
Die traditionