsaufkommen gerechnet werden muss. Als wir das Fahrwasser hinter uns haben und der Automat das Ruder übernehmen soll, rastet der mal wieder aus. Der Autohelm ist so "verletzungsanfällig" und nervt nur noch rum. Direkt vor der Fehmarnsundbrücke erwischen wir endlich einen Segler, ansonsten ist auf dem Wasser "tote Hose". Wie so oft haben wir den Wind im Fahrwasser genau von vorn und müssen unter Maschine bis zur Ansteuerung.
Von der Ansteuerungstonne bis Burgstaaken schenkt uns der Wind zum final countdown noch eine geruhsame Segelstunde. Dann machen wir an der Tankstelle für die erste Saisonbilanz fest. Knapp 70 Ltr. Diesel haben wir verbraucht, im letzten Jahr waren es 220 Ltr. Das spricht für guten Wind, der immer noch stetig aus Südost hereinweht.
Nun sollen wir rückwärts an die Pier, damit der Kran den Mast ziehen kann. Na und das Manöver haben wir ohne Ende bei der SSS-Prüfungsvorbereitung in Marinaminde trainiert. Das sitzt immer noch wie Radfahren. An der Pier werden die Segel für den Winter verpackt, Baum und Rohrkicker demontiert sowie die Wanten und das Achterstag gelöst.
Dann kommen wieder Wilhelm der Kranführer und Jürgen Kölln mit Trecker & Hafentrailer. Erstmals hievt der neue 25 to Kran von Baltic Kölln "Kalami" in Burgstaaken von buten nach binnen. Leider entdecken wir vor dem Absetzen des Bootes auf den Trailer einen minimalen Spalt zwischen Kiel und GFK. Auf dem Foto links ist der nicht mal milimeterbreite Spalt, der durch das Bootsgewicht jetzt natürlich geschlossen ist, gut zu erkennen. Das wird teuer, schließlich muss der Kiel gelöst und "Kalami" tagelang für die Reparatur angeliftet werden. Dann wird der "Zwischenraum" gereinigt und mit Dichtmittel ausgespritzt, bevor "Kalami" wieder abgesenkt wird und die Bolzen angezogen werden können. Mit dieser Macke stellen wir uns bei "unserem Bootsbauer" als dritte Crew hintenan - der hat auch Hochkonjunktur.
Damit ist der Skiurlaub in den Alpen gestrichen, im Harz ist es ja auch ganz schön. Wie schade, aber dennoch haben wir "Kalami" sorgfältig auf den Winter vorbereitet, mit Hochdruck gereinigt, poliert, gestrichen, Frostschutz aufgefüllt und den Fäkaltank ausgebaut, damit der endlich geschweißt werden kann.
Mit diesen Bildern begann die Saison 05 und natürlich hört sie genauso wieder auf - scroll Dich mal durch diese turbulente Saison nach oben. Jetzt folgt die Zeit der Bootsmessen und in diesem Winter soll es Düsseldorf werden - sehen wir uns Ende Januar?
Nur ein paar Boote liegen noch am Steg 5 in Heiligenhafen, die Saison ist gelaufen und die Hafenmeister haben sich in die Verwaltung zurückgezogen. Seglerisch ist längst Winter, meteorologisch Herbst, gefühlt immer noch Spätsommer. Wie schade, dass uns die Klimaforscher dieses schöne Wetter nicht in vollen Zügen genießen lassen, sondern uns auf allen Kanälen gebetsmühlenartig für den einsetzenden Klimawandel verantwortlich machen. Von den Vorteilen, wie z.B. niedrigen Heizkosten, ewigem Sommer & endlich Palmen an der Ostsee redet niemand. Kein Boot bräuchte mehr ins "Winterlager" - aber hört da überhaupt noch jemand hin? Ist da vielleicht noch wer? Ach Du.
Bis es so weit ist haben wir jetzt 3 Bft. aus SO, segeln ab 1230 in den seglerischen Winter und verlassen Heiligenhafen (u. li. Blick zurück aus dem Fahrwasser). Kein Boot weit und breit, wo im Sommer gelegentlich mit hohem Verkehrsaufkommen gerechnet werden muss. Als wir das Fahrwasser hinter uns haben und der Automat das Ruder übernehmen soll, rastet der mal wieder aus. Der Autohelm ist so "verletzungsanfällig" und nervt nur noch rum. Direkt vor der Fehmarnsundbrücke erwischen wir endlich einen Segler, ansonsten ist auf dem Wasser "tote Hose". Wie so oft haben wir den Wind im Fahrwasser genau von vorn und müssen unter Maschine bis zur Ansteuerung.
Von der Ansteuerungstonne bis Burgstaaken schenkt uns der Wind zum final countdown noch eine geruhsame Segelstunde. Dann machen wir an der Tankstelle für die erste Saisonbilanz fest. Knapp 70 Ltr. Diesel haben wir verbraucht, im letzten Jahr waren es 220 Ltr. Das spricht für guten Wind, der immer noch stetig aus Südost hereinweht.
Nun sollen wir rückwärts an die Pier, damit der Kran den Mast ziehen kann. Na und das Manöver haben wir ohne Ende bei der SSS-Prüfungsvorbereitung in Marinaminde trainiert. Das sitzt immer noch wie Radfahren. An der Pier werden die Segel für den Winter verpackt, Baum und Rohrkicker demontiert sowie die Wanten und das Achterstag gelöst.
Dann kommen wieder Wilhelm der Kranführer und Jürgen Kölln mit Trecker & Hafentrailer. Erstmals hievt der neue 25 to Kran von Baltic Kölln "Kalami" in Burgstaaken von buten nach binnen. Leider entdecken wir vor dem Absetzen des Bootes auf den Trailer einen minimalen Spalt zwischen Kiel und GFK. Auf dem Foto links ist der nicht mal milimeterbreite Spalt, der durch das Bootsgewicht jetzt natürlich geschlossen ist, gut zu erkennen. Das wird teuer, schließlich muss der Kiel gelöst und "Kalami" tagelang für die Reparatur angeliftet werden. Dann wird der "Zwischenraum" gereinigt und mit Dichtmittel ausgespritzt, bevor "Kalami" wieder abgesenkt wird und die Bolzen angezogen werden können. Mit dieser Macke stellen wir uns bei "unserem Bootsbauer" als dritte Crew hintenan - der hat auch Hochkonjunktur.
Damit ist der Skiurlaub in den Alpen gestrichen, im Harz ist es ja auch ganz schön. Wie schade, aber dennoch haben wir "Kalami" sorgfältig auf den Winter vorbereitet, mit Hochdruck gereinigt, poliert, gestrichen, Frostschutz aufgefüllt und den Fäkaltank ausgebaut, damit der endlich geschweißt werden kann.
Mit diesen Bildern begann die Saison 05 und natürlich hört sie genauso wieder auf - scroll Dich mal durch diese turbulente Saison nach oben. Jetzt folgt die Zeit der Bootsmessen und in diesem Winter soll es Düsseldorf werden - sehen wir uns Ende Januar?
Andreas liebt Rund Rügen und das Steinhuder Meer,
Karsten hat sich bereits beim Schweinswaltörn qualifiziert und
Ralf hat die neue Crew an Bord geholt - eigentlich alles Maschseepiraten.
Freitag, 23.09.05, Heiligenhafen - Grömitz
Wetterbericht: SO bis O 3 Bft.
Unglaublich, seit Ende August werden wir das schöne Wetter überhaupt nicht los. Alle Drei haben wir die ganze Woche im www die Wetterprognosen abgeklappert, aber wen wir auch fragen, das Wetter bleibt schön. Mit dieser Information sind wir leider nicht allein auf dieser Welt, ganz Norddeutschland scheint an diesem Freitag auf A7 und A1 Richtung Nord- und Ostsee unterwegs zu sein. Als Asphaltcowboys verbringen wir ganze vier (statt 2,5) Stunden in Karstens standesgemäßem Auto bevor wir die Mitbringsel für ein Wochenende an Bord verstauen. Und raus wollen wir noch, wenigstens rüber nach Orth auf Fehmarn, damit wir Abstand zu dieser Blechlawine bekommen.
Um 1815 legen wir ab und Andreas spielt sofort seine Steuermannsqualitäten aus. So geht das also und da behalte ich das Steuer lieber gleich in der Hand. Um 1840 sind Groß und Genua oben und schnell wird aus dem ursprünglichen Ziel Orth doch lieber Burgstaaken/Fehmarn - dann haben wir es Morgen nicht mehr so weit. Morgen wollen wir am liebsten nach Lübeck, wenn nicht, reicht auch Neustadt oder vielleicht rüber nach Timmendorf auf Poel? Wir werden uns treiben lassen, der Wind soll entscheiden. Um 2000 steuert uns Andreas durch die Fehmarnsundbrücke. Längst brennen alle Lichter, im Fehmarnsundfahrwasser östlich der Brücke ist es schon stockdunkel. Nur die erste und die Ansteuerungstonne sind befeuert, alle anderen Tonnen dazwischen machen wir erst sehr spät oder per Handscheinwerfer aus. Wir gehen verschärft Ausguck, halten uns im - Blick zurück exakt in der Richtfeuerlinie - und voraus genau auf die Ansteuerungstonne zu - so geht das. Lediglich das letzte Tonnenpaar geht uns durch die Lappen - oder haben wir uns verzählt? Egal, wir haben ja die Ansteuerungstonne erreicht und statt nach Burgstaaken setzen wir mit Großenbrode wieder ein neues Ziel.
Es ist eine angenehm warme Spätsommernacht, die Blechlawine und der Alltag sind inzwischen so weit weg, dass wir eigentlich gar nicht mehr an Land wollen. Das Feuer von Dameshöved ist doch gar nicht so weit weg - oder? Eine Stunde danach wären wir schon in Grömitz. Der leichte Ostwind weht stabil und bringt uns immerhin auf vier Knoten. Ab 2200 schaut der Mond bei unserem ersten Nachttörn zu - besser gehts nicht. Das GPS gibt uns vier Stunden bis Grömitz, aber der Wind lässt immer mehr nach, sodass das Feuer von Dameshöved um Mitternacht zum Dauerbrenner wird - wir kommen einfach nicht um die Huk oder besser um das Dahmer Kliff, die Anhöhe (Höved) bei Dahme, um die so oft ein rauer Wind weht.
Während wir schlaflosen Seeleute bei Mondschein durch die beinahe finstere Nacht segeln, lassen es sich andere Urlauber in ihrer Ferienwohnung gut gehen, z.B. in der Koje im kleinen Turm neben dem Leuchtturm. Durch Zufall habe ich im www. erfahren, dass man das kleine Türmchen mieten kann: Turmwohnung für vier Personen, mit Wohn-, Essraum, Küche und Duschbad ebenerdig (im kleinen Vorderhaus), Küche mit Ausgang zur Wiese. Schlafen im Turm, zwei Betten in der Turmstube, je ein Bett auf den Treppenabsätzen im Turm - die Wohnung ist für Kleinkinder nicht geeignet.
Kontakt: Marianne Abraham
Windmühlenweg 69a - 59494 Soest
Telefon: 02921 / 75126
Fax: 02921 / 75126
http://www.luechthuus.de/ostsee/ostsee.htm
Sei's drum, wir leiern den Nachtwind bis zum bitteren Ende aus. Um 0145 bergen wir die Segel und für die letzte Viertelstunde gönnen wir uns für die Ansteuerung und das Hafenmanöver die Maschine. Beinahe lautlos gleiten wir um 0200 in die Box - dabei wollten wir doch nur rüber nach Orth, was wollen wir in Grömitz?
Samstag, 24.09.05, Grömitz - Travemünde
Wetter: S 2 - 3 Bft...
... aber Segeln ist ja kein Wunschkonzert, so wie früher in der Waldschänke. Da war ich 14 und da gab es für 50 Pfennig "The last time", "Komm gib mir deine Hand" und Ted Herolds "Moonlight" aus der Musicbox, hier werden keine Wünsche erfüllt. Kein Wind weit und breit, vor Grömitz dümpeln einige Boote in der diffusen Sonne und der Skipper reinigt aus lauter Verzweiflung das Teakdeck. Andreas tüftelt erfolgreich an der Elektrik herum, weil Logge und Echolot partout keine Werte herausrücken wollten. Der versprochene Südwind soll uns nach Timmendorf/Poel liften, aber um 1400 verdoppelt das laue Lüftchen seinen Einsatz, wechselt die Richtung und kommt nun mit 2 Bft. aus Ost. Dahin sind wir aber gerade unterwegs, also nimmt die Crew den neuen Kurs nach Travemünde dankbar an, wie gesagt, der Wind soll entscheiden.
45 Minuten hält der Wind halbwegs durch, dann sind wir mit unserer Geduld am Ende, ab 1445 muss es die Maschine richten. Die Besatzung lungert auf dem Vorschiff rum, liest jugendgefährdende Schriften oder geht schwermütigen Gedanken nach (o. li.). Endlich kommt Land in Sicht und schnell verfliegen Schmuddelliteraur sowie finstere Tagträume. Sofort wird wieder per Hand gesteuert, produziert der Camcorder seinen Beitrag für das Heimkino und dann kreuzt aus einer ganz anderen Zeit eine Kogge unseren Kurs. Nie zuvor war ich in Travemünde. Richtig eng wird es in der Einfahrt, als die Berufsschifffahrt sich zu wahrer Größe aufbläst - Donnerwetter. Bevor wir uns für einen Liegeplatz entscheiden, klappern wir den gesamten Hafen ab und landen schließlich im Fischerei- und Yachthafen. Arbeit & Leben so dicht zusammen, das gefällt.
Und wer guten Fisch essen will, ist im Fischereihafen zur richtigen Zeit am richtigen Ort. So leckeren Dorsch hatte ich selten auf dem Teller. Dazu der Blick auf Hafen und Trave (o. re.), Seglerherz, was willst Du meer?
Kleine Abstriche liefert der Hafenservice. Wie so oft kommt man ohne Codenummer nicht in die sanitären Anlagen und der Hafenmeister ist irgendwo unterwegs. Strom muss per Hand vom Hafenmeister frei geschaltet werden, aber der Hafenmeister ... ist übrigens ein ganz netter Mann.
Kleine Abstriche liefert der Hafenservice. Wie so oft kommt man ohne Codenummer nicht in die sanitären Anlagen und der Hafenmeister ist irgendwo unterwegs. Strom muss per Hand vom Hafenmeister frei geschaltet werden, aber der Hafenmeister ... ist übrigens ein ganz netter Mann.
Sonntag, 25.09.05, Travemünde - Heiligenhafen
Wetter: ? verpennt
Für die lange Heimreise stehen wir früh auf und im dicken Nebel. Keine Sonne, kein Wind, dicker Nebel. Gelassenheit kehrt ein, ein ausgiebiges Frühstück und Karsten kommt endlich mit wunderbaren Ergebnissen von seiner Fotosafari zurück.
Klammheimlich mogelt sich die Sonne durch den Nebel in den Sonntag (re.), der Hafenmeister liest pingelig 2 € Stromverbrauch ab und um 0940 sind wir in Travemünde nicht mehr zu halten. Die Sicht beträgt inzwischen zwei Meilen, wir schieben uns aus dem Fischerei- und Yachthafen auf die Trave, passieren Fähre, Passat und Leuchtturm und nehmen Kurs auf Dameshöved. Von Wind keine Spur, aber Karsten entdeckt nicht nur diese Fähre (u.) im Nebel sondern definiert die Farbe blau auf seine Weise.
Unterwegs gibt es fantastische Lichtblicke zwischen Wasser und Himmel. Wo hört das Wasser auf, wo fängt der Himmel an? Beides verschmilzt in Watte. Warum muss ich 55 Jahre warten, um zu erfahren, dass Nebel so angenehme Lichteffekte (siehe ganz unten) zaubern kann?
Irgendwann später basteln Andreas und ich mal wieder an der Elektrik, weil wir das Licht im WC-Raum nicht schalten können. Wo verläuft nur die Zuleitung?
Über den Maschinenraum, den Salon oder die Vorschiffskoje? Wir werden das Rätsel mit ins Winterlager nehmen, denn plötzlich streikt der Motor. Wir stehen um 1230 exakt vor Dameshöved und haben Glück, dass sich ganz vorsichtig der Wind einstellt. Also, Segel rauf und dafür rein in die überhitzte Maschine. Ist es der Impeller? Nein, der ist völlig intakt. Und dennoch muss der Kühlwasserkreislauf unterbrochen worden sein, obwohl das Sieb sauber ist. Vermutlich war der Deckel "nicht ganz dicht", sodass die Wassersäule Luft gezogen hat. Dann geht nichts mehr. Zum Glück hat der Thermoschalter die Maschine "kalt" gestellt. Nach langer Abkühlung und nachdem ich den Filterdeckel kräftig mit Vaseline "eingeschmatzt" habe, kühlt die Maschine wieder, aber jetzt sind erst einmal die Segel dran.
Um 1530 sind wir wieder im vertrauten Fehmarnsundfahrwasser, passieren die Brücke, erreichen um 1615 mit der grünen Tonne das Fahrwasser von Heiligenhafen und lassen uns von der Genua bis in den Hafen ziehen. Bei Nacht & Nebel waren wir unterwegs und natürlich an diesem Sonnentag.
Irgendwann später basteln Andreas und ich mal wieder an der Elektrik, weil wir das Licht im WC-Raum nicht schalten können. Wo verläuft nur die Zuleitung?
Über den Maschinenraum, den Salon oder die Vorschiffskoje? Wir werden das Rätsel mit ins Winterlager nehmen, denn plötzlich streikt der Motor. Wir stehen um 1230 exakt vor Dameshöved und haben Glück, dass sich ganz vorsichtig der Wind einstellt. Also, Segel rauf und dafür rein in die überhitzte Maschine. Ist es der Impeller? Nein, der ist völlig intakt. Und dennoch muss der Kühlwasserkreislauf unterbrochen worden sein, obwohl das Sieb sauber ist. Vermutlich war der Deckel "nicht ganz dicht", sodass die Wassersäule Luft gezogen hat. Dann geht nichts mehr. Zum Glück hat der Thermoschalter die Maschine "kalt" gestellt. Nach langer Abkühlung und nachdem ich den Filterdeckel kräftig mit Vaseline "eingeschmatzt" habe, kühlt die Maschine wieder, aber jetzt sind erst einmal die Segel dran.
Um 1530 sind wir wieder im vertrauten Fehmarnsundfahrwasser, passieren die Brücke, erreichen um 1615 mit der grünen Tonne das Fahrwasser von Heiligenhafen und lassen uns von der Genua bis in den Hafen ziehen. Bei Nacht & Nebel waren wir unterwegs und natürlich an diesem Sonnentag.
"Weit draußen im Meer ist das Wasser so blau wie die Blütenblätter der schönsten Kornblume ..."
... so beginnt Hans Christian Andersens Märchen "Die kleine Meerjungfrau" und ebenso märchenhaft soll dieser Törn verlaufen.
... so beginnt Hans Christian Andersens Märchen "Die kleine Meerjungfrau" und ebenso märchenhaft soll dieser Törn verlaufen.
Dies ist ein sehr langer Törnbericht, eigentlich selbst ein kleines Märchen. Besser Du druckst es aus und nimmst es mit in's Bett. Hier gibts den beliebtesten Törnbericht im download:
Mittwoch, 17.08.05, Dyreborg - Assens
Wetterbericht: W – NW 3, später schwachwindig
"Schon wieder" Bilderbuchwetter und bei dem schwachen Wind wechseln wir auf die größere Genua. Damit wir „früh“ aus dem Hafen kommen hatten wir bereits am Vorabend Brote geschmiert, jetzt noch den Tee dazu, fertig. Um 1100 dampfen wir in die Achterspring und dann stehen wir auch schon vor dem Hafen. Ein paar (unausgesprochene) Regatten im Lyø Kro folgen, in denen wir uns natürlich ganz achtbar schlagen. Wollen wir nicht mal wieder nach Lyø? Hier waren wir immer so gern. Stimmt, Sabine hat es bisher auf zwei und ich auf vier Lyø-Besuche gebracht: Gemeinsam während der SKS-Ausbildung 01, dann mit meiner Dokogruppe und der „Diamina“ 02, wieder gemeinsam mit „flexibel“ 03 und letztes Jahr beim Mittsommertörn erstmals mit „Kalami“.
Nein, heute segeln wir weiter und verabschieden uns mit einem langen Schlag über den Kleinen Belt rüber zur Insel Als. Unterwegs werden aus drei zwei Windstärken, dabei ist Assens noch so weit. Aus lauter Verzweiflung wird das Teakdeck von den Teakwonderresten befreit und als - endlich auf nördlichem Kurs - um 1645 beim Hælnesleuchtturm der Wind vollständig ausbleibt ist das Deck wieder trocken. Die Maschine muss weiter helfen. Wo bleibt nur der angekündigte Sommer? Der Himmel ist vollständig mit Stratus bedeckt und wir sind wieder bei 18° – das kennen wir bereits von zuhause.
Zwei Stunden motoren wir den Kleinen Belt rauf nach Assens. Schon lange markieren die riesigen Silohs der Zuckerfabrik den Kurs auf Assens. Später lassen wir die mit einem Damm verbundene Insel Torø ebenso an Steuerbord wie zunächst auch die Stadt Assens. Erst nachdem wir ein von zwei Untiefentonnen markiertes Flach umfahren haben, motoren wir schließlich nach 24 sm beinahe aus Nord in den großen Hafen. Wir freuen uns vor allen Dingen auf den Hafenmeister, der Andersens Märchen auf deutsch und englisch vorlesen soll, so wird es jedenfalls in „Rund Fünen mit der Yacht“ angekündigt. Aber offenbar hat Andersens Hexe, die ja vom Soldaten in seiner Habgier bestialisch ermordet wurde, den Hafenmeister in einen Automaten verwandelt und der verlangt erst einmal Geld für eine Geldkarte.
In Andersens Märchen "Das Feuerzeug" wird das Geld von furchterregenden Hunden bewacht, aber hier ist zum Glück kein Kampfhund in Sicht. Wir dürfen mit der geladenen Geldkarte an Automat Nummer zwei die Parkgebühr bezahlen und die Eintrittskarte für die Duschen gleich mit. Märchenhaft ist das nicht, deshalb schnell noch einmal dahin zurück: Der Raubmord an der Hexe findet bei Andersen kein juristisches Nachspiel, im Gegenteil, am Ende bekommt der skrupellose Soldat auch noch die Prinzessin. "Die Hochzeit dauerte acht Tage und die Hunde saßen mit zu Tisch und machten große Augen", schließt der Meister seinen Tatort. Während sich die "Klinsmänner" an diesem Abend mäßig gegen Holland schlagen (2 : 2) entdecken wir als "Pedalritter" eine verträumte Stadt.
Donnerstag, 18.08.05, Hafentag in Assens
Assens war seit dem Mittelalter der Zwischenstop auf der alten Route zwischen Kopenhagen und Hamburg. Vieh, Post und Waren wurden über den Hafen nach oder von Südjütland transportiert. Die Spuren des geschäftigen Lebens mehrerer Jahrhunderte prägen auch heute noch das Straßenbild der alten Stadt. 1535 wurde Assens während der „Fehde des Grafen“ dem Erdboden ebenso gleichgemacht, wie 1658, als das schwedische Heer über das Eis kam und Assens verwüstete. Besonders stolz ist man hier auf den See- und Kriegshelden Peter Willemoes, der 1783 in Assens geboren wurde. Sein tapferer Kampf gegen die Engländer unter dem berühmten Admiral Horatio Nelson im Hafen von Kopenhagen im Jahre 1801 wurde im ganzen Land gerühmt. Heute schaut eine Statue des Helden von ihrem Ehrenplatz am Hafen über die Stadt.
Mag Peter Willemoes (Bild oben rechts) die Landseite beherrschen, die Hafenseite dominiert die Werft - und das manchmal unangenehm laut. Rostmaschinen und eine nervige Flex sind keine fröhlichen Urlaubswecker, erinnern aber an einige Reparaturen, die heute gut erledigt werden könnten. Also löse ich endlich das Problem mit dem Tankgeber, das Ruder wird von einem Bootsbauer überprüft und ein wenig nachgestellt und Sabine ist überhaupt nicht amused, dass sie so allein so viel einkaufen muss. Am Abend radeln wir erneut im Sonnenuntergang durch die Stadt. Auf der Suche nach einer Ausstellung entdecken wir mit dem Tobaksgaarden (das Foto ist von der homepage der Stadt Assens)
ein wunderbares Kulturzentrum mit Kino, Kunstausstellung, Konzert- & Theatersaal, Café Tabaco, der Touristinformation, Internetcafé Gameground, Musikschule, sowie dem zuhause verschiedener Vereine. Mehr als 2500 qm Kulturhaus gönnt sich diese kleine, feine Stadt, die auf einigen Internetseiten von Seglern gar nicht gut wegkommt. Vermutlich haben sich diese "Besucher" von der dominanten Zuckerfabrik abschrecken lassen und sind lieber gleich an der Stadt vorbei gesegelt. Das ist aber nur die Außenansicht, Assens ist durchaus einen längeren Stopp wert. Auf dieser Seite bekommst Du alle Infos.
Freitag, 19.08.05, Assens - Middelfart
Wetterbericht: SO – O um 4
Um 1100 laufen wir bei herrlichem Sommerwetter aus. Noch im Hafen gehen wir auf Vorwindkurs, gleiten an der Insel Bågø vorbei und lassen gegenüber der mitsegelnden Konkurrenz nichts anbrennen. Gegen Yachten unter Spinnacker haben wir allerdings keine Chance. Am Ende steht die Frage, ob wir durch den Kleinen Belt oder den Fænøsund segeln. Letzterer verspricht herrliche Ausblicke und so entscheiden wir uns auch – wie fast alle Boote. Übrigens finden wir mit 47,7 m am Eingang zum Fænøsund die tiefste von uns gelotete Stelle der Reise – hier im Lille Bælt kann es sogar bis 80 m runtergehen. Der Eingang zum Fænøsund markiert in südöstlicher Richtung auch die Einfahrt in den wie ein Fangnetz flach auslaufenden Gamborg Fjord. Seit jeher war hier das Zentrum des Schweinswalfangs und zur Fangzeit ging es recht barbarisch zu. Von kleinen Booten aus wurden die Tümmler mit Klopfgeräuschen in den flachen Fjord gelockt.
Wie an anderen Küsten auch wurden sie so massenhaft geschlachtet, bis der Bestand ernsthaft bedroht war und immer noch ist. Schädliche Umwelteinflüsse geben den Tümmlern den letzten Rest. Dem Walfang geht man in Japan heute noch nach, skandalisieren Naturschützer aus aller Welt. Übrigens heißt Schweinswal auf dänisch Marsvin und der kleine Tümmler geht sogar auf Middelfarts Stadtwappen baden. Der Name Marsvin deutet an, dass wir den Meeressäugern in der Regel nicht mit guten Absichten gekommen sind, das Hausschwein hat da ebenso einschlägige Erfahrungen gemacht. Auf dieses Thema komme ich später noch einmal zurück, folgen wir lieber wieder unserem Kurs. Bereits weit vor der Einfahrt in den Fænøsund sind die beiden überragenden Brücken erkennbar.
Im Sund passieren wir zunächst den neuen Yachthafen, der Middelfart durch die Hintertür erschließt. Gleich darauf das wunderbare Schloss (u. li.) an Steuerbord und nachdem wir noch in aller Seelenruhe die 1935 gebaute alte Brücke (u. re.) passiert haben legt uns urplötzlich eine heftige Böe mächtig auf die Seite. Unter Deck fliegt so einiges durcheinander. Reaktionsschnell reißt Sabine die Schot los, sodass wir „Kalami“ noch einigermaßen stabilisieren können, aber die Böe stabilisiert sich ebenfalls und beschäftigt uns noch einige bange Minuten.
Zwischen der alten und der neuen Brücke sind wir gespannt, ob wir in Middelfarts Stadthafen (o. li.) einen Platz finden, aber kein Problem, nach 18 sm gehen wir neben der „Lene“ aus Bockholmwiek ins Päckchen, bevor eine 31ziger Hanse bei uns längsseits geht. So parkt „unser“ Päckchen neben einer gehobenen Imbissbude und erst jetzt merken wir, dass es so heiß ist, dass das Sonnensegel für kühlenden Schatten sorgen muss. So fühlt sich Hochsommer im Kleinen Belt an.
Schon im Mittelalter war Middelfart ein wichtiger Fährhafen, erhielt 1496 die Stadtrechte und wurde im 16. Jahrhundert zum Zentrum der Tümmlerjagd im Lille Bælt. Die kleine Stadt wuchs damals nur langsam, was sich erst mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und mit der Eröffnung der ersten Brücke über den Kleinen Belt im Jahre 1935 änderte. Der Weg vom Hafen in die Stadt führt natürlich wieder an Häusern und Höfen vorbei, so wie wir es schon aus Marstal oder Assens kennen. Selbst die Straßennamen finden wir in jeder Stadt wieder:
Adelgade, Westergade, Slotsgade… Nun aber der neue Yachthafen, über den sich trefflich streiten lässt. Eingebunden in die kühle Architektur der durchgestylten Bücherei, legt man direkt neben einem Firstclass Restaurant an. Das hat zwar alles seinen Charme, nur das gewohnte Hafenambiente findest Du hier nicht - dafür einen traumhaften Blick auf die neue Brücke (unten). Später in der Dämmerung führt uns ein Landspaziergang zum Yachthafen Kongebro. Auch hier, beinahe unter der alten Brücke, lädt ein Spitzenrestaurant (und Hotel) zum Essen ein, bis zur Stadt sind es allerdings ca. 1,5 km.
Wetterbericht: W – NW 3, später schwachwindig
"Schon wieder" Bilderbuchwetter und bei dem schwachen Wind wechseln wir auf die größere Genua. Damit wir „früh“ aus dem Hafen kommen hatten wir bereits am Vorabend Brote geschmiert, jetzt noch den Tee dazu, fertig. Um 1100 dampfen wir in die Achterspring und dann stehen wir auch schon vor dem Hafen. Ein paar (unausgesprochene) Regatten im Lyø Kro folgen, in denen wir uns natürlich ganz achtbar schlagen. Wollen wir nicht mal wieder nach Lyø? Hier waren wir immer so gern. Stimmt, Sabine hat es bisher auf zwei und ich auf vier Lyø-Besuche gebracht: Gemeinsam während der SKS-Ausbildung 01, dann mit meiner Dokogruppe und der „Diamina“ 02, wieder gemeinsam mit „flexibel“ 03 und letztes Jahr beim Mittsommertörn erstmals mit „Kalami“.
Nein, heute segeln wir weiter und verabschieden uns mit einem langen Schlag über den Kleinen Belt rüber zur Insel Als. Unterwegs werden aus drei zwei Windstärken, dabei ist Assens noch so weit. Aus lauter Verzweiflung wird das Teakdeck von den Teakwonderresten befreit und als - endlich auf nördlichem Kurs - um 1645 beim Hælnesleuchtturm der Wind vollständig ausbleibt ist das Deck wieder trocken. Die Maschine muss weiter helfen. Wo bleibt nur der angekündigte Sommer? Der Himmel ist vollständig mit Stratus bedeckt und wir sind wieder bei 18° – das kennen wir bereits von zuhause.
Zwei Stunden motoren wir den Kleinen Belt rauf nach Assens. Schon lange markieren die riesigen Silohs der Zuckerfabrik den Kurs auf Assens. Später lassen wir die mit einem Damm verbundene Insel Torø ebenso an Steuerbord wie zunächst auch die Stadt Assens. Erst nachdem wir ein von zwei Untiefentonnen markiertes Flach umfahren haben, motoren wir schließlich nach 24 sm beinahe aus Nord in den großen Hafen. Wir freuen uns vor allen Dingen auf den Hafenmeister, der Andersens Märchen auf deutsch und englisch vorlesen soll, so wird es jedenfalls in „Rund Fünen mit der Yacht“ angekündigt. Aber offenbar hat Andersens Hexe, die ja vom Soldaten in seiner Habgier bestialisch ermordet wurde, den Hafenmeister in einen Automaten verwandelt und der verlangt erst einmal Geld für eine Geldkarte.
In Andersens Märchen "Das Feuerzeug" wird das Geld von furchterregenden Hunden bewacht, aber hier ist zum Glück kein Kampfhund in Sicht. Wir dürfen mit der geladenen Geldkarte an Automat Nummer zwei die Parkgebühr bezahlen und die Eintrittskarte für die Duschen gleich mit. Märchenhaft ist das nicht, deshalb schnell noch einmal dahin zurück: Der Raubmord an der Hexe findet bei Andersen kein juristisches Nachspiel, im Gegenteil, am Ende bekommt der skrupellose Soldat auch noch die Prinzessin. "Die Hochzeit dauerte acht Tage und die Hunde saßen mit zu Tisch und machten große Augen", schließt der Meister seinen Tatort. Während sich die "Klinsmänner" an diesem Abend mäßig gegen Holland schlagen (2 : 2) entdecken wir als "Pedalritter" eine verträumte Stadt.
Donnerstag, 18.08.05, Hafentag in Assens
Assens war seit dem Mittelalter der Zwischenstop auf der alten Route zwischen Kopenhagen und Hamburg. Vieh, Post und Waren wurden über den Hafen nach oder von Südjütland transportiert. Die Spuren des geschäftigen Lebens mehrerer Jahrhunderte prägen auch heute noch das Straßenbild der alten Stadt. 1535 wurde Assens während der „Fehde des Grafen“ dem Erdboden ebenso gleichgemacht, wie 1658, als das schwedische Heer über das Eis kam und Assens verwüstete. Besonders stolz ist man hier auf den See- und Kriegshelden Peter Willemoes, der 1783 in Assens geboren wurde. Sein tapferer Kampf gegen die Engländer unter dem berühmten Admiral Horatio Nelson im Hafen von Kopenhagen im Jahre 1801 wurde im ganzen Land gerühmt. Heute schaut eine Statue des Helden von ihrem Ehrenplatz am Hafen über die Stadt.
Mag Peter Willemoes (Bild oben rechts) die Landseite beherrschen, die Hafenseite dominiert die Werft - und das manchmal unangenehm laut. Rostmaschinen und eine nervige Flex sind keine fröhlichen Urlaubswecker, erinnern aber an einige Reparaturen, die heute gut erledigt werden könnten. Also löse ich endlich das Problem mit dem Tankgeber, das Ruder wird von einem Bootsbauer überprüft und ein wenig nachgestellt und Sabine ist überhaupt nicht amused, dass sie so allein so viel einkaufen muss. Am Abend radeln wir erneut im Sonnenuntergang durch die Stadt. Auf der Suche nach einer Ausstellung entdecken wir mit dem Tobaksgaarden (das Foto ist von der homepage der Stadt Assens)
ein wunderbares Kulturzentrum mit Kino, Kunstausstellung, Konzert- & Theatersaal, Café Tabaco, der Touristinformation, Internetcafé Gameground, Musikschule, sowie dem zuhause verschiedener Vereine. Mehr als 2500 qm Kulturhaus gönnt sich diese kleine, feine Stadt, die auf einigen Internetseiten von Seglern gar nicht gut wegkommt. Vermutlich haben sich diese "Besucher" von der dominanten Zuckerfabrik abschrecken lassen und sind lieber gleich an der Stadt vorbei gesegelt. Das ist aber nur die Außenansicht, Assens ist durchaus einen längeren Stopp wert. Auf dieser Seite bekommst Du alle Infos.
Freitag, 19.08.05, Assens - Middelfart
Wetterbericht: SO – O um 4
Um 1100 laufen wir bei herrlichem Sommerwetter aus. Noch im Hafen gehen wir auf Vorwindkurs, gleiten an der Insel Bågø vorbei und lassen gegenüber der mitsegelnden Konkurrenz nichts anbrennen. Gegen Yachten unter Spinnacker haben wir allerdings keine Chance. Am Ende steht die Frage, ob wir durch den Kleinen Belt oder den Fænøsund segeln. Letzterer verspricht herrliche Ausblicke und so entscheiden wir uns auch – wie fast alle Boote. Übrigens finden wir mit 47,7 m am Eingang zum Fænøsund die tiefste von uns gelotete Stelle der Reise – hier im Lille Bælt kann es sogar bis 80 m runtergehen. Der Eingang zum Fænøsund markiert in südöstlicher Richtung auch die Einfahrt in den wie ein Fangnetz flach auslaufenden Gamborg Fjord. Seit jeher war hier das Zentrum des Schweinswalfangs und zur Fangzeit ging es recht barbarisch zu. Von kleinen Booten aus wurden die Tümmler mit Klopfgeräuschen in den flachen Fjord gelockt.
Wie an anderen Küsten auch wurden sie so massenhaft geschlachtet, bis der Bestand ernsthaft bedroht war und immer noch ist. Schädliche Umwelteinflüsse geben den Tümmlern den letzten Rest. Dem Walfang geht man in Japan heute noch nach, skandalisieren Naturschützer aus aller Welt. Übrigens heißt Schweinswal auf dänisch Marsvin und der kleine Tümmler geht sogar auf Middelfarts Stadtwappen baden. Der Name Marsvin deutet an, dass wir den Meeressäugern in der Regel nicht mit guten Absichten gekommen sind, das Hausschwein hat da ebenso einschlägige Erfahrungen gemacht. Auf dieses Thema komme ich später noch einmal zurück, folgen wir lieber wieder unserem Kurs. Bereits weit vor der Einfahrt in den Fænøsund sind die beiden überragenden Brücken erkennbar.
Im Sund passieren wir zunächst den neuen Yachthafen, der Middelfart durch die Hintertür erschließt. Gleich darauf das wunderbare Schloss (u. li.) an Steuerbord und nachdem wir noch in aller Seelenruhe die 1935 gebaute alte Brücke (u. re.) passiert haben legt uns urplötzlich eine heftige Böe mächtig auf die Seite. Unter Deck fliegt so einiges durcheinander. Reaktionsschnell reißt Sabine die Schot los, sodass wir „Kalami“ noch einigermaßen stabilisieren können, aber die Böe stabilisiert sich ebenfalls und beschäftigt uns noch einige bange Minuten.
Zwischen der alten und der neuen Brücke sind wir gespannt, ob wir in Middelfarts Stadthafen (o. li.) einen Platz finden, aber kein Problem, nach 18 sm gehen wir neben der „Lene“ aus Bockholmwiek ins Päckchen, bevor eine 31ziger Hanse bei uns längsseits geht. So parkt „unser“ Päckchen neben einer gehobenen Imbissbude und erst jetzt merken wir, dass es so heiß ist, dass das Sonnensegel für kühlenden Schatten sorgen muss. So fühlt sich Hochsommer im Kleinen Belt an.
Schon im Mittelalter war Middelfart ein wichtiger Fährhafen, erhielt 1496 die Stadtrechte und wurde im 16. Jahrhundert zum Zentrum der Tümmlerjagd im Lille Bælt. Die kleine Stadt wuchs damals nur langsam, was sich erst mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und mit der Eröffnung der ersten Brücke über den Kleinen Belt im Jahre 1935 änderte. Der Weg vom Hafen in die Stadt führt natürlich wieder an Häusern und Höfen vorbei, so wie wir es schon aus Marstal oder Assens kennen. Selbst die Straßennamen finden wir in jeder Stadt wieder:
Adelgade, Westergade, Slotsgade… Nun aber der neue Yachthafen, über den sich trefflich streiten lässt. Eingebunden in die kühle Architektur der durchgestylten Bücherei, legt man direkt neben einem Firstclass Restaurant an. Das hat zwar alles seinen Charme, nur das gewohnte Hafenambiente findest Du hier nicht - dafür einen traumhaften Blick auf die neue Brücke (unten). Später in der Dämmerung führt uns ein Landspaziergang zum Yachthafen Kongebro. Auch hier, beinahe unter der alten Brücke, lädt ein Spitzenrestaurant (und Hotel) zum Essen ein, bis zur Stadt sind es allerdings ca. 1,5 km.
Samstag, 20.08.05, Middelfart - Strib
Von Middelfart rüber in den Yachthafen nach Strib (wir empfehlen die südliche Einfahrt) verholen wir in 30 Minuten. Vom Ende des vorherigen Jahrhunderts bis zum Bau der ersten Brücke (1935) war Strib ein lebhafter Fährort mit vielen Sommergästen. Wo sich heute der Yachthafen befindet endete damals die Bahnlinie aus Nyborg und von hier aus wurden Wagen und Passagiere auf Dampffähren über den Belt verfrachtet. Wo noch vor ein paar Jahren richtig was los war, werden wir vielleicht eine Galerie besuchen, am Strand faulenzen und die Umgebung mit dem Fahrrad abklappern. Leider hat die gesuchte Galerie schon vor Jahren geschlossen, stattdessen finden wir ein Kunstcafé, kommen mit dem Künstler in's Gespräch und sind plötzlich bestens über die Jazzfotografie und über Strib informiert. Nebenbei verzaubern uns einige mit Utensilien aus der Unterwasserwelt gestaltete Öllampen – und wechseln den Besitzer. Was für ein Tag?!
Fotos Kommune Strib
Am Strand geht es uns ähnlich. Sabine sucht Muscheln und findet hunderte von Seesternen während ich in der Sonne faulenze und dabei immer wieder Schweinswale im Kleinen Belt vorbeiziehen sehe. Immer wieder heißt, ca. alle 5 Minuten erwische ich einen – scheinbar sind die Marsvine hier alle solo unterwegs.
Später bringen uns die Klappräder vom Leuchtturm an den vielen Villen nahe der Uferkante vorbei bis zum Rojle Klint. Dieser Küstenabschnitt ist ein einziges Freiluftmuseum dänischer Vor- und nach eiszeitlicher Geschichte. 45 m über dem Wasser bietet die Steilküste einen wunderbaren Blick (o. li.) über den Lille Bælt, auf Fredericia, Strib, Middelfart und die Brücken. Aus der Ferne rockt ein Openairkonzert rüber nach Strib und am Abend illuminiert ein Feuerwerk aus Fredericia den Kleinen Belt - mehr Urlaub geht einfach nicht, genießen wir ein mitternächtliches Glas Rotwein im Cockpit mit diesem Blick auf die Brücke.
Fotos Kommune Strib
Am Strand geht es uns ähnlich. Sabine sucht Muscheln und findet hunderte von Seesternen während ich in der Sonne faulenze und dabei immer wieder Schweinswale im Kleinen Belt vorbeiziehen sehe. Immer wieder heißt, ca. alle 5 Minuten erwische ich einen – scheinbar sind die Marsvine hier alle solo unterwegs.
Später bringen uns die Klappräder vom Leuchtturm an den vielen Villen nahe der Uferkante vorbei bis zum Rojle Klint. Dieser Küstenabschnitt ist ein einziges Freiluftmuseum dänischer Vor- und nach eiszeitlicher Geschichte. 45 m über dem Wasser bietet die Steilküste einen wunderbaren Blick (o. li.) über den Lille Bælt, auf Fredericia, Strib, Middelfart und die Brücken. Aus der Ferne rockt ein Openairkonzert rüber nach Strib und am Abend illuminiert ein Feuerwerk aus Fredericia den Kleinen Belt - mehr Urlaub geht einfach nicht, genießen wir ein mitternächtliches Glas Rotwein im Cockpit mit diesem Blick auf die Brücke.
Sonntag, 21.08.05, Strib - Bogense
Wetterbericht: 3 Bft. aus O
Von wegen 3 Bft. aus Ost, kein Lüftchen regt sich. Über dem Lille Bælt liegt leichter Dunst als wir Strib, vorbei an seinem markanten Leuchtturm, verlassen und unsere Fahrradtour von gestern Abend nun auf der Wasserseite wiederholen. Die beiden jugendlichen Outdoorfreaks sitzen immer noch vor ihrem Zelt unter dem Rojle Klint und den Tanker draußen auf Reede hatten wir ebenfalls schon gestern ausgemacht. Ohne sichtbare Landmarken bestimmt das GPS den Kurs. An Segeln ist nicht zu denken, also schiebt uns der Volvopenta durch das etwas „unsichtige Wetter“. Bei glatter See sollten in dieser Gegend eigentlich Schweinswale auftauchen, aber die sind nirgends auszumachen.
Dafür entdecken wir „unseren“ ersten Seehund auf offener See und kurz darauf taucht aus dem Dunstschleier die Küste von Bogense auf. Nach 2,5 Std. und 12,5 sm sind wir um 1345 fest in Bogense. Am Steg gegenüber treffen wir wieder die schnelle „Lene“ aus Bockholmwiek auf ihrem Weg nach Samsø und die kleine „Wildsau“ mit ihrem beidarmigen Einhandsegler hatten wir ebenfalls schon in Assens und Middelfart ganz in der Nähe - Foto unten Yachthafen Bogense.
Die Stadt Bogense liegt im Tiefschlaf. Es ist Sonntagnachmittag und es scheint, als hätten sogar die Autos die Stadt verlassen, dabei ist diese Kleinstadt hübsch anzusehen. Allein die Kopie des Brüsseler Männeken Piss, ein Geschenk des Konsul Willum Fønss an seine Geburtsstadt, scheint lebendig und pinkelt treffsicher ins heute oberlangweilige Freiluftmuseum Bogense.
Ein geöffnetes Café? Fehlanzeige. Bei meiner Mutter zuhause gibt es jetzt zum 87. Geburtstag köstlichen Geburtstagskaffee. Herzlichen Glückwunsch nach Eime, aber hier ist die (Kaffee)Saison gelaufen – einzig im neuen Hafen wird kräftig an der Zukunft gebaut. Hoffentlich geht die Rechnung auf. Und von Meerjungfrauen, Bogense hat sich selbst den Titel „Stadt der Meerjungfrauen“ verliehen, von Meerjungfrauen wirklich keine Spur. Einen tollen Sonnenuntergang haben sie wenigstens noch hingelegt, vielen Dank.
Montag, 22.08.05, Bogense - Odense
Wetterbericht: 3 Bft. aus O
Als wir auslaufen ist es windstill, nichts für (richtige) Segler, kommentiert die „Wildsau“, doch nach zwei Meilen springt der Wind an und kommt beständig mit 3 – 4 Bft. aus Ost. Genau da wollen wir hin, aber zunächst werden wir die weit nach Norden reichende Halbinsel Æbelø umfahren. Æbelø bietet je nach Windrichtung herrliche Ankerplätze und hin und wieder geht dicht unter Land ein Segel hoch - die Ankerlieger greifen ins Tagesgeschehen ein. Von Bogense hat inzwischen eine Scalar die Verfolgung aufgenommen und nun wird auf „Kalami“ nachgetrimmt. Am Ende können wir der 34ziger Scalar, die nach Thunø segelt, nicht folgen, aber falls sich der freundliche aber leider unbekannte Skipper mal hier einfindet, werden wir ihm die Fotos mailen.
Um 1140 haben wir den Leuchtturm von Æbelø querab – den nördlichsten Punkt unserer Reise. Die Sonne scheint längst aus allen Knopflöchern und beschert uns wieder einen herrlichen Segeltag. Lange Kreuzschläge liften uns jetzt nach Osten. Wir genießen diesen Segeltag in vollen Zügen. Auf Steuerbordbug köchelt Sabine gerade Milchreis, als plötzlich der Wind auffrischt und beinahe das Essen vom leider nicht kardanisch aufgehängten Herd fegt - so schnell konnte ich die Schot gar nicht loswerfen. Ansonsten ist bei den langen Schlägen Körperpflege angesagt, Fender werden geputzt und über Odense vorgelesen – da wollen wir hin.
Gegen 1600 dreht der Wind von O auf OSO und macht damit das Seglerleben nicht unbedingt leichter. Wenig später stehen wir vor Fyns Hoved und überlegen, ob es für Odense nicht schon zu spät ist. In 20 Minuten wären wir im Naturhafen Korshavn, aber wir bleiben bei Odense, schließlich ist es noch bis 2100 hell. In der Ferne sehen wir bereits den riesigen Kran der Schiffswerft und passieren um 1900 mit dem Leuchtturm Enebærodde (o. re.) die Einfahrt in den Odensefjord (wir wissen zum Glück nicht, dass es nervtötende 12 sm bis in den Stadthafen von Odense sein werden).
Nun heißt es dem Fahrwasser folgen, aber wir haben nicht nur den Wind sondern gelegentlich auch die Berufsschifffahrt von vorn und damit bergen wir bei der Großwerft endgültig die Segel. Gegen die tief stehende und blendende Sonne fällt die Orientierung im Fahrwasser ganz schön schwer – alle Tonnen erscheinen rabenschwarz oder sind in den langen Schatten nicht auszumachen. Immer wieder gibt es Richtungswechsel, obwohl wir manchmal nur die nächste Tonne schemenhaft erkennen.
Außerdem verlassen wir hier die Seekarte. Im Hafenhandbuch heißt es lapidar, dem betonnten Weg folgen - und der ziiiiiiieht sich. Von Odense ist nichts zu sehen, nur der Kanaaal, Reste einer Großwerft, ein Kraftwerk und sportiv hängt sich eine Paddelgruppe in unser Kielwasser. Wir haben Hunger und inzwischen ist es beinahe dunkel. Wo ist bloß diese verdammte Stadt. Endlich ein kleiner Hafen, Radfahrer, Häuser, Industrie auf der linken Seite und Silohs, hohe Silohs. Hier muss gleich der Yachthafen sein – mitten im Hafen. In der Dunkelheit haben wir Mühe, die grünen Markierungen der freien Plätze zu erkennen, aber ob rot oder grün ist doch jetzt völlig egal, nach uns kommt sowieso niemand mehr rein.
Als wir in die nächst beste Box fahren bleiben wir zwischen den Pfählen stecken - zu schmal oder sind wir zu dick? Sicher Letzteres, aber es ist ja auch stockdunkel! Wenig später sind wir endlich fest, es ist 2130 und wir waren 50 sm unterwegs, die letzten 13 sm unter Maschine.
Wir werden von der drittgrößten dänischen Stadt - nach Kopenhagen und Aarhus - geweckt. Hafen, Autos, Müllabfuhr, Baustelle, Straßenkehrmaschine. Wie in allen Häfen bekommen wir vom Hafenmeister selbstverständlich alle Infos über die Stadt Odense und Duschen können wir hier im Segelclub umsonst und ohne Zeitbegrenzung. Über den Hinterhof finden wir den Fußweg vom Hafen ins Zentrum und landen im Touristbüro im Rathaus. Mit dem Flyer "Odense auf eigene Faust" planen wir in einem kleinen Café mitten im Zentrum, unseren Rundgang während an allen Plätzen um uns herum die Stadt mit märchenhaften Blumenfiguren herausgeputzt wird. Odense feiert schließlich den 200. Geburtstag von Hans Christian Andersen (1805-1875) und der wird in seiner Geburtsstadt wie ein Popstar gefeiert.
Der Meister vor dem Rathaus und das Märchen vom Feuerzeug
Wer kennt die Figuren aus dem Märchen links? Das hässliche Entlein kennen wir alle.
Der Schmetterling und Die Prinzessin auf der Erbse
Im Garten des Hans-Christian-Andersen-Hus und vor der Tür des Geburtshauses, das in das "Museum" integriert ist.
Märchenhaft wie auf dem Rathausplatz der Meister seine Märchenfiguren wachsen sehen kann. Märchenhaft, wie uns "Odense auf eigene Faust" an Stationen Hans Christian Andersens heranführt und wir letztlich im schönsten "Museum" landen, dass wir bisher kennen gelernt haben - wobei wir nicht wissen, wie es im Fyrtøjet (Das Feuerzeug) aussieht, dem Kinderhus, zu dem Erwachsene keinen Zutritt erhalten. Egal ob wir es als Zwerge versuchen oder auf "ewige Jugend" mimen, wir müssen draußen bleiben. In der Märchenwelt Fyrtøjet können die Kinder natürlich Märchen hören, geschminkt werden, sich mit märchenhaften Kostümen verkleiden und mit ihrer Phantasie in die Welt der Märchen eintauchen. Im Atelier gibt es reichlich Möglichkeit zur kreativen Entfaltung an der Staffelei oder bei den vielen anderen Angeboten, verrät die homepage des Museums.
Nach so viel Kultur zwingt uns der Hunger in eine Bäckerei. Kurz vor Toresschluss, und der ist auch in Odense bereits um 1800 Uhr, hilft uns der liebgewordene dänische Kuchen wieder auf die Beine. Ein paar Häuser weiter hat noch ein Lebensmittelladen auf, aber nach uns lassen die auch keinen mehr rein – Torschlusspanik. Im Expresstempo wird der Einkaufskorb gefüllt. Fehlt auch nichts? Nein, wir haben alles. Gut so. An der Kasse ist plötzlich das Portemonnaie weg und hinter uns eine Schlange! Boden tu' dich auf. Geklaut? Verloren? Ich hatte es Dir gegeben? Nein, Du hast beim Bäcker bezahlt! Klar, beim Bäcker muss es sein, aber der hat doch längst zu! Hat er auch. Ich klopfe an die Scheibe, niemand reagiert, ich klopfe noch mal – nix. Ich klingele, rufe, mache so lautstark auf mich aufmerksam, dass andere denken, hat der 'ne Klatsche. Endlich kommt jemand. Wie sollen die mich verstehen? Ich versuche es auf deutsch, in englisch, das Portemonnaie bleibt verschwunden, egal in welcher Sprache.
Zurück zum Lebensmittelladen. Klar, geschlossen! Hier ist niemand mehr, wir haben Feierabend, das Personal ist genervt, aber wo ist Sabine? Das gibt's doch nich! Zu allem Unglück kommt nun auch noch Pech dazu. Sucht sie mich? Wieder zurück zum Bäcker. Keine Sabine, kein Portemonnaie. Lächele, es könnte schlimmer kommen und dann kommt sie, lächelt und hatte das Portemonnaie – in irgendeiner Tasche vergraben …
Odense geht natürlich nicht ohne Hans Christian Andersen, ohne das Wort zum heutigen Dienstag (o. re.), aber auch nicht ohne Brandts Klædefabrik (u. re.). In den umgebauten Fabrikhallen, früher einer der größten Arbeitgeber, befinden sich heute die Museen "Kunsthallen Brandts Klædefabrik", "Museet for Fotokunst" und "Danmarks Mediemuseum". Wechselnde dänische und internationale Ausstellungen mit Bildkunst werden hier ebenso gezeigt wie zeitgenössische Fotografie.
Brandts Klædefabrik gibt außerdem Einblick in die Geschichte von Grafik, Presse, den gedruckten oder elektronischen Medien. Auch Kunsthandwerk, Performance, Design und Architektur spielen in dem historischen Gebäude eine große Rolle. Brandts Klædefabrik liegt mitten in der Stadt, umgeben von anderen Museen, Restaurants, Cafés, Spezialgeschäften, Kino und Konzertsaal. Bei Brandts haben wir wunderbar gegessen und auf dem nächtlichen Heimweg fällt uns auch noch ein herrenloser Fahrradkorb in die Hände. Schon beim Stadtrundgang war uns der einsame sympathische Behälter aufgefallen, der nun seinem eigentlichen Zweck wieder zugeführt werden soll.
Der Meister vor dem Rathaus und das Märchen vom Feuerzeug
Wer kennt die Figuren aus dem Märchen links? Das hässliche Entlein kennen wir alle.
Der Schmetterling und Die Prinzessin auf der Erbse
Im Garten des Hans-Christian-Andersen-Hus und vor der Tür des Geburtshauses, das in das "Museum" integriert ist.
Märchenhaft wie auf dem Rathausplatz der Meister seine Märchenfiguren wachsen sehen kann. Märchenhaft, wie uns "Odense auf eigene Faust" an Stationen Hans Christian Andersens heranführt und wir letztlich im schönsten "Museum" landen, dass wir bisher kennen gelernt haben - wobei wir nicht wissen, wie es im Fyrtøjet (Das Feuerzeug) aussieht, dem Kinderhus, zu dem Erwachsene keinen Zutritt erhalten. Egal ob wir es als Zwerge versuchen oder auf "ewige Jugend" mimen, wir müssen draußen bleiben. In der Märchenwelt Fyrtøjet können die Kinder natürlich Märchen hören, geschminkt werden, sich mit märchenhaften Kostümen verkleiden und mit ihrer Phantasie in die Welt der Märchen eintauchen. Im Atelier gibt es reichlich Möglichkeit zur kreativen Entfaltung an der Staffelei oder bei den vielen anderen Angeboten, verrät die homepage des Museums.
Nach so viel Kultur zwingt uns der Hunger in eine Bäckerei. Kurz vor Toresschluss, und der ist auch in Odense bereits um 1800 Uhr, hilft uns der liebgewordene dänische Kuchen wieder auf die Beine. Ein paar Häuser weiter hat noch ein Lebensmittelladen auf, aber nach uns lassen die auch keinen mehr rein – Torschlusspanik. Im Expresstempo wird der Einkaufskorb gefüllt. Fehlt auch nichts? Nein, wir haben alles. Gut so. An der Kasse ist plötzlich das Portemonnaie weg und hinter uns eine Schlange! Boden tu' dich auf. Geklaut? Verloren? Ich hatte es Dir gegeben? Nein, Du hast beim Bäcker bezahlt! Klar, beim Bäcker muss es sein, aber der hat doch längst zu! Hat er auch. Ich klopfe an die Scheibe, niemand reagiert, ich klopfe noch mal – nix. Ich klingele, rufe, mache so lautstark auf mich aufmerksam, dass andere denken, hat der 'ne Klatsche. Endlich kommt jemand. Wie sollen die mich verstehen? Ich versuche es auf deutsch, in englisch, das Portemonnaie bleibt verschwunden, egal in welcher Sprache.
Zurück zum Lebensmittelladen. Klar, geschlossen! Hier ist niemand mehr, wir haben Feierabend, das Personal ist genervt, aber wo ist Sabine? Das gibt's doch nich! Zu allem Unglück kommt nun auch noch Pech dazu. Sucht sie mich? Wieder zurück zum Bäcker. Keine Sabine, kein Portemonnaie. Lächele, es könnte schlimmer kommen und dann kommt sie, lächelt und hatte das Portemonnaie – in irgendeiner Tasche vergraben …
Odense geht natürlich nicht ohne Hans Christian Andersen, ohne das Wort zum heutigen Dienstag (o. re.), aber auch nicht ohne Brandts Klædefabrik (u. re.). In den umgebauten Fabrikhallen, früher einer der größten Arbeitgeber, befinden sich heute die Museen "Kunsthallen Brandts Klædefabrik", "Museet for Fotokunst" und "Danmarks Mediemuseum". Wechselnde dänische und internationale Ausstellungen mit Bildkunst werden hier ebenso gezeigt wie zeitgenössische Fotografie.
Brandts Klædefabrik gibt außerdem Einblick in die Geschichte von Grafik, Presse, den gedruckten oder elektronischen Medien. Auch Kunsthandwerk, Performance, Design und Architektur spielen in dem historischen Gebäude eine große Rolle. Brandts Klædefabrik liegt mitten in der Stadt, umgeben von anderen Museen, Restaurants, Cafés, Spezialgeschäften, Kino und Konzertsaal. Bei Brandts haben wir wunderbar gegessen und auf dem nächtlichen Heimweg fällt uns auch noch ein herrenloser Fahrradkorb in die Hände. Schon beim Stadtrundgang war uns der einsame sympathische Behälter aufgefallen, der nun seinem eigentlichen Zweck wieder zugeführt werden soll.
Mittwoch, 24.08.05, Odense - Korshavn
Wetterbericht: 3 W
Bereits am frühen Morgen will man uns aus der Stadt verscheuchen, denn es knallt und ballert rund um den Hafen, wohl um irgendwelche Vögel zu verjagen. Gestern Baumaschinen, heute Baumaschinen und Schüsse. Vielen Dank, wir sind friedliebende Menschen, wir haben die Botschaft verstanden. Punkt High Noon verlassen wir Odense. Eine Drachenbootcrew trainiert vor uns im Hafen und dann sind wir wieder bei Kaiserwetter auf dem Kanal Richtung Kattegat unterwegs. Bei Sonnenschein sehen die Silohs auch nicht angenehmer aus.
Der "idyllische" Hafen liegt am Stadtrand und zu Fuß brauchst Du eine halbe Stunde ins Zentrum
Leider ist segeln im Kanal nicht drin, aber das Deckshaus muss endlich gereinigt und poliert werden – das wird bei dem Wetter sogar zum Vergnügen. Bald passieren wir in Stige Ø den Odense Lystbadehavn, hier ist der Odense Sejlclubs zuhause. Dieser Segelclub bewirtschaftet auch die Steganlage in Korshavn und dorthin sind wir ja unterwegs. Bei Sonnenschein, dazu ausgeschlafen & entspannt genießen wir die Passage zum Odensefjord und unsere Rückkehr auf die Seekarte. Um 1400 passieren wir wieder den Leuchtturm Enebærodde und der leichte Südwest treibt endlich Groß und Genua an, besser geht's nicht. An Steuerbord die märchenhaft schöne Landschaft des Hindsholm und bereits 40 Minuten später haben wir die Ansteuerung für Korshavn erreicht.
Der NV-Pilot dazu: „Die Ansteuerung erfordert etwas Umsicht und ein gutes Fernglas, da die beiden Fahrwassertonnen und die hintere Bake schlecht auszumachen sind. Von Südwesten kommend hält man die beiden Baken mit 51° in Linie, passiert die beiden Fahrwassertonnen und läuft bis kurz vor dem Ufer auf die Baken zu. Dann dreht man nach Osten und umrundet die Landzunge (Abstand ca. 150 m), um in die Bucht einzulaufen. “Bei 3 Bft. und bester Sicht laufen wir unter Groß in die vor Seegang geschützte Bucht, bergen das Segel und legen uns neben eine dänische LM an den Steg. Die dänische Nachbarin begrüßt uns freundlich, gibt Tipps für Hafen und Umgebung und auf die Frage nach dem Hafenmeister antwortet sie, „… der liegt hier unten.“
„Wie bitte?“ „Mein Mann ist der Hafenmeister und hält gerade seinen Mittagsschlaf…“ Damit Du das auch verstehst, ein Clubmitglied des Odense Sejlclub ist während der Saison als Hafenmeister hier draußen. Hin und wieder fahren unsere Stegnachbarn zum Einkaufen, schlafen auch mal zuhause sind aber in der Regel in Korshavn präsent. Der Wetterbericht, den wir auf UKW seit Assens nicht mehr bekommen, wird hier, wie früher Andersens Märchen, mündlich überliefert (Navtex steht schon auf der Wunschliste).
Wir packen unsere Klappräder aus und nehmen Kurs auf Fyns Hoved. Dann geht es über Schotterpisten, Stock und Stein, am Ende aber nur noch Schritt für Schritt bis zur Nordspitze des Hindsholm. Die zauberhafte Landschaft mit den Abbruchkanten der Steilküste, angespülter Nehrung, der Aussicht auf den Großen Belt, nach Samsø im Norden und Æbelø weit im Westen lässt uns lange verweilen. Ein zehnjähriger Petrijünger zeigt stolz seine gefangenen Forellen und später vom Campingplatz aus – hier befindet sich der einzige Laden – kann ich im Südosten die 254 m hohen Pylone der Storebæltbroen ausmachen - übrigens die höchsten Punkte Dänemarks. Da segeln wir aber erst in ein paar Tagen durch.
Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Fyns Hoved sogar zur Sommerfrische. Hotels wurden eingerichtet und ähnlich wie auf der Kleinen-Belt-Insel Fænø spielte sich das "richtige Leben" - wenigstens für ein paar Wochen im Jahr - hier oben ab. Besonders die Künstler malten nichts anderes als immer wieder Fyns Hoved. Ganze Ausstellungen kann man damit tapezieren und diesem Mythos können sich auch wir Skipper nicht verschließen, die wir immer wieder gern nach Korshavn pilgern.
Korshavn - auch während der Hauptsaison gibt es immer einen freien Liegeplatz, versichert der Hafenmeister.
Das schöne Wetter geht, aber die märchenhafte Stimmung bleibt in Fyns Hoved.
Bella Wiesta. Wiese mit Aussicht - aber da hinten kommt's Dicke!
Wieder im Hafen hängt sich unser dänischer Stegnachbar seine Ledertasche um und klopft als Hafenmeister „verkleidet“ an den Bugkorb. Es wird wohl Sturm geben, hören wir beim Kassieren der "Havnepenge" und die im Westen aufziehenden Wolken bestätigen den Hafenmeister. Sturm – und wir hängen hier am Ende der Welt fest, erinnern wir uns an drei eingewehte Tage in Faldsled vor zwei Jahren. Über die Mittelwelle bestätigt NDR IV den bevorstehenden Wetterumschwung, mit 6 -7 Bft. und Sturmböen aus SW. Auch das Barometer hat inzwischen seinen Weg die Rolltreppe abwärts angetreten, die Kaltfront kommt, fragt sich nur wann? Wir entscheiden uns für die Flucht nach vorn und werden morgen früh um 0700 auslaufen. Die 20 sm nach Kerteminde werden wir Landabdeckung haben, nur die ersten Meilen aus dem Hafen und vor allen Dingen um Fyns Hoved herum könnten schwierig werden.
Draußen ist von Starkwind noch keine Spur und gleich nach dem 2205 er Wetterbericht von NDR IV tauschen wir Fock gegen Genua, verstärken die Luvleinen, schmieren Brote und lernen die Seekarte in- und auswendig. Jetzt nur noch schlafen, der Wecker steht auf 0600.
Um 0600 haben wir schauderhaftes Wetter. Der Sturm heult im Rigg und wahre Regenfluten prasseln auf „Kalami“. Die Crew wartet gespannt den DLF Wetterbericht um 0640 ab und entscheidet nach kurzer Diskussion, wir bleiben hier, bei dem Wetter nicht. Lieber zurück in die Koje und mit so viel geschenkter Zeit genießen wir ausgeschlafen ein urgemütliches Frühstück in der Koje und lesen uns aus der Welt von Hans Christian Andersens "Kleinen Meerjungfrau" vor. Im Andersenhus hatten wir uns Vorgestern für solche Stunden mit einer großformatigen Märchensammlung belohnt und während wir den schulmäßigen Durchzug der Kaltfront erleben (siehe Bild aus dem Johannes Larsen Museum) und auf den typischen Winddreher nach NW warten, muss die kleine Meerjungfrau entsetzt mit ansehen, "... wie das Schiff des geliebten Prinzen knackste und krachte, sich unter den gewaltigen Stößen die dicken Planken bogen, die die See dem Schiff versetzte. Der Mast brach mittendurch, als wäre er ein Rohr, und das Schiff legte sich auf die Seite, während das Wasser in den Rumpf eindrang."
Oh, wie sicher und warm ist es dagegen in "Kalamis" Koje, während draußen die Regenschauer langsam nachlassen und sich vorsichtig Rückseitenwetter durchsetzt. Vielleicht wurde Hans Christian Andersen der Seewetterbericht für die Schiffskatastrophe aus der "Kleinen Meerjungfrau" hier in Fyns Hoved überliefert. Hier erzählen sich nämlich die Alten: "In den rauen, stürmischen Wintermonaten geht der Fyns-Hoved-Mann um. Wie ein Gewitter jagt er über die Hügel gegen Süden, braust über "Skoven" und "Gabet"... Wenn er so vor dem Wintersturm durch die dunklen Dörfer saust, weint manches Kind im Schlaf, und der Bauer drückt sein bleiches Gesicht an die Fensterscheibe und start zitternd ins Freie, denn der schwarze Reiter ist los". Der Fyns-Hoved-Mann ist eine der merkwürdigsten Gestalten des dänischen Volksglaubens - es ist Odin auf seinem Götterpferd Sleipnir, der hier spukt, lese ich bei Achton Friis. Heute reitet Odin zum Glück mit gebremstem Schaum und gegen Mittag hören die Schauer auf, nur der Starkwind bleibt. Kein Boot geht raus. Die Maschine wird durchgecheckt, ein bisschen Bootspflege schließt sich an und sogar ein Landgang ist drin. Kommen wir morgen hier raus?
Oh, wie sicher und warm ist es dagegen in "Kalamis" Koje, während draußen die Regenschauer langsam nachlassen und sich vorsichtig Rückseitenwetter durchsetzt. Vielleicht wurde Hans Christian Andersen der Seewetterbericht für die Schiffskatastrophe aus der "Kleinen Meerjungfrau" hier in Fyns Hoved überliefert. Hier erzählen sich nämlich die Alten: "In den rauen, stürmischen Wintermonaten geht der Fyns-Hoved-Mann um. Wie ein Gewitter jagt er über die Hügel gegen Süden, braust über "Skoven" und "Gabet"... Wenn er so vor dem Wintersturm durch die dunklen Dörfer saust, weint manches Kind im Schlaf, und der Bauer drückt sein bleiches Gesicht an die Fensterscheibe und start zitternd ins Freie, denn der schwarze Reiter ist los". Der Fyns-Hoved-Mann ist eine der merkwürdigsten Gestalten des dänischen Volksglaubens - es ist Odin auf seinem Götterpferd Sleipnir, der hier spukt, lese ich bei Achton Friis. Heute reitet Odin zum Glück mit gebremstem Schaum und gegen Mittag hören die Schauer auf, nur der Starkwind bleibt. Kein Boot geht raus. Die Maschine wird durchgecheckt, ein bisschen Bootspflege schließt sich an und sogar ein Landgang ist drin. Kommen wir morgen hier raus?
Freitag, 26.08.05, Korshavn - Kerteminde
Wetterbericht: SW 3 – 4, später zunehmend 6, Schauerböen, vereinzelt Gewitter, strichweise diesig.
Um 0835 legen wir ab und das ins 2. Reff gebundene Groß geht gleich nach oben – wer „Kalami“ nicht kennt, das Fall und die Reffleine wird am Mast bedient, also setzen wir die Segel besser im geschützten Hafen. Der Wind kommt mit 4 – 5 Bft. aus SW und draußen steht eine unangenehme See. Als wir die Ansteuerungslinie verlassen und auf nördlichen Kurs wechseln kommt Ruhe in's Schiff, wir haben kühles, aber prächtiges Segelwetter. Nach einer knappen Stunde passieren wir Fyns Hoved und gehen auf Anliegerkurs in den Großen Belt - Storebælt sagen die Dänen. Hin und wieder dicke Schauer- und Gewitterwolken (Comulunimbus), aber sie schlagen einen respektvollen Bogen um „Kalami“ – wir bleiben trocken und segeln ausschließlich in der Sonne. Inzwischen sind wir wieder bei 20° angelangt, der Sommer hat uns wieder.
Sind wir schnell, „Kalami“ düst mit Arbeitsfock und dem 2. Reff im Groß immer noch mit 6 kn auf Amwindkurs! Prima, schließlich wollen wir in Kerteminde sein, bevor der Wind „später“ auf 6 Bft. zunimmt. Über der Kimm klettert die Storebæbeltbroen immer höher aus dem Wasser und weit an Backbord haben wir im Tiefwasserweg ständig Großschifffahrt in Sicht. Als wir die kleine Insel Romsø querab haben lässt der Wind nach und verlangt mehr Tuch. Okay, denke ich, nehme das Reff aus dem Groß, doch als wir 30 Minuten später Stavreshoved passieren kommt der Wind aus seiner tariflich vereinbarten Pause zurück und legt deutlich zu. Später zunehmend 6 Bft. hatte der Wetterbericht versprochen, jetzt aber nix wie nach Kerteminde. Die typischen roten Dächer lassen schon grüßen, als Sabine über den Maler Johannes Larsen vorliest, der unsere Perspektive vom Wasser zur Stadt auf einem Bild festgehalten hat. So, genau so liegt die Stadt jetzt vor uns:
Vergess' für einen Moment den Maler, heftige Böen mahnen zu noch mehr Eile. Schnell die Segel runter, wir müssen unbedingt vor der schaurigen Wolke rein, die bringt viel Wind. Dann eine Schrecksekunde kurz vor der Hafeneinfahrt, der Motor zieht kein Wasser – oder? Doch, das Wasser läuft, auf die Maschine können wir uns verlassen. Schnell sind wir fest. Geschafft. Sabine verschreibt mir ein Nickerchen und wenig später gibt's Möhrensalat und italienische Spezialitäten. Auf dem Weg in die "City" leisten wir uns Tiramisu, Cappuccino und dabei laufen uns, beim Italiener mitten in Dänemark, Indianer und Cowboys über den Weg. „Heute ist Western Night“, erzählt der dänische Kellner im hanseatischen Dialekt, „machen wir jedes Jahr“.
Die "Western Night" besteht aus einer Countrybühne am südlichen und der Bühne der Schülerbands am nördlichen Ende der Einkaufsstraße. Dazwischen haben alle Läden bis in die Nacht geöffnet, die ganze Stadt ist auf den Beinen, kauft, isst, trinkt, feiert ihre Schülerbands und die Lehrer auf der Partymeile. Ein bisschen haben wir mitgefeiert, wir Dreiwochennomaden zwischen Cowboys und Indianern für eine Nacht.
Samstag, 27.08.05, Hafentag Kerteminde
Die Stadt der Amanda, von der wir noch lesen werden, ist für ihre maritime Atmosphäre mit Geschäften, Restaurants und Cafés bekannt. In Kerteminde findet man zahlreiche enge Straßen und Gassen, kleine Häuser mit roten Ziegeldächern, hier ist das Folkeboot zuhause und im Zentrum die Kirche seit 1476. Beinahe nebenan, in derTrollegade, liegt der Høkeren, ein mit allerlei Krimskams vollgestopfter Laden, in dem man so richtig versinken kann.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schuf der Maler Johannes Larsen auf dem Møllebakken (Mühlenberg) sein eigenes Paradies, das inzwischen in ein Museum umgewandelt wurde. Im großen Park empfängt ein Galeriegebäude mit Werken bekannter Maler die Besucher - gehen wir noch hin. Direkt im Hafen liegt das Fjord- und Beltzentrum. Hier kommt man auf Tuchfühlung mit den „einheimischen Tümmlern“ Freja und Eigil.
Seit der Begegnung mit den Schweinswalen vor Flügge bin ich auf die Schweinswale bei www.fjord-baelt.dk richtig gespannt. Tiere in Gefangenschaft mag vermutlich niemand, aber hier liegen die Dinge anders. In Kerteminde wird in Zusammenarbeit mit der Uni in Odense, gelegentlich auch mit der Uni in Kiel, ernsthaft geforscht, damit zukünftig keine Marsvine als Beifang in den Stellnetzen der Fischer ertrinken. Dass dazu ein großes Publikum für den Schutz der bedrohten Meeressäuger sensibilisiert wird, hat uns so gut gefallen, dass „Svante“ - ein beinahe einäugiger Seehund (Made in China) – aus der Gefangenschaft des Souvenirladens freigekauft wird und seitdem erfolgreich unseren Salon bewacht.
Schweinswale zeigen eigentlich keine Kunststücke, aber hier lassen sie sich sogar wiegen und untersuchen. Auch die Seehunde (unten) lernen Symbole und Formen unterscheiden, um an ihr Futter zu kommen.
Während des Intensivkurses in „Meeresbiologie für Anfänger“ werden die Besucher von fjord & baelt per Durchsage auf das Forschungsschiff „Alkor“ eingeladen. Im Rahmen des studentischen Austausches für dänische und deutsche Studenten (Institut für Meereskunde, Kiel) besichtigen wir draußen auf Reede die „Alkor“. Die Schiffsbesichtigung wird für den in den Sechzigern zum Matrosen auf Große Fahrt ausgebildeten Logbuchschreiber natürlich eine echtes highlight. Darüber hinaus haben wir Glück, dass uns einer der Fahrensleute intensiv in die Forschungsarbeit einführt. Auf Schweinswale in der Ostsee angesprochen bestätigt er die Angaben von fjord & baelt, die von einer Stabilisierung der Population bei ca. 5.000 sprechen. Dass Naturschützer und Forscher diese Zahlen auf vom Aussterben bedrohte 600 (GSM) „reduzieren“ liegt in der „Natur der Sache“. Was nicht bedroht ist muss auch nicht so intensiv beforscht oder geschützt werden und deshalb werden die Zahlen „natürlich“ nach unten korrigiert. Ganz schön schade, wie ich finde. Mehr dazu auch unter Wal-Informationen (Wal-TV).
Draußen auf Reede das Forschungsschiff "Alkor" und natürlich vielen Dank für die Einladung
Die zweite Überraschung ist die Wetterkarte von Vorgestern, die noch zufällig auf der Brücke liegt. Vorgestern rauschte die Kaltfront eines Sturmtiefs über uns hinweg, das im Kern über Island einen Luftdruck von 940 hPa zeigte. An Bord der „Alkor“ hatte man sich bereits auf 10 Bft. vorbereitet, während der von uns empfangene gesprochene Wetterbericht lediglich vor stürmischen Böen warnte. Am Ende waren es wohl „nur“ 8 Bft., die wir zum Glück im sicheren Korshavn „abwetterten“. Am späten Abend besuchen wir das Wahrzeichen von Kerteminde:
Amanda hieß im richtigen Leben Sofie Kragh und ist die bekannteste Kerteminderin. An der Langebro hat man ihr ein Denkmal gesetzt. Schon mit knapp 20 eroberte sie die Bühne in Kopenhagen und war damals sehr populär. Dass die verlobte Sofie aber mit einem Studenten durchbrannte wurde ihr nicht so leicht verziehen. In liebenswerter Erinnerung blieb dennoch das Lied "Meine Amanda kam aus Kerteminde". Der Text des Liedes beschreibt Amanda so vorteilhaft, dass man ganz vergaß, dass sie eigentlich ihren Freund betrogen hatte. So wurde das Spottlied schließlich doch zur Huldigung der Kerteminder Mädchen, schreibt das Kerteminder Turistbüro. Inzwischen hat man Sofie, pardon Amanda, ganz sicher verziehen.
Für das Schiffsgrab von Ladby, ca. 3 km westlich an der Kerteminder Förde gelegen, in dem vor 1000 Jahren ein Wikingerhäuptling in einem Hügel mit seinem Schiff, Pferden und Hunden beigesetzt wurde, reicht unsere Zeit leider nicht. Das Ladbyschiff ist das einzige Schiffsgrab aus der Wikingerzeit, das in Dänemark gefunden wurde. Die Reste des 21 m langen Wikingerschiffs sind noch im gleichen Zustand wie bei der Ausgrabung 1935. Der verstorbene Häuptling verschwand bereits in der Vorzeit, aber im Vorschiff liegen noch immer die Skelette seines Gefolges, 11 Pferde und 4 Hunde. Im kleinen Museumsgebäude am Eingang wird eine ergänzende Ausstellung, bei der andere Funde aus der Wikingerzeit aus Nordostfünen im Mittelpunkt stehen, gezeigt.
... schnell noch einen Besuch bei Johannes Larsen. Wunderschöne Bilder von Johannes Larsen (1867-1961), Fritz Syberg und vielen anderen Malerinnen und Maler sind im Johannes-Larsen-Museum ausgestellt. Von der wunderbaren Landschaft Fünens und besonders der einmaligen Stimmung und den prächtigen Farben um Fyns Hoved haben sich wohl alle Maler inspirieren lassen. Die Ausstellung hat unseren Abstecher nach Korshavn noch einmal unterstrichen. Wer Korshavn besucht gehört in diese Ausstellung – und umgekehrt. Genauso interessant sind Wohnhaus und Atelier der Familie, das ebenfalls besichtigt werden kann. Nach dem Tod des Malers blieben Haus und Atelier unverändert und vermitteln das Gefühl, der Maler könnte gleich zur Tür hereinkommen oder sich im kleinen Café an unseren Tisch setzen. Er hätte sich gefreut, dass wir gleich noch ein Poster kaufen, das zuhause an diesen Besuch erinnern soll.
Wohnhaus, Garten und Atelier, rechts das kleine Café - der Tipp nach dem Besuch der Ausstellung. Die Mühle ist natürlich ein Wahrzeichen der Stadt und gehörte ebenso dem Maler Johannes Larsen, wie der Blick aus seinem Wohnhaus auf die Svanemøllen. Erst 1953 wurde der Betrieb eingestellt.
Wetterbericht 4 – 5 Bft. SW
Um 1645 schaffen wir doch noch den Absprung von Kerteminde nach Nyborg - es sind ja auch nur 15 sm. Auf Anliegerkurs SW genießen wir bei 4 Bft. die Fahrt dicht unter Land. Wieder so ein toller Segeltag? Langsam wird das dänische Jahrhundertbauwerk, die „Storebæltbroern“ größer, auf dem Strich über der Kimm kommt Bewegung. Eisenbahn und LKW lassen sich unterscheiden und wir beginnen, die Pfeiler zu zählen. Gemessen an ihrer Spannweite ist die "Storebæltsbroern" die zweitgrößte Brücke der Welt und damit die größte in Europa. Wer mehr über diese und andere Brücken erfahren möchte: www.bernd-nebel.de/bruecken/
Foto Hochtief - so haben wir die Brücke leider nicht gesehen
Seit 1998 überspannt das 254 m hohe Bauwerk den Tiefwasserweg zwischen den dänischen Inseln Seeland und Fünen, genauer gesagt zwischen Seeland und der Insel Sprogø. Diese „Storebæltbroern“ werden wir leider nicht passieren, sondern bei dieser Windlage und mit unserer geringen Masthöhe nehmen wir lieber den deutlich kürzeren Weg unter der aus 63 Pfeilern bestehenden „Rampe“ zwischen Fyn und Sprogø.
Zwei, drei Meilen vor der Brückenpassage frischt der Wind auf und kommt beinahe von vorn. Dazu nimmt eine unangenehme Welle (1,5 m) gelegentlich die Fahrt aus dem Schiff. Okay, wir kneifen zu viel Höhe, weil wir nach der Brücke und dem Leuchtturm Knudshoved gleich zur Ansteuerung nach Nyborg rüber wollen, also bloß keine Höhe verlieren. Zwischen dem 20. und 21. Pfeiler wollen wir durch. Übrigens muss man nicht dem betonnten Fahrwasser folgen, das Wasser ist überall tief genug, entscheidend ist die Durchfahrtshöhe. Wenige Meter vor der Brücke setzt im kabbeligen Wasser plötzlich der Wind aus. „Kalami“ schüttelt sich regelrecht zwischen den Betonpfeilern, die Segel schlagen und erstmals geht der Adrenalinspiegel auf diesem Törn rasant nach oben. Machen wir noch genügend Fahrt, um hier durchzukommen? Noch 30, 20, 10 m ... zum Glück erwischt uns der Wind zwischen den Pfeilern, sodass aus dem Floß wieder ein Segelschiff wird.
Wir rutschen durch und dabei geht es uns beinahe so, wie einst Andersens standhaftem Zinnsoldaten, der in einem aus Zeitungspapier gefaltetem Boot den Rinnstein hinuntersegelte, „…was schlugen da für Wellen … und welcher Strom war da! Ja, der Regen hatte aber geströmt. Das Papierboot schaukelte auf und nieder, mitunter drehte es sich so geschwind, dass der Zinnsoldat bebte; aber er blieb standhaft, verzog keine Miene, sah geradeaus und hielt das Gewehr im Arm. Mit einem Male trieb das Boot unter eine lange Rinnsteinbrücke; da wurde es gerade so dunkel, als wäre es in seiner Schachtel“.
Im Bild oben sieht man gut, dass die Brücke geteilt ist und von den linken Pfeilern die Eisenbahn und rechts die Autobahn getragen wird. Noch einmal: Bei der Passage kann es zu Winddrehern und/oder -aussetzern kommen. Ein besseres "Gesamtbild" (u.) war bei unserer Passage leider nicht drin.
Inzwischen brennen die Lichter, segeln wir unseren ersten kleinen Nachttörn und je mehr wir uns Nyborg nähern, desto mehr kommt der Wind genau aus dieser Richtung. Die wollen uns wohl nicht, unken wir, aber um 2105 ist auch diese „kurze“ Reise beendet.
Montag, 29.08.05, Hafentag Nyborg
Schon gestern Abend hatten wir ein miserables Anlegemanöver hingelegt (mir war die Achterleine ausgerauscht). Dass wir in dieser Beziehung, beim Verholen in eine andere Box, noch steigerungsfähig sind konnte ich mir nicht vorstellen, aber Schwamm drüber und jetzt rein in Dänemarks ganz frühe Hauptstadt. Na gut, das ist zwar 800 Jahre her, doch damals wie heute liegt Nyborg auf der Mitte des alten Handelsweges zwischen dem Osten und dem Westen des Landes. Die Nyborg mit ihrem Wallgraben und den mächtigen Wallanlagen bot über viele Jahrhunderte Schutz und liegt heute friedlich und malerisch in der alten Stadt. Die Schweden fürchtet heute ohnehin keiner mehr.
Die mächtige Wallanlage beschützte die ganze Stadt. Wer damals rein wollte, musste durch den 40 m langen Tunnel.
Was für ein Treiben muss in all diesen Jahren im Hafen geherrscht haben und was für ein Chaos, als noch die Fähren im Pendelverkehr von Fünen nach Seeland wechselten. Während der Saison erstickte die Stadt in den Abgasen der Autoschlangen, die sich durch enge Straßen bis zum Hafen quälten. Heute geht es beschaulich zu in Nyborg, nur im Yachthafen ist Betrieb. Die alten Hafenbecken werden zurückgebaut, Wohnungen mit Hafenblick entstehen, aber wer wird hier wohnen? Wie viele Seeleute haben durch die Brücke ihren Job verloren oder arbeiten die jetzt alle bei der Autobahnmeisterei?
Dennoch, Nyborg gefällt. Im Tourismusbüro gibt es einen Stadtführer, der uns auf jahrhundertealten Spuren durch die Altstadt lotst. Besonders beeindruckend ist die Wallanlage rund um Festung und Altstadt. An einigen Kreuzungen fällt auf, dass die Häuserfronten nicht rechtwinklig sondern schräg zur Straße verlaufen und auch das hat seinen Grund: Nach dem Brand von 1797 lag mehr als die Hälfte der Stadt in Schutt und Asche. Nur mit Hilfe von Spenden aus ganz Dänemark und sogar aus Norwegen konnte der Wiederaufbau beginnen, aber diesmal wurden die Häuser an den Kreuzungen nicht rechtwinklig sondern im Winkel von 45° errichtet, damit die Löschfahrzeuge besser um die „Ecke“ kommen.
Die wechselhafte Geschichte von Nyborg lässt uns beim Eis von Fellesen allerdings völlig kalt. Schon in Odense sind wir dieser süßen Droge verfallen und werden nun zu Wiederholungstätern. Zunächst wird Eischneecreme in die Waffel gefüllt, dann das leckere Eis und darüber mit verschiedenen Zutaten wunderbar garniert. Da stelle ich mich doch gleich noch mal an.
Wieder an Bord gelingt mir endlich die Reparatur des Autopiloten. Seit Wochen bewegt der Autopilot das Ruder nur in eine Richtung und alle bisherigen Reparaturversuche schlugen fehl. Ein dänischer Schiffselektroniker wollte damit auch kein Geld verdienen, aber der Tipp mit den Kontakten, bzw. Kontaktspray und die Überprüfung der Klemmen bringt den Autohelm 4000 wieder auf Trab. Nun haben wir sogar noch einen Steuermann an Bord, bzw. eine Steuerfrau und ob die bei der Gutenachtgeschichte gelauscht hat wissen wir nicht so genau. “Die kleine Meerjungfrau“ hat sich während der gesamten Reise nichts anmerken lassen und Andersen hat recht, "weit draußen im Meer ist das Wasser so blau wie die Blütenblätter der schönsten Kornblume". Morgen auch?
Wohnhaus, Garten und Atelier, rechts das kleine Café - der Tipp nach dem Besuch der Ausstellung. Die Mühle ist natürlich ein Wahrzeichen der Stadt und gehörte ebenso dem Maler Johannes Larsen, wie der Blick aus seinem Wohnhaus auf die Svanemøllen. Erst 1953 wurde der Betrieb eingestellt.
Wetterbericht 4 – 5 Bft. SW
Um 1645 schaffen wir doch noch den Absprung von Kerteminde nach Nyborg - es sind ja auch nur 15 sm. Auf Anliegerkurs SW genießen wir bei 4 Bft. die Fahrt dicht unter Land. Wieder so ein toller Segeltag? Langsam wird das dänische Jahrhundertbauwerk, die „Storebæltbroern“ größer, auf dem Strich über der Kimm kommt Bewegung. Eisenbahn und LKW lassen sich unterscheiden und wir beginnen, die Pfeiler zu zählen. Gemessen an ihrer Spannweite ist die "Storebæltsbroern" die zweitgrößte Brücke der Welt und damit die größte in Europa. Wer mehr über diese und andere Brücken erfahren möchte: www.bernd-nebel.de/bruecken/
Foto Hochtief - so haben wir die Brücke leider nicht gesehen
Seit 1998 überspannt das 254 m hohe Bauwerk den Tiefwasserweg zwischen den dänischen Inseln Seeland und Fünen, genauer gesagt zwischen Seeland und der Insel Sprogø. Diese „Storebæltbroern“ werden wir leider nicht passieren, sondern bei dieser Windlage und mit unserer geringen Masthöhe nehmen wir lieber den deutlich kürzeren Weg unter der aus 63 Pfeilern bestehenden „Rampe“ zwischen Fyn und Sprogø.
Zwei, drei Meilen vor der Brückenpassage frischt der Wind auf und kommt beinahe von vorn. Dazu nimmt eine unangenehme Welle (1,5 m) gelegentlich die Fahrt aus dem Schiff. Okay, wir kneifen zu viel Höhe, weil wir nach der Brücke und dem Leuchtturm Knudshoved gleich zur Ansteuerung nach Nyborg rüber wollen, also bloß keine Höhe verlieren. Zwischen dem 20. und 21. Pfeiler wollen wir durch. Übrigens muss man nicht dem betonnten Fahrwasser folgen, das Wasser ist überall tief genug, entscheidend ist die Durchfahrtshöhe. Wenige Meter vor der Brücke setzt im kabbeligen Wasser plötzlich der Wind aus. „Kalami“ schüttelt sich regelrecht zwischen den Betonpfeilern, die Segel schlagen und erstmals geht der Adrenalinspiegel auf diesem Törn rasant nach oben. Machen wir noch genügend Fahrt, um hier durchzukommen? Noch 30, 20, 10 m ... zum Glück erwischt uns der Wind zwischen den Pfeilern, sodass aus dem Floß wieder ein Segelschiff wird.
Wir rutschen durch und dabei geht es uns beinahe so, wie einst Andersens standhaftem Zinnsoldaten, der in einem aus Zeitungspapier gefaltetem Boot den Rinnstein hinuntersegelte, „…was schlugen da für Wellen … und welcher Strom war da! Ja, der Regen hatte aber geströmt. Das Papierboot schaukelte auf und nieder, mitunter drehte es sich so geschwind, dass der Zinnsoldat bebte; aber er blieb standhaft, verzog keine Miene, sah geradeaus und hielt das Gewehr im Arm. Mit einem Male trieb das Boot unter eine lange Rinnsteinbrücke; da wurde es gerade so dunkel, als wäre es in seiner Schachtel“.
Im Bild oben sieht man gut, dass die Brücke geteilt ist und von den linken Pfeilern die Eisenbahn und rechts die Autobahn getragen wird. Noch einmal: Bei der Passage kann es zu Winddrehern und/oder -aussetzern kommen. Ein besseres "Gesamtbild" (u.) war bei unserer Passage leider nicht drin.
Inzwischen brennen die Lichter, segeln wir unseren ersten kleinen Nachttörn und je mehr wir uns Nyborg nähern, desto mehr kommt der Wind genau aus dieser Richtung. Die wollen uns wohl nicht, unken wir, aber um 2105 ist auch diese „kurze“ Reise beendet.
Montag, 29.08.05, Hafentag Nyborg
Schon gestern Abend hatten wir ein miserables Anlegemanöver hingelegt (mir war die Achterleine ausgerauscht). Dass wir in dieser Beziehung, beim Verholen in eine andere Box, noch steigerungsfähig sind konnte ich mir nicht vorstellen, aber Schwamm drüber und jetzt rein in Dänemarks ganz frühe Hauptstadt. Na gut, das ist zwar 800 Jahre her, doch damals wie heute liegt Nyborg auf der Mitte des alten Handelsweges zwischen dem Osten und dem Westen des Landes. Die Nyborg mit ihrem Wallgraben und den mächtigen Wallanlagen bot über viele Jahrhunderte Schutz und liegt heute friedlich und malerisch in der alten Stadt. Die Schweden fürchtet heute ohnehin keiner mehr.
Die mächtige Wallanlage beschützte die ganze Stadt. Wer damals rein wollte, musste durch den 40 m langen Tunnel.
Was für ein Treiben muss in all diesen Jahren im Hafen geherrscht haben und was für ein Chaos, als noch die Fähren im Pendelverkehr von Fünen nach Seeland wechselten. Während der Saison erstickte die Stadt in den Abgasen der Autoschlangen, die sich durch enge Straßen bis zum Hafen quälten. Heute geht es beschaulich zu in Nyborg, nur im Yachthafen ist Betrieb. Die alten Hafenbecken werden zurückgebaut, Wohnungen mit Hafenblick entstehen, aber wer wird hier wohnen? Wie viele Seeleute haben durch die Brücke ihren Job verloren oder arbeiten die jetzt alle bei der Autobahnmeisterei?
Dennoch, Nyborg gefällt. Im Tourismusbüro gibt es einen Stadtführer, der uns auf jahrhundertealten Spuren durch die Altstadt lotst. Besonders beeindruckend ist die Wallanlage rund um Festung und Altstadt. An einigen Kreuzungen fällt auf, dass die Häuserfronten nicht rechtwinklig sondern schräg zur Straße verlaufen und auch das hat seinen Grund: Nach dem Brand von 1797 lag mehr als die Hälfte der Stadt in Schutt und Asche. Nur mit Hilfe von Spenden aus ganz Dänemark und sogar aus Norwegen konnte der Wiederaufbau beginnen, aber diesmal wurden die Häuser an den Kreuzungen nicht rechtwinklig sondern im Winkel von 45° errichtet, damit die Löschfahrzeuge besser um die „Ecke“ kommen.
Die wechselhafte Geschichte von Nyborg lässt uns beim Eis von Fellesen allerdings völlig kalt. Schon in Odense sind wir dieser süßen Droge verfallen und werden nun zu Wiederholungstätern. Zunächst wird Eischneecreme in die Waffel gefüllt, dann das leckere Eis und darüber mit verschiedenen Zutaten wunderbar garniert. Da stelle ich mich doch gleich noch mal an.
Wieder an Bord gelingt mir endlich die Reparatur des Autopiloten. Seit Wochen bewegt der Autopilot das Ruder nur in eine Richtung und alle bisherigen Reparaturversuche schlugen fehl. Ein dänischer Schiffselektroniker wollte damit auch kein Geld verdienen, aber der Tipp mit den Kontakten, bzw. Kontaktspray und die Überprüfung der Klemmen bringt den Autohelm 4000 wieder auf Trab. Nun haben wir sogar noch einen Steuermann an Bord, bzw. eine Steuerfrau und ob die bei der Gutenachtgeschichte gelauscht hat wissen wir nicht so genau. “Die kleine Meerjungfrau“ hat sich während der gesamten Reise nichts anmerken lassen und Andersen hat recht, "weit draußen im Meer ist das Wasser so blau wie die Blütenblätter der schönsten Kornblume". Morgen auch?
Dienstag, 30.08.05, Nyborg - Lundeborg
Wetterbericht: 4 Bft. aus W
Ja, wieder so ein traumhafter Segeltag. Um 1120 verlassen wir Nyborgs Baustelle Hafencity und 20 Minuten später übernimmt der Autopilot das Ruder. Eine ganze Weile schaue ich ihm noch über die Schulter, aber Dienst ist nun mal Dienst und wir haben endlich mehr Zeit für Urlaub. Segeln vom Feinsten, sage ich Dir. Nyborg achteraus, an Backbord der Lt. Knudshoved, dahinter die Storebæltbroern mit der Großschifffahrt, voraus die kleine Düne Vresen (Naturschutzgebiet), dahinter Hov, das „Nordkap“ von Langeland und an Steuerbord nichts als Fünen. Wir sind ohnehin ganz sicher, dass "Die kleine Meerjungfrau" schon lange positiven Einfluss auf unsere Reise nimmt. Prächtige Stimmung also an Bord und wird denn nun der 15. Reisetag zum schönsten Segeltag? Wir werden später im Internet darüber abstimmen lassen – was meinst Du?
Den nächsten Hafen hat uns unser Stegnachbar aus Heiligenhafen empfohlen, an Lundeborg kommen wir also nicht vorbei. Der kleine Ort lebte früher vom Fischfang und von der Fährverbindung rüber nach Lohals auf Langeland - inzwischen wurde immerhin die Fähre für Radfahrer zwischen Lundeborg - Lohals (Nordlangeland) - Omø - Stigsnæs (Westseeland) wieder in Betrieb genommen.
Heute gehen in Lundeborg zwar auch noch Fische, aber zunehmend häufiger Touristen ins Netz. Der idyllische Hafen war früher Ladeplatz und Fischerort des Gutes Broholm. Der gut erhaltene Speicher (u. li.) aus dem Jahre 1862 steht unter Denkmalschutz. Als wir nach 16 sm um 1620 den letzten freien Platz in der Box erwischen scheint die Sonne aus allen Knopflöchern. Hochsommer!
Beim Købmand werden die Lücken in der Speisekammer aufgefüllt und im Restaurant gegenüber gibt's leckeren Capuccino und mal wieder eine deutsche Zeitung. Die anschließende Hafenrundfahrt führt uns zum 9 km entfernten Dammestenen (o. re.) in der Nähe des Ortes Hesselager. Dieser Rolling Stone soll angeblich 46 m in Umkreis messen, 12 m hoch sein und an die 1.000 Tonnen wiegen – einen größeren findest Du in Dänemark nicht.
Die Radtour in der Abendsonne wird wieder zu einer besonderen Fahrt ins Blaue. Anstiege und steile Abfahrten erwartet eigentlich niemand in Dänemark, eher schon das Herrenhaus Broholm (li.), verträumte Gehöfte oder den weiten Blick über den Großen Belt, dann folgt ein Oldtimer und die hochmotivierte Konkurrenz auf Rennrädern. Mit diesen wunderbaren Eindrücken habe ich sogar die Scholle aus der Fischbratküche im Hafen ohne bleibende Schäden überstanden. Dabei habe ich auf frischen Fisch aus der Ostsee gesetzt und wohl auch erhalten, jedenfalls war sich das Servicepersonal da ganz sicher. Schließlich stehen selbst leckere Fischsorten aus Vietnam auf der klebrigen Speisekarte, ganz bestimmt fangfrisch. Mahlzeit.
Wetterbericht: 4 Bft. aus W
Ja, wieder so ein traumhafter Segeltag. Um 1120 verlassen wir Nyborgs Baustelle Hafencity und 20 Minuten später übernimmt der Autopilot das Ruder. Eine ganze Weile schaue ich ihm noch über die Schulter, aber Dienst ist nun mal Dienst und wir haben endlich mehr Zeit für Urlaub. Segeln vom Feinsten, sage ich Dir. Nyborg achteraus, an Backbord der Lt. Knudshoved, dahinter die Storebæltbroern mit der Großschifffahrt, voraus die kleine Düne Vresen (Naturschutzgebiet), dahinter Hov, das „Nordkap“ von Langeland und an Steuerbord nichts als Fünen. Wir sind ohnehin ganz sicher, dass "Die kleine Meerjungfrau" schon lange positiven Einfluss auf unsere Reise nimmt. Prächtige Stimmung also an Bord und wird denn nun der 15. Reisetag zum schönsten Segeltag? Wir werden später im Internet darüber abstimmen lassen – was meinst Du?
Den nächsten Hafen hat uns unser Stegnachbar aus Heiligenhafen empfohlen, an Lundeborg kommen wir also nicht vorbei. Der kleine Ort lebte früher vom Fischfang und von der Fährverbindung rüber nach Lohals auf Langeland - inzwischen wurde immerhin die Fähre für Radfahrer zwischen Lundeborg - Lohals (Nordlangeland) - Omø - Stigsnæs (Westseeland) wieder in Betrieb genommen.
Heute gehen in Lundeborg zwar auch noch Fische, aber zunehmend häufiger Touristen ins Netz. Der idyllische Hafen war früher Ladeplatz und Fischerort des Gutes Broholm. Der gut erhaltene Speicher (u. li.) aus dem Jahre 1862 steht unter Denkmalschutz. Als wir nach 16 sm um 1620 den letzten freien Platz in der Box erwischen scheint die Sonne aus allen Knopflöchern. Hochsommer!
Beim Købmand werden die Lücken in der Speisekammer aufgefüllt und im Restaurant gegenüber gibt's leckeren Capuccino und mal wieder eine deutsche Zeitung. Die anschließende Hafenrundfahrt führt uns zum 9 km entfernten Dammestenen (o. re.) in der Nähe des Ortes Hesselager. Dieser Rolling Stone soll angeblich 46 m in Umkreis messen, 12 m hoch sein und an die 1.000 Tonnen wiegen – einen größeren findest Du in Dänemark nicht.
Die Radtour in der Abendsonne wird wieder zu einer besonderen Fahrt ins Blaue. Anstiege und steile Abfahrten erwartet eigentlich niemand in Dänemark, eher schon das Herrenhaus Broholm (li.), verträumte Gehöfte oder den weiten Blick über den Großen Belt, dann folgt ein Oldtimer und die hochmotivierte Konkurrenz auf Rennrädern. Mit diesen wunderbaren Eindrücken habe ich sogar die Scholle aus der Fischbratküche im Hafen ohne bleibende Schäden überstanden. Dabei habe ich auf frischen Fisch aus der Ostsee gesetzt und wohl auch erhalten, jedenfalls war sich das Servicepersonal da ganz sicher. Schließlich stehen selbst leckere Fischsorten aus Vietnam auf der klebrigen Speisekarte, ganz bestimmt fangfrisch. Mahlzeit.
Mittwoch, 31.08.05, Lundeborg – Rudkøbing (Langeland)
Wetterbericht: Umlaufend 2 – 3 Bft., SO drehend, zunehmend 4
Von wegen Umlaufend 2 – 3, satte 4 - 5 Bft. aus OSO pfeifen über die Hafenmauer. Die meisten Boote sind längst raus, aber für die 11 sm bis Rudkøbing haben wir alle Zeit der Welt. Auf Anliegerkurs segeln wir mit Genua und Groß dicht an der Reffkante, aber immerhin auch mit 6 kn. „Kalami“ schiebt dabei 25° Lage – sportliches Segeln bei inzwischen 5 Bft. Wir nehmen Abschied von Fünen, denn Svendborg und die Südküste bis rüber nach Falsled kennen wir ja schon von unserem Törn mit der 6,50 m kurzen Varianta „flexibel“. Nein, noch kein Abschied vom Urlaub, auch wenn sich dieses Gefühl so langsam einschleicht.
Bald haben wir die kleine Insel Thurø mit der Einfahrt in den Svendborgsund querab. Weit an Stb. können wir Waldemar Slot auf der Insel Taasinge ausmachen, doch schon lange steuern wir auf die Brücke zu, die Langeland mit Taasinge und Fünen verbindet. Hier wird es bald sehr flach und wir müssen dem Fahrwasser folgen. Da der Wind im Fahrwasser genau gegenan steht, nutzen wir die Gelegenheit zum Segelbergen. Gleich nach der Brücke folgt Rudkøbings Yachthafen und hier parken wir um 1530 neben der Charteryacht „Christine“ aus Heiligenhafen ein. Unter den kritischen Blicken der wohl 5 und 7 Jahre alten Juniorskipper gelingt unser Anlegemanöver bei dem heftigen Seitenwind nicht ganz so wunschgemäß, aber die maritimen Fragen beantworte ich wenigstens zur vollsten Zufriedenheit der beiden Leichtmatrosen.
Zeitgemäß ist die Hafenelektrik in Rudkøbing leider nicht und deshalb müssen „Christine“ und „Kalami“ auf den guten alten Schukostecker umgerüstet werden. Ziemlich daneben ist der leider in vielen Häfen übliche Brauch, sich den Zugang zu Waschräumen und Toiletten über eine Codenummer zu erschließen. Die Codenummer erfährt man zwar beim Hafenmeister, aber der kommt nicht vor 1800. Scheiße, wenn man vorher da ist. Andere Segler fragen? Hier ist die Saison gelaufen, die Segler die jetzt im Hafen sind haben das gleiche Problem.
Wie bereits in allen anderen Hafenstädten, hat das 700 Jahre alte Städtchen viele seiner originalen, schönen Häuser und Kaufmannshöfe erhalten. Leider hat auch hier die Brückenverbindung nach Fünen den Hafen beinahe überflüssig gemacht. Lediglich die täglich zwischen Æræskøbing und Rudkøbing pendelnde Fähre sorgt noch für Hafenatmosphäre - und natürlich wir Segler.
Ein kleiner Reiseführer lockt uns vom Hafen durch winklige Straßen, zur gamle Apotek (geschlossen und leider auch der Apothekengarten), auf Hinterhöfe, zum Langelandsmuseum (auch zu), über Kopfsteinpflaster, vorbei an der Biancawerft zurück an Bord. Wie schade, dass der dänische Ladenschluss uns hin und wieder vor längst vergessene Probleme stellt – haben uns nicht deutsche Politiker zum Schlusslicht in Europa verteufelt, uns vorgeworfen, wir wären zu unflexibel? Immer wieder wird auf das erfolgreiche skandinavische Modell hingewiesen und die machen ihre Läden, außer vielleicht in Odense, ganz erfolgreich um 1700 oder 1730 Uhr dicht! Das hier ist doch auch Europa und so unflexibel wie die Dänen würde ich liebend gerne wieder sein.
Donnerstag, 01.09.05, Rudkøbing - Marstal
Wetterbericht: SO 5 Bft., See 1 m
Der Kontakt zum Skipper der „Christine“ macht Lust auf mehr. Als die Crew lange vor uns ablegt, verabreden wir uns für den Abend in Bagenkop – scheinbar haben wir noch viel zu erzählen. Inzwischen fegt eine wirklich steife Brise über den Hafen, sodass wir die Arbeitsfock anschlagen. Mit langer Vorleine und kräftiger Motorunterstützung kommen wir heil aus der Box. Groß und Fock sind schnell oben, doch je größer der Abstand zu den schützenden Gebäuden, desto heftiger fällt ein kräftiger Wind ein. Hin und wieder kommt Wasser über - wir sind längst bei 6 Bft. und schieben kräftig Lage. Na hoffentlich hat die „Christine“ in Marstal Schutz gesucht, denke ich, während die Fock wieder eingerollt wird. Gleich sind wir am WP 286, wechseln auf Raumschotkurs und immer noch rauscht „Kalami“ mit 6 kn durch die dänische Südsee.
Wieder mal treffen wir die Fähre auf ihrem Weg von Marstal nach Rudkøbing und 20 Minuten später haben wir am WP 287 Fünen tatsächlich gerundet. Am 16. August sind wir hier in das Fahrwasser mit Kurs auf Dyreborg gewechselt, hier schließt sich der fünsche Kreis. Wind und See lassen leider keine Zeit für einen Festakt, volle Konzentration ist gefragt, damit „Kalami“ auf Kurs bleibt. Den Sollkurs im Fahrwasser kann ich ohnehin kaum halten, mal laufen wir 270 statt 254°, dann liegen 240° an. „Kalami“ rollt vor der achterlichen See. Vor dem Fahrwasserschwenk auf 180° habe ich richtig Bammel, aber es reicht gerade noch zum Anlieger, sodass uns das Groß bis vor den Hafen von Marstal liftet. Weiter nach Bagenkop bei inzwischen 7 Bft. aus Südost?
„Verlasse nie einen sicheren Hafen“, erinnere ich mich an den SSS-Kurs und wer diesen Satz respektiert, braucht nichts mehr zu entscheiden. Nun fehlt nur noch eine freie Box, aber an den Leeseiten der Stege gibt's keine Lücke und an den Luvseiten liegt bei diesem Wind keine Yacht, da ist es doppelt voll. Endlich ein freier Platz da hinten am Steganfang von Steg 9 - beinahe schon an Land. Jetzt bloß nicht zu wenig Fahrt, sonst drückt uns der Wind auf die Achterpfähle der Gegenseite.
Kurz vor der Box ziehe ich die Reißleine, „… das wird zu knapp, wir drehen um“, rufe ich Sabine zu. Dabei drückt der Wind bereits so stark, dass der Raum immer enger wird. Uns bleibt nur die Flucht nach vorn, also hart Backbord in den Wind und mit viel Speed in die viel zu breite Box, „Hauptsache eine Vorleine kommt erstmal fest“, entscheide ich spontan.
Das bringt ein paar Sekunden Chaos an Bord. Bei dem Tempo kriegen wir keine Achterleine über den Pfahl und dabei steht Sabine für einen Moment neben sich. Zum Glück warten bereits drei vier Segler auf dem Steg und haben uns schnell im Griff. Die zweite Vorleine geht rüber und dann wird vom Steg aus gefiert, geholt und achtern solange mit dem Bootshaken nachgeholfen, bis die Achterleinen über dem Pfahl sind. Das war richtig knapp. Im Logbuch steht nüchtern: 1545 fest an Steg 9. Die Segler am Steg: „So hab'n wir heute alle festgemacht.“ Na denn!
„Ist das da hinten etwa 'ne Targa?" Tatsächlich, da is wirklich eine und so lernen wir Bettina und Burghard aus Selent mit ihrer Targa „fly me friendly“ kennen. Während sich draußen immer noch der Wind austobt und der Einkauf erledigt ist, gibt es zunächst eine ausführliche Bootsvisite an Steg 8 und den obligatorischen Gegenbesuch bei uns an Bord. Und was es nicht alles zu erzählen und zu lernen gibt, aber das ist eine andere Geschichte und die werden wir mit Bettina und Burghard fortsetzen. Versprochen. Übrigens hören wir von anderen Stegnachbarn, dass die „Christine“ tatsächlich nach Bagenkop gesegelt ist. Wie schade, aber dann eben von hier aus schöne Grüße an den Skipper und seine Crew.
Freitag, 02.09.05, Marstal – Bagenkop
Wetterbericht: Nordwest 3 – 4 Bft.
In der Nacht zieht die angekündigte Gewitterfront durch und am Morgen ist es wieder ruhig, windstill, triefend nass und so was von ungemütlich. Viele Boote gehen trotzdem raus, wir winken „fly me friendly“ hinterher und verschwinden zum Frühstück lieber in der Kuchenbude. Nachdem inzwischen auch der übernächste Nachbar abgelegt hat, ist der Blick auf einen ungewöhnlichen Schiffsnamen frei, "Uppumpköft". Sabine versucht den rätselhaften plattdütschen Namen zu deuten, aber es gelingt ihr nicht. Erst der Hinweis, dass unser Boot ebenfalls auf Pump finanziert wird, löst schließlich das maritime Rätsel auf. Ab Mittag klart es zunehmend auf und nach dem Ablegen um 1430 segeln wir schon wieder bei „Kaiserwetter“, nein, nicht mit der „Meteor“ (das war Wilhemzwos Yacht), auf Vorwindkurs gen Bagenkop. Der elektronische Steuermann hält locker den Kurs, während der Navigator auf dem Achterdeck Kartoffeln schält. Den immer wieder köstlichen dänischen Kuchen servieren wir mit Capuccino (nein, nicht aus der Tüte von Aldi). Was für ein Leben und auf die während des Törns so gern gestellte Frage, „… ist heute der schönste Segeltag?“ schweigt des Smutjes Höflichkeit, es waren einfach so viele.
Nach 2,5 Stunden wunderschöner Küstensegelei schiebt uns der Wind in den Hafen von Bagenkop. Noch immer dominiert der schon so lange stillgelegte Fähranleger das Hafenbild, aber im Yachthafen hat sich seit dem letzten Jahr eine Menge getan. Neuerdings sorgt ein Aussichtsturm für den Überblick, gleich daneben ein Café und ein neues Sanitärgebäude. Gleich nach dem Anlegen liefert die Infothek des Hafenmeisters alle Infos für eine interessante Landpartie und schon entfalten die Klappräder einmal mehr ihren Charme mit Kurs auf das Vogelreservat Gulstav Noor und den Dovns Klint, das ist die Abbruchkante der langelandschen Südspitze.
Bis dahin geht es 7 km rauf und runter. Überraschende Aussichten wechseln mit spannenden Einsichten, wie z.B. in die Steinkammer des Hünengrabs Hulbjerg Jættestue (o. re.). Hin und wieder kleine Gehöfte, bis wir schließlich den Leuchtturm Keldsnor als gelegentlichen Wegbegleiter haben. Der 39 m hohe Leuchtturm soll eine phantastische Aussicht über Langeland, den Belt und an einem klaren Tag rüber bis Fehmarn und in die Kieler Bucht bieten. Dann überraschend ein Parkplatz, Autos, ein Toilettenhäuschen und außen ein Arbeitsplatz zum Fische ausnehmen, wir müssen am Dovns Klint sein.
Der Angler aus Warnemünde, dem wir eine Weile zusehen, bekommt seine Forelle leider nicht. Hier an der Abbruchkante stehen sie alle und gegen 2000 tricksen die Meerforellen immer noch an die 15 Angler aus. 200 m weiter steht niemand mehr. Wir schauen übers Meer, stecken unseren morgigen Kurs ab. Es wird der letzte Törn des Urlaubs sein. Noch einmal bietet uns die dänische Südsee einen herrlichen Sonnenuntergang und dann treten wir in die Pedale, damit wir Bagenkop noch ohne "Positionslichter" erreichen.
Wetterbericht: Nordwest 3 – 4 Bft.
In der Nacht zieht die angekündigte Gewitterfront durch und am Morgen ist es wieder ruhig, windstill, triefend nass und so was von ungemütlich. Viele Boote gehen trotzdem raus, wir winken „fly me friendly“ hinterher und verschwinden zum Frühstück lieber in der Kuchenbude. Nachdem inzwischen auch der übernächste Nachbar abgelegt hat, ist der Blick auf einen ungewöhnlichen Schiffsnamen frei, "Uppumpköft". Sabine versucht den rätselhaften plattdütschen Namen zu deuten, aber es gelingt ihr nicht. Erst der Hinweis, dass unser Boot ebenfalls auf Pump finanziert wird, löst schließlich das maritime Rätsel auf. Ab Mittag klart es zunehmend auf und nach dem Ablegen um 1430 segeln wir schon wieder bei „Kaiserwetter“, nein, nicht mit der „Meteor“ (das war Wilhemzwos Yacht), auf Vorwindkurs gen Bagenkop. Der elektronische Steuermann hält locker den Kurs, während der Navigator auf dem Achterdeck Kartoffeln schält. Den immer wieder köstlichen dänischen Kuchen servieren wir mit Capuccino (nein, nicht aus der Tüte von Aldi). Was für ein Leben und auf die während des Törns so gern gestellte Frage, „… ist heute der schönste Segeltag?“ schweigt des Smutjes Höflichkeit, es waren einfach so viele.
Nach 2,5 Stunden wunderschöner Küstensegelei schiebt uns der Wind in den Hafen von Bagenkop. Noch immer dominiert der schon so lange stillgelegte Fähranleger das Hafenbild, aber im Yachthafen hat sich seit dem letzten Jahr eine Menge getan. Neuerdings sorgt ein Aussichtsturm für den Überblick, gleich daneben ein Café und ein neues Sanitärgebäude. Gleich nach dem Anlegen liefert die Infothek des Hafenmeisters alle Infos für eine interessante Landpartie und schon entfalten die Klappräder einmal mehr ihren Charme mit Kurs auf das Vogelreservat Gulstav Noor und den Dovns Klint, das ist die Abbruchkante der langelandschen Südspitze.
Bis dahin geht es 7 km rauf und runter. Überraschende Aussichten wechseln mit spannenden Einsichten, wie z.B. in die Steinkammer des Hünengrabs Hulbjerg Jættestue (o. re.). Hin und wieder kleine Gehöfte, bis wir schließlich den Leuchtturm Keldsnor als gelegentlichen Wegbegleiter haben. Der 39 m hohe Leuchtturm soll eine phantastische Aussicht über Langeland, den Belt und an einem klaren Tag rüber bis Fehmarn und in die Kieler Bucht bieten. Dann überraschend ein Parkplatz, Autos, ein Toilettenhäuschen und außen ein Arbeitsplatz zum Fische ausnehmen, wir müssen am Dovns Klint sein.
Der Angler aus Warnemünde, dem wir eine Weile zusehen, bekommt seine Forelle leider nicht. Hier an der Abbruchkante stehen sie alle und gegen 2000 tricksen die Meerforellen immer noch an die 15 Angler aus. 200 m weiter steht niemand mehr. Wir schauen übers Meer, stecken unseren morgigen Kurs ab. Es wird der letzte Törn des Urlaubs sein. Noch einmal bietet uns die dänische Südsee einen herrlichen Sonnenuntergang und dann treten wir in die Pedale, damit wir Bagenkop noch ohne "Positionslichter" erreichen.
Samstag, 03.09.05, Bagenkop - Heiligenhafen
Wetterbericht: N – NW 3 – 4, abnehmend 2 Bft., See 0,5 – 1 m
Abschied von Bagenkop. Der neue Turm (li.) und der Blick zurück nach Dänemark. Der Urlaub geht zu Ende.
Die Sonne fordert noch einmal Sonnenschutzfaktor 20 und während das bisschen Wind einen Vorwindkurs andeutet, koppeln wir uns beim Frühstück über die westliche Ostsee. Das kann ein langer Törn werden. Bis zum Dovns Klint kommen wir raumschots noch ganz gut voran, doch als wir auf Vorwindkurs schiften wird es auch dem Autopiloten zu wenig, wir müssen selbst ans Ruder. Auf der Logge zählen wir erstmals die Zehntel mit 1,6 oder 1,7 und schon 2 kn Fahrt werden zum Feiertag. Es ist, als wollte Langeland uns festhalten und zuflüstern, bleibt noch ein paar Wochen ... Ist ja auch 'ne gute Idee, denn die Häfen Spodsbjerg und Lohals kennen wir immer noch nicht, nächstes Jahr sehen wir uns wieder.
Trotz Bullenstander schlagen die Segel, weil „Kalami“ von einer leichten Dünung in Bewegung gehalten wird. Der Leuchtturm Keldsnor schaut immer noch dem Treiben auf dem Wasser zu. Natürlich wird in alle Himmelrichtungen gesegelt, nur die Boote auf Vorwindkursen geben langsam auf und nach 7 "gesegelten" folgen 23 öde Seemeilen unter Maschine. Die Windräder von Fehmarn kommen auf, der Kiel – Ostseeweg hat aber auch gar nichts zu bieten, Flügge und der Brückenbogen der Fehmarnsundbrücke kommen in Sicht, aber das kennt ihr ja schon.
Stefan Stoppok, Fehmarn 2005, Foto Ingo Saager
Ich würde jetzt lieber ein anders Lied singen, „Hey Joe“ von Jimi Hendrix z.B. oder „Purple Haze“, „Star Spangled Banner“, „Voodoo Chile", vielleicht „ Electric Ladyland", "All Along The Watchtower" und als Vorgruppe die Roten Steine, die wenig später als Ton Steine Scherben auch diesen Seemann tief beeindruckt haben. Das war 1970 und in Erinnerung an dieses Festival da drüben auf Fehmarn, gibt es jedes Jahr, am ersten Septemberwochenende, an gleicher Stelle eine Neuauflage. Erstes Septemberwochenende? Das ist ja heute, das ist ja jetzt!!! Wie gern wäre ich da drüben und könnte endlich mal Stefan Stoppok live erleben, der so gern Jimi Hendrix spielt. Nein, das kriegen wir nicht mehr hin.
Kurz vor 1800 stehen wir vor unserer Haustür (Heiligenhafen Ost, li.) und um 18.15 sind wir nach insgesamt 307 sm (das sind rund 570 km) wieder zurück in Heiligenhafen. Natürlich bekommt Neptun zum Dank für diese wunderbare Reise seinen Sherry, gönnen wir uns einen kräftigen Ankommensschluck und sind am Ende davon überzeugt, "... weit draußen im Meer ist das Wasser so blau wie die Blütenblätter der schönsten Kornblume." Wie schön, dass Du mitgesegelt bist.
Dieses Märchen kannst Du als pdf-Datei runterladen.
Jan, 12 Jahre, mit 5 km Tretbooterfahrung und wie sein ...
Vater Eckart angehender Taucher. Eckart war schon mal an der Küste,
... Bernd auch und einmal mit dem
Skipper auf dem Steinhuder Meer.
Freitag, 21.07.06 Von Heiligenhafen bis zum Einbruch der Dunkelheit …
NW 4 -5 W drehend, Schauerböen, See 1 m
Na klar beginnt die Sicherheitseinweisung zunächst ganz unten, Seeventile, WC, Schwimmwesten und endet beim „Mann über Bord Manöver“ an Deck. Die ersten Vokabeln hatten die Dschjunx schon zuhause gelernt, aber jetzt können sie die „Begriffe“ anfassen oder wenigstens sehen. Dann Wetterlage und Törnbesprechung. Bei Westwindlage bleibt uns eh nur ein Törn in die Lübecker Bucht, Travemünde? Heute jedenfalls nur bis zum Einbruch der Dunkelheit, entweder Großenbrode oder Grömitz – nicht unbedingt meine Traumziele, nun gut. Die nächsten Vokabeln gibt's beim Seeklarmachen, Segelkleid, Bändsel, Schot, Winsch … und endlich die Rolleneinteilung für das Hafenmanöver, Vater & Sohn vorne, Bernd und ich die Achterleinen. Schnell sind wir draußen und bereits um 1700 Uhr sind Groß und Genua gesetzt.
Damit beginnt für die neuen Seeleute auch gleich die Fahrschule und es prasseln ab sofort unendlich viele Eindrücke & Informationen auf die Dschjunx ein. Außerdem rollt „Kalami“ leicht in der Dünung und sorgt damit für „eine leichte Übelkeit“, die nach der Fehmarnsundbrücke, nun auf Südkurs unterwegs, schnell wieder verfliegt. Derweil entdeckt der jugendlichste Teil der Besatzung die coolsten Ecken von „Kalami“.
Für Jan ist das See-WC am coolsten, die Dreieckskoje im Vorschiff ist auch cool und echt cool (aber eingepickt) der Platz im Bugkorb oder doch bei Papa auf den Fendern?
Bei 4 Bft. und Halbwind lässt Bernd, der hier gerade seine Bewerbung zum 1. Steuermann abgibt, Großenbrode lieber an Stb. liegen, "... bis Grömitz werden wir es sicher schaffen". Nun kommt das GPS in's Spiel, dass nicht nur ständig für eine neue Ankunftszeit sondern immer wieder für neue Fragen sorgt. Wie gut, dass der SSS-Unterricht seine Früchte trägt. Dameshöved kommt näher, einer der markanten Punkte aus meiner Prüfungsaufgabe in Navigation und schließlich bestimme ich mit Jans Hilfe sogar den Ob (gesprochen Obee, für beobachteten Ort), durch eine Kreuzpeilung. Dann wird Brot geschnitten, Senf kommt auf den Tisch und wir schaffen 13 heiße Würstchen - von wegen einseitige Ernährung! Alkohol? Gibt's unterwegs grundsätzlich nicht, lieber zum Dessert den Leuchtturm von Dameshöved, aber da wir nicht mit vollem Munde sprechen, lassen wir lieber das Wasser- und Schifffahrtsamt Lübeck zu Wort kommen:
http://www.wsa-hl.wsv.de/wasserstrassen/bauwerke/leuchttuerme/lt_dahmeshoeved
Geographische Lage:
54° 12' 12" nördl. Breite,
11° 05' 30" östl. Länge
Bauzeit: 1878/79
Turmhöhe: 28,8 m
Lichtpunkthöhe: 33,7 m
Baumaterial: Backsteinmauerwerk
Architekt/Erbauer: Civilingenieur LA.Veitmeyer
Allgemeines:
Auf halbem Weg von Fehmarn nach Travemünde ist der Leuchtturm Dahmeshöved an einem Küstenvorsprung auf einer Geländehöhe ("höved") errichtet worden. Er dient der Schifffahrt in der Mecklenburger Bucht als Orientierungsfeuer. Sein früherer rotweißer Anstrich wurde 1982 entfernt. Das an den Turm angebaute Wohnhaus, das Maschinenhaus und ein 1939 errichteter Beobachtungsturm werden heute privat genutzt. Im Wachturm beobachteten die Leuchtturmwärter rund um die Uhr die Wetterlage, um bei Nebel die direkt an der Steilküste errichtete Luftnebelschallanlage (LNS) in Betrieb nehmen zu können (Tonhöhe 300 Hz, Kennung = Morsebuchstabe "D").
Aus dem bequemen Halbwindkurs wird nach Passieren von Dameshöved natürlich ein Amwindkurs und da ziiiiiiiiieht sich die erwünschte Ankunftszeit ganz schön in die Länge. Um 2040 Uhr bergen wir die Genua, schalten den Jockel ein und eine Stunde später stehen wir vor der Hafeneinfahrt von Grömitz. Es ist gerade noch so hell, dass uns die roten oder grünen Tafeln in den Boxen gut erkennen können. Theoretisch müsste das Anlegemanöver klappen, alle Handgriffe sind besprochen, wenn nur der Skipper an den Bootshaken gedacht hätte, aber einmal kurz rückwärts und dann ist auch die zweite Achterleine fest, geschafft.
Wie es sich gehört, wird der Ankommensschluck mit Neptun geteilt. Seinen Segen haben wir also, nur Sherryfreunde werden meine Seeleute auf diesem Törn wohl nicht mehr. In das Nachtleben von Grömitz mag sich die Crew nicht mehr stürzen, die Dschjunx hängen lieber unter der Petroleumfunzel im Cockpit ab. Seemannsgarn macht so eindrucksvoll die Runde, dass ich spät in der Nacht Captain Ahab's Holzbein vorn auf der Back höre: Pock, pock, pock ... und wieder drei Schritte, pok, pok, pok ...
… oder ist das etwa der Hafenmeister? Der klopft jedenfalls um 0815 Uhr unmissverständlich an den Bugkorb. Moin, 13 € Liegegebühr, 10 € Pfand für den Waschhausschlüssel, Brötchen gibt's da hinten. Als DP07 wenig später beim Frühstück den Wetterbericht singt, ist das natürlich kultig und als endlich der neue Tankgeber eingebaut ist beginnt das zweite Abenteuer auf See.
Also, nach der HAZ zum Frühstück ...
... wieder raus auf See
Samstag, 22.07.05 Von Grömitz nach Orth/Fehmarn
W 4, zunehmend 5 – 6, Schauerböen
Um 1315 Uhr sind wir draußen vor der Tür. Die Genua zieht uns raumschots mit Kurs auf Dameshöved und achteraus wird es bald ziemlich finster, Travemünde und die Mecklenburger Küste verschwinden hinter düsteren Wolken. Als wir Dameshöved passieren, gibt es den ersten Notruf von einer Yacht, die vor Grömitz!!! ein in Not befindliches rotes Boot gesehen haben will. Da wir ca. eine Stunde entfernt sind und hören, dass der Rettungskreuzer unterwegs ist und uns bestimmt 5 Yachten mit Kurs auf Grömitz begegnet sind, bleiben wir auf Kurs. Wenig später der Notruf der weit entfernten „Summerwind“, die mit Ruderschaden manövrierunfähig auf den Brandungsgürtel vor Rerik zutreibt. An Bord ein Ehepaar mit ihren beiden Enkelkindern. Was ist bloß „hinter“ uns los? Wir haben 4 Bft., in Böen manchmal 5, aber es ist weit und breit keine ernsthafte Gefahr auszumachen. Dann hören wir, dass Bremen Rescue die Koordination des Einsatzes übernommen hat, ein Hubschrauber unterwegs und der Rettungskreuzer in 27 Minuten eintreffen wird. Zwischenzeitlich meldet die „Summerwind“, dass die Notpinne nicht funktioniert und der Anker nicht hält. „Hier geht nichts mehr“, die Anspannung des Skippers ist deutlich zu hören und ich bin froh, dass ich all diese Dinge bei der Sicherheitseinweisung angesprochen habe.
30 Meilen nordwestlich der „Summerwind“ werden wir gelegentlich von ein paar Schauern zum Kleiderwechsel genötigt, während zum Havaristen eine Schleppverbindung hergestellt wird. In Zusammenarbeit mit Booten von Zoll und Bundesgrenzschutz werden die Enkelkinder von der Besatzung des Seenotrettungsbootes „Woltera“ (Station Kühlungsborn) abgeborgen und in Sicherheit gebracht. Das Skipperpaar unterstützt natürlich die Bergungsarbeiten, sodass ihre Segelyacht freigeschleppt werden kann. Wenig später wird der Hubschrauber Richtung Kiel entlassen. Das war knapp. Später erfahre ich, dass an diesem Wochenende die Boote der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger rund 50 Freizeitskipper bei stürmischer See
aus Gefahrensituationen gerettet haben. Schäden an der Besegelung und an Ruderanlagen, Mastbrüche, Motorschäden und Navigationsprobleme waren die Ursachen für weitere Einsätze. Aus unmittelbarer Lebensgefahr rettete die Besatzung des Seenotrettungsbootes „Wilma Sikorski“ (Station Wangerooge) der DGzRS bereits Freitagabend (22. Juli 2005) drei Segler aus Wilhelmshaven, deren Segelyacht im Seegatt zwischen Spiekeroog und Wangerooge gesunken war. Also Hut ab und eine Spende ins Schiffchen. Wer mal zur DGzRS rüberzappen will:
http://www.dgzrs.de
Inzwischen haben wir die Ansteuerungstonne zur Fehmarnsundbrücke erreicht. Hier fällt der Wind westlicher ein und die Genua allein reicht nun nicht mehr. Schnell wird das Groß gesetzt und wir nehmen wieder mehr Fahrt auf. Fünf Minuten später liegen wir auf der Seite, der Sund wird hier zur Düse und das ist für diese Crew entschieden zu viel, also rein mit der Genua, das Groß dichtgeholt und mit Maschinenkraft gegenan. Wir fahren wieder so aufrecht, dass die Crew ganz entspannt per Handy die Ergebnisse vom Zeitfahren der „Tour de France“ einholt, als gäbe es eine Liveschaltung zu Klaus Angermann, sage ich dir. Damit nicht genug, westlich der Brücke nimmt der Wind weiter zu, der Wetterbericht hatte ohnehin 5 – 6 versprochen und so kommt es auch, obwohl der 1. Steuermann garantiert 7 Bft. gefühlt haben will.
Bei Strukkamphuk bergen wir das Groß und feiern die überstandene stampfende See, als wir den Fehmarnsund mit Kurs auf Orth hinter uns lassen. Vor Freude kratzt Bernd so dicht an den Bojen vorbei, dass sie beinahe eine Pirouette drehen, cool. Leider finden wir in Orth keinen freien Parkplatz und müssen ins "Päckchen". Auf diese Situation habe ich die ehrgeizige Crew leider nicht vorbereitet, also brauchen wir am besten ein Boot in Lee und lassen uns gut abgefendert, mit Windunterstützung vorsichtig an die holländische „Maran“ schieben. Ganz leicht drücken die Fender an den Holländer und der anfangs etwas knurrige Skipper wird, als die Leinen fest sind, immer gesprächiger, wo kommt ihr her, wie war das Wetter und dass sie Morgen gegen 0930 Uhr loswollen. Kein Problem, sagt die Crew bereits auf dem Weg ins "Piratennest" und hat einen Seebärenhunger. Nur steckt das "Piratennest" leider so voll hungriger Piraten, dass sich die "Kalami"-Besatzung ein bisschen grummelig an der Wartetheke wiederfindet. Dabei zischt das Jever nur so und als wir endlich an den Tisch wechseln haben bestimmt 5 Liter (gefühlt) den Behälter gewechselt. So sind Piraten.
Eckart schießt päckchenweise Fotos. Übrigens ein Wochenende zurück gibt es noch mehr Fotos aus Orth + umzu.
Sonntag, 23.07.05 Von Orth/Fehmarn zurück nach Heiligenhafen
Den Wetterbericht haben wir verpasst...
… aber für das kurze Seestück können wir das Wetter ja "sehen". Trotzdem, zur Strafe wartet jede Menge Arbeit auf uns und ein Lehrstück für den Skipper. Der Leitsatz, "verlasse nie einen sicheren Hafen", wird in Zukunft auch heißen, "verlasse nie einen sicheren Liegeplatz", denn in der Annahme, dass an einem Sonntag um 1000 Uhr längst ein Platz in einer Box frei sein müsste, geben wir unseren Platz an der Seite der "Maran" auf. Dabei hätten wir sie rauslassen und gleich an die Kaimauer gehen sollen, denn in der Boxenreihe runter bis zur Hafenausfahrt finden wir keinen freien Platz. Wo frühstücken wir jetzt und wo verkleinern wir die Segel? Prompt geht in der Aufregung auch noch Eckarts linker Schlappen über Bord und das Birkenstoppmanöver wird zum Flop, weil die Korksohle bereits im zu flachen Wasser treibt – später fischt unser Taucher den linken Ökotreter mit dem Käscher aus dem Hafenwasser.
Also schnell zurück an den ex-Liegeplatz der "Maran", doch dorthin hat bereits die "Gloria" verholt. Die noch nicht abgefrühstückte Crew wird langsam unruhig, aber als eine Motoryacht ihren Platz räumt, gehen wir holterdipolter in die Box - doch da lauert schon der Hafenmeister und kündigt den Platzinhaber für 1100 Uhr an. Wenig später läuft eine 8 m Yacht aus und hinterlässt eine kurze Lücke an der Kaimauer, die wir nur durch Eindampfen in die Vorspring packen können. Also raus aus der Box und auch das Eindampfen gelingt vorzüglich. An dieser Stelle mein Dank an die Skipper Bernd und Jens von der DHH in Glücksburg für das intensive Training solcher Manöver.
Nachdem nun in Ruhe zu Ende gefrühstückt, das kleine Vorsegel drauf und das Groß gerefft ist, dampfen wir um 1215 Uhr in die Achterspring und kommen dann locker vorwärts von der Kaimauer weg. Nun ist die Crew für beinahe alle Hafenmanöver fit - und das nach drei Tagen! Schon im Hafen geht das einmal gereffte Groß nach oben und noch im Fahrwasser segeln wir Heiligenhafen mit 5 kn entgegen. Der Halbwind kommt mit 5 Bft. aus W und es scheint, als hätten wir die richtige Segelgarderobe gewählt, „Kalami“ segelt mit wenig Lage und die täglich stärker werdende Crew verträgt bestimmt noch die Fock hoffe ich, zumal das Segel nass ist und trocken beim Segelmacher ankommen soll. Gut, mit der Fock schieben wir ein bisschen mehr Lage, aber daran haben alle ihr Vergnügen.
Der nächste „Kursabschnitt“ heißt nun Wegerecht und Plotten: Wer hat eigentlich „Vorfahrt“ und sind die oder wir schneller? Ist die Vorfahrt im Fahrwasser anders geregelt? Die Crew ist immer noch neugierig und das ist doch ein gutes Zeichen. Inzwischen kommt durch die zunehmende Welle richtig Bewegung ins Schiff und Bernd wird nun vom 2. Steuermann Eckart abgelöst. Die beiden machen das richtig gut und wenn sie im Hafen gefragt werden, wie's draußen ist, snacken die wie ein alter Salzbuckel. Um 1335 Uhr erreichen wir das Fahrwasser nach Heiligenhafen und nach den vielen Proben in Orth legen wir um 1400 Uhr ein fantastisches Anlegemanöver hin. Wow!
Was noch? Aufklaren an Deck und von Reinschiff haben alle schon mal gehört. Frischwasser wird gebunkert, die trockene Fock in der Kuchenbude gestaut - der Segelmacher wird sie morgen abholen. Zum guten Schluss trifft die Bemerkung, dass an den drei Tagen so viel wie sonst in 14 Tagen passiert ist, den Nagel auf den Kopf. Alle Wetter Dschjunx.
Übrigens hat Eckart diesen Törnbericht nicht nur mit einigen Fotos veredelt, da ist noch was anderes passiert ...
Jedenfalls erfahre ich erst ein paar Wochen später, dass ihn das Segelvirus gnadenlos "infiziert" hat. Ein halbes Jahr nach diesem Törn hat er bereits erfolgreich SKS-Theorie mit der Prüfung abgeschlossen. Was sich noch daraus entwickelt hat findest Du im Logbuch 2006.
Samstag, 09. Juli 05
O - NO 3, anfangs diesig
Nun ist wieder das Skipperpaar für ein Wochenende unterwegs und endlich hat auch mal Sabine Traumwetter. Wir haben keine großen Pläne, nur mal rüber nach Orth/Fehmarn. Das kleine Dorf in der Nähe von Flügge ist längst kein Geheimtipp mehr - wer hier nicht mal vorbeikommt, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen. Bei idealem Segelwetter verlassen wir Heiligenhafen um 1400 Uhr und stecken 60 Minuten später mitten in einem Regattafeld. Zum Glück sind die Abstände so groß, dass kein Racer ausweichen muss. Wir haben schließlich den Wind von Steuerbord und sind kurshaltepflichtig.
Der Wind ist alles andere als ein Dreier, der kommt schon mit 5 Bft. daher, schätzen wir, denn der Windmessgeber ist ja noch immer demontiert. Und da wir Groß und Genua draufhaben, rollen wir die Genau um 30% ein. Sofort fahren wir aufrechter und die "Lage" entspannt sich. So könnte es noch stundenlang weiter gehen, aber wir stehen ja schon fast vor der Haustür von Orth/Fehmarn. Doch Achtung, die Orther Bucht ist nicht ungefährlich, die betonnte Fahrrinne nach Orth, bzw. Lemkenhafen führt durch sehr flache Sände, also immer schön durchs Fahrwasser. Am Ende liegt der Inselhafen mit seiner mehr als 100jährigen Geschichte und die gehört wesentlich dem damals sehr besorgten Gastwirt Nölck. Das kam so:
Dazu ein historischer Auszug aus der offiziellen Seite des Orther Hafens (http://www.hafen-orth.de):
"Orth bedeutet namentlich "Spitze", "Landvorsprung" und war ursprünglich ein Ladeplatz auf Sulsdorfer Grund. Nach der großen Sturmflut im November 1872 wurden auf Fehmarn die Deiche zum Schutz gegen die Wassermassen vom Meer her gebaut. Dabei blieben jedoch Teile der Ortschaften Orth und Lemkenhafen weitgehend außen vor. Der besorgte Gastwirt Nölck ergriff die Initiative und schuf auf der Westseite einen zwei Meter hohen Steinwall, um die Situation des bereits bestehenden kleinen Schutzhafens für die ortsansässigen Fischer zu verbessern. Er holte die Felsen mit seinen eigenen Pferden, oftmals unter gefahrvollen Bedingungen, im Winter über die zugefrorene Ostsse. Noch heute besteht ein Viertel der Kaimauer aus diesen "Nölck-Felsen".
Bevor dann der erste Spatenstich für den Hafen getan werden konnte, waren noch viele Sitzungen in der Vertretung des Westerkirchspiels nötig. 1880/81 erfolgte schließlich der Bau des Orther Hafens und am 9. November 1881 wurde der 174 Meter lange und damals 55 Meter breite Hafen dem Verkehr übergeben.
Daran erinnert noch heute die Inschrift am Kaiserdenkmal auf der Westmole, das selbst jedoch erst 1889 errichtet wurde und auf dem Sockel folgende Inschrift trägt: "Zum Andenken an die ruhmreiche Regierung seiner Majestät des Königs und Kaisers Wilhelm I." Auch heute noch grüßt das 1997 von Karl-Heinz "Kuddel" Meier liebevoll restaurierte Denkmal mit der Büste des Kaisers die ein- und auslaufenden Schiffe.
Im Wesentlichen wurde das Frachtaufkommen über den Orther Hafen von Landhandelsprodukten bestimmt, wovon heute noch ein Speicherbau am Hafen zeugt. Der jährliche Getreideumschlag belief sich auf etwa 10.000 Tonnen. Als im Jahre 1905 die Eisenbahn auf Fehmarn bis nach Orth gebaut wurde, verlor der Seeweg an Bedeutung und wurde schließlich eingestellt. Seit Beginn der achtziger Jahre dient der Orther Hafen fast nur noch als Sportboothafen. 1981 wurde der 100. Geburtstag mit einem Festumzug durch das Dorf Orth mit den Vereinen und Verbänden Westfehmarns feierlich begangen".
P.S. Seitdem sich auch Femarn von der Monarchie verabschiedet hat, soll wohl der Kaiser die ein- und auslaufenden Schiffe nicht mehr grüßen, denn die Orther haben ihren Kaiser hinter Büsche und Bäume versteckt. Wilhelmeins blickt da nicht mehr durch. Weitere Informationen und einige historische Fotos gibt es auf der liebevoll gestalteten Seite des ehemaligen Fischkutters "Amoy" (http://www.amoy-orth.de).
Nun aber schnell zurück zu unserem Skipperpaar, das erstmals die im Winter bei eBay ersteigerten Klappräder zur Entfaltung kommen lässt. Gut, nach dem verlorenen Kampf mit der Miniluftpumpe und der selbstlosen Hilfeleistung eines einheimischen Surfers, konnte es endlich auf große Fahrt gehen. Zuerst werden wir über die nach der großen Sturmflut von 1872 eingedeichte Sulsdorfer Wiek nach Flügge und dann über Carlas Campingplatz zu Jimi Hendrix radeln. Hier unten sehen wir bereits die Präsentation der Klappräder in einer beneidenswerten Umgebung - im Hintergrund grüßen Fehmarnsundbrücke und Flügge.
Zu Flügge gibt es ja schon jede Menge Infos im Logbuch 2004. Außerdem ist der schmale Leuchtturm vom 1. April bis 31. Oktober, täglich - außer Montags - von 10 bis 17 Uhr geöffnet und der Weitblick kostet 2 €. Wer nochmal nachlesen möchte klicke bitte hier:
Eine weitere Etappe unserer Westküstenklappradtour bildet die Suche nach Carla und Nöck auf dem längsten einreihigen Campingplatz der Insel. "Die haben ganz bestimmt gerade den Grill angeschmissen, ein frisches Jever in der Kühlbox und warten mit dem Essen nur noch auf uns", träume ich auf meinem Klapprad, während der Sattel ein wenig in der Höhe nachgibt. Doch welche Braunschweiger wir auch immer fragen, von Carla und Nöck keine Spur, "... vielleicht da ganz hinten."
Schade, dann besuchen wir eben Jimi Hendrix statt Carla und Nöck. Bereits auf dem Campingplatz gibt es Hinweisschilder zum "Jimi-Hendrix-Stein" und der ist auch wirklich nicht zu übersehen:
Thorsten Schmidt erinnert an das Festival im September 1970:
"Zuerst versank es im Dauerregen und dann ging es in Flammen auf - in den Annalen der Musikgeschichte steht das Love & Peace-Festival als Flop des Jahrhunderts. Doch die meisten der rund 25.000 Hippies und Rocker, die vom 4. bis 6. September 1970 auf die Ostseeinsel Fehmarn gepilgert waren, haben ganz andere Erinnerungen an dieses Festival. Fehmarn wurde kein europäisches Woodstock, wie es die Veranstalter versprochen hatten, und dennoch bleibt im Nachhinein mehr als der zweifelhafte Ruhm, dem Publikum das letzte Konzert von Jimi Hendrix geboten zu haben. Zwölf Tage nach dem Fehmarn-Auftritt war Jimi Hendrix tot.
Daß sich ... viel Frust aufbaute, lag an den langen Pausen zwischen den Auftritten und den ständigen Absagen bekannter Bands: Colosseum, Taste, Cactus, Can, Procul Harum, Ten Years After oder Keith Emerson weigerten sich, aufzutreten, waren gar nicht erst angereist oder waren angekündigt, ohne daß Verträge zustande gekommen waren. Alexis Korner übernahm die Moderation und bemühte sich, die Pausen zu überbrücken und die wartenden Fans bei Laune zu halten. Daß Jimi Hendrix dann tatsächlich kam und nicht wie geplant am Samstag, aber doch am Sonntag spielte, versöhnte schließlich. Dennoch lief am Sonntag alles aus dem Ruder. Das Gerücht machte die Runde, die Veranstalter seien mit der Kasse bereits geflüchtet, Rio Reiser als Sänger der letzten Band Rote Steine rief: Hauen wir die Veranstalter ungespitzt in den Boden!, und direkt nach dem letzten Akkord ging die Bühne in Flammen auf. Das war's dann", kommentiert Thorsten Schmidt.
Inzwischen gibt es alle Jahre wieder ein "Love & Peace Festival". Wenn zum nächsten Festival Procul Harum, Can, Ten Years After oder Keith Emerson eingeladen werden, ließe sich bestimmt auch Rio Reiser nicht lange bitten - sein Stein steht übrigens in Fresenhagen an der Nordseeküste (http://www.rioreiser.de). Dann würde "Kalami" hier vor der Westküste ankern und wir könnten mit dem Bananaboot zum Festival fahren. Das hätte was.
Wenn, ließe, könnte ... Nach der Reise mit dem Klapprad in die Vergangenheit trampeln wir über Sulsdorf langsam wieder in unsere Hafenstadt zurück. In Orth ist heute nämlich Feuerwehrfest und da spielt eine ganz andere Mucke. Neben Pauken & Trompeten weiß ein "Alleinunterhalter" stimmungsvoll von Marina, Zwei kleinen Italienern und anderen Migranten zu erzählen. Wieso fällt mir jetzt die Geschichte von Tonio Sciavo ein, Spielverderber! Wie gut, dass Skipperin und Skipper müde von den vielen Eindrücken des Tages sind und beide wissen, dass mit dem Alkoholpegel bei Feuerwehrfesten auch die Brandgefahr zunimmt. Da genießen sie lieber den zauberhaften Sonnenuntergang über der Sulsdorfer Wiek und irgendwo hinter dem längsten einreihigen Campingplatz der Insel plumpst die Sonne ins Meer, siehste.
Sonntag, 10. Juli 05
NO 3
Der Zufall will, dass ich am nächsten Morgen auch noch den Sonnenaufgang mitnehmen muss. Übrigens hat es in der Nacht nicht gebrannt und hier der 0500 Uhr Blick aus dem Cockpit in östliche Richtung: Guten Morgen, Segler.
An einem solchen Tag kannst du nur nur noch baden gehen - und "dem Kaiser in den Rücken fallen" (direkt hinter Wilhelmeins liegt ein geschützter Badestrand). Du kannst danach herrlich im Cockpit frühstücken, Sonnenschutzfaktor 25 auftragen, leise ablegen und dich vom einschlafenden Wind auf den Fehmarnsund schieben lassen. Und da liegen sie alle in der Sonne und genießen einen dieser seltenen Tage, an denen selbst das Ostseewasser schon zu warm scheint. Kurz vor 1700 Uhr kommt dann Hektik auf und die Einfahrt nach Heiligenhafen ist beinahe so voll, wie die A1 zwischen Stillhorn und dem Maschener Kreuz mit Kurs auf Hannover.
"Das war unser schönstes Wochenende", schwämt Sabine immer noch, dabei sind wir doch kaum gesegelt ...
O - NO 3, anfangs diesig
Nun ist wieder das Skipperpaar für ein Wochenende unterwegs und endlich hat auch mal Sabine Traumwetter. Wir haben keine großen Pläne, nur mal rüber nach Orth/Fehmarn. Das kleine Dorf in der Nähe von Flügge ist längst kein Geheimtipp mehr - wer hier nicht mal vorbeikommt, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen. Bei idealem Segelwetter verlassen wir Heiligenhafen um 1400 Uhr und stecken 60 Minuten später mitten in einem Regattafeld. Zum Glück sind die Abstände so groß, dass kein Racer ausweichen muss. Wir haben schließlich den Wind von Steuerbord und sind kurshaltepflichtig.
Der Wind ist alles andere als ein Dreier, der kommt schon mit 5 Bft. daher, schätzen wir, denn der Windmessgeber ist ja noch immer demontiert. Und da wir Groß und Genua draufhaben, rollen wir die Genau um 30% ein. Sofort fahren wir aufrechter und die "Lage" entspannt sich. So könnte es noch stundenlang weiter gehen, aber wir stehen ja schon fast vor der Haustür von Orth/Fehmarn. Doch Achtung, die Orther Bucht ist nicht ungefährlich, die betonnte Fahrrinne nach Orth, bzw. Lemkenhafen führt durch sehr flache Sände, also immer schön durchs Fahrwasser. Am Ende liegt der Inselhafen mit seiner mehr als 100jährigen Geschichte und die gehört wesentlich dem damals sehr besorgten Gastwirt Nölck. Das kam so:
Dazu ein historischer Auszug aus der offiziellen Seite des Orther Hafens (http://www.hafen-orth.de):
"Orth bedeutet namentlich "Spitze", "Landvorsprung" und war ursprünglich ein Ladeplatz auf Sulsdorfer Grund. Nach der großen Sturmflut im November 1872 wurden auf Fehmarn die Deiche zum Schutz gegen die Wassermassen vom Meer her gebaut. Dabei blieben jedoch Teile der Ortschaften Orth und Lemkenhafen weitgehend außen vor. Der besorgte Gastwirt Nölck ergriff die Initiative und schuf auf der Westseite einen zwei Meter hohen Steinwall, um die Situation des bereits bestehenden kleinen Schutzhafens für die ortsansässigen Fischer zu verbessern. Er holte die Felsen mit seinen eigenen Pferden, oftmals unter gefahrvollen Bedingungen, im Winter über die zugefrorene Ostsse. Noch heute besteht ein Viertel der Kaimauer aus diesen "Nölck-Felsen".
Bevor dann der erste Spatenstich für den Hafen getan werden konnte, waren noch viele Sitzungen in der Vertretung des Westerkirchspiels nötig. 1880/81 erfolgte schließlich der Bau des Orther Hafens und am 9. November 1881 wurde der 174 Meter lange und damals 55 Meter breite Hafen dem Verkehr übergeben.
Daran erinnert noch heute die Inschrift am Kaiserdenkmal auf der Westmole, das selbst jedoch erst 1889 errichtet wurde und auf dem Sockel folgende Inschrift trägt: "Zum Andenken an die ruhmreiche Regierung seiner Majestät des Königs und Kaisers Wilhelm I." Auch heute noch grüßt das 1997 von Karl-Heinz "Kuddel" Meier liebevoll restaurierte Denkmal mit der Büste des Kaisers die ein- und auslaufenden Schiffe.
Im Wesentlichen wurde das Frachtaufkommen über den Orther Hafen von Landhandelsprodukten bestimmt, wovon heute noch ein Speicherbau am Hafen zeugt. Der jährliche Getreideumschlag belief sich auf etwa 10.000 Tonnen. Als im Jahre 1905 die Eisenbahn auf Fehmarn bis nach Orth gebaut wurde, verlor der Seeweg an Bedeutung und wurde schließlich eingestellt. Seit Beginn der achtziger Jahre dient der Orther Hafen fast nur noch als Sportboothafen. 1981 wurde der 100. Geburtstag mit einem Festumzug durch das Dorf Orth mit den Vereinen und Verbänden Westfehmarns feierlich begangen".
P.S. Seitdem sich auch Femarn von der Monarchie verabschiedet hat, soll wohl der Kaiser die ein- und auslaufenden Schiffe nicht mehr grüßen, denn die Orther haben ihren Kaiser hinter Büsche und Bäume versteckt. Wilhelmeins blickt da nicht mehr durch. Weitere Informationen und einige historische Fotos gibt es auf der liebevoll gestalteten Seite des ehemaligen Fischkutters "Amoy" (http://www.amoy-orth.de).
Nun aber schnell zurück zu unserem Skipperpaar, das erstmals die im Winter bei eBay ersteigerten Klappräder zur Entfaltung kommen lässt. Gut, nach dem verlorenen Kampf mit der Miniluftpumpe und der selbstlosen Hilfeleistung eines einheimischen Surfers, konnte es endlich auf große Fahrt gehen. Zuerst werden wir über die nach der großen Sturmflut von 1872 eingedeichte Sulsdorfer Wiek nach Flügge und dann über Carlas Campingplatz zu Jimi Hendrix radeln. Hier unten sehen wir bereits die Präsentation der Klappräder in einer beneidenswerten Umgebung - im Hintergrund grüßen Fehmarnsundbrücke und Flügge.
Zu Flügge gibt es ja schon jede Menge Infos im Logbuch 2004. Außerdem ist der schmale Leuchtturm vom 1. April bis 31. Oktober, täglich - außer Montags - von 10 bis 17 Uhr geöffnet und der Weitblick kostet 2 €. Wer nochmal nachlesen möchte klicke bitte hier:
Eine weitere Etappe unserer Westküstenklappradtour bildet die Suche nach Carla und Nöck auf dem längsten einreihigen Campingplatz der Insel. "Die haben ganz bestimmt gerade den Grill angeschmissen, ein frisches Jever in der Kühlbox und warten mit dem Essen nur noch auf uns", träume ich auf meinem Klapprad, während der Sattel ein wenig in der Höhe nachgibt. Doch welche Braunschweiger wir auch immer fragen, von Carla und Nöck keine Spur, "... vielleicht da ganz hinten."
Schade, dann besuchen wir eben Jimi Hendrix statt Carla und Nöck. Bereits auf dem Campingplatz gibt es Hinweisschilder zum "Jimi-Hendrix-Stein" und der ist auch wirklich nicht zu übersehen:
Thorsten Schmidt erinnert an das Festival im September 1970:
"Zuerst versank es im Dauerregen und dann ging es in Flammen auf - in den Annalen der Musikgeschichte steht das Love & Peace-Festival als Flop des Jahrhunderts. Doch die meisten der rund 25.000 Hippies und Rocker, die vom 4. bis 6. September 1970 auf die Ostseeinsel Fehmarn gepilgert waren, haben ganz andere Erinnerungen an dieses Festival. Fehmarn wurde kein europäisches Woodstock, wie es die Veranstalter versprochen hatten, und dennoch bleibt im Nachhinein mehr als der zweifelhafte Ruhm, dem Publikum das letzte Konzert von Jimi Hendrix geboten zu haben. Zwölf Tage nach dem Fehmarn-Auftritt war Jimi Hendrix tot.
Daß sich ... viel Frust aufbaute, lag an den langen Pausen zwischen den Auftritten und den ständigen Absagen bekannter Bands: Colosseum, Taste, Cactus, Can, Procul Harum, Ten Years After oder Keith Emerson weigerten sich, aufzutreten, waren gar nicht erst angereist oder waren angekündigt, ohne daß Verträge zustande gekommen waren. Alexis Korner übernahm die Moderation und bemühte sich, die Pausen zu überbrücken und die wartenden Fans bei Laune zu halten. Daß Jimi Hendrix dann tatsächlich kam und nicht wie geplant am Samstag, aber doch am Sonntag spielte, versöhnte schließlich. Dennoch lief am Sonntag alles aus dem Ruder. Das Gerücht machte die Runde, die Veranstalter seien mit der Kasse bereits geflüchtet, Rio Reiser als Sänger der letzten Band Rote Steine rief: Hauen wir die Veranstalter ungespitzt in den Boden!, und direkt nach dem letzten Akkord ging die Bühne in Flammen auf. Das war's dann", kommentiert Thorsten Schmidt.
Inzwischen gibt es alle Jahre wieder ein "Love & Peace Festival". Wenn zum nächsten Festival Procul Harum, Can, Ten Years After oder Keith Emerson eingeladen werden, ließe sich bestimmt auch Rio Reiser nicht lange bitten - sein Stein steht übrigens in Fresenhagen an der Nordseeküste (http://www.rioreiser.de). Dann würde "Kalami" hier vor der Westküste ankern und wir könnten mit dem Bananaboot zum Festival fahren. Das hätte was.
Wenn, ließe, könnte ... Nach der Reise mit dem Klapprad in die Vergangenheit trampeln wir über Sulsdorf langsam wieder in unsere Hafenstadt zurück. In Orth ist heute nämlich Feuerwehrfest und da spielt eine ganz andere Mucke. Neben Pauken & Trompeten weiß ein "Alleinunterhalter" stimmungsvoll von Marina, Zwei kleinen Italienern und anderen Migranten zu erzählen. Wieso fällt mir jetzt die Geschichte von Tonio Sciavo ein, Spielverderber! Wie gut, dass Skipperin und Skipper müde von den vielen Eindrücken des Tages sind und beide wissen, dass mit dem Alkoholpegel bei Feuerwehrfesten auch die Brandgefahr zunimmt. Da genießen sie lieber den zauberhaften Sonnenuntergang über der Sulsdorfer Wiek und irgendwo hinter dem längsten einreihigen Campingplatz der Insel plumpst die Sonne ins Meer, siehste.
Sonntag, 10. Juli 05
NO 3
Der Zufall will, dass ich am nächsten Morgen auch noch den Sonnenaufgang mitnehmen muss. Übrigens hat es in der Nacht nicht gebrannt und hier der 0500 Uhr Blick aus dem Cockpit in östliche Richtung: Guten Morgen, Segler.
An einem solchen Tag kannst du nur nur noch baden gehen - und "dem Kaiser in den Rücken fallen" (direkt hinter Wilhelmeins liegt ein geschützter Badestrand). Du kannst danach herrlich im Cockpit frühstücken, Sonnenschutzfaktor 25 auftragen, leise ablegen und dich vom einschlafenden Wind auf den Fehmarnsund schieben lassen. Und da liegen sie alle in der Sonne und genießen einen dieser seltenen Tage, an denen selbst das Ostseewasser schon zu warm scheint. Kurz vor 1700 Uhr kommt dann Hektik auf und die Einfahrt nach Heiligenhafen ist beinahe so voll, wie die A1 zwischen Stillhorn und dem Maschener Kreuz mit Kurs auf Hannover.
"Das war unser schönstes Wochenende", schwämt Sabine immer noch, dabei sind wir doch kaum gesegelt ...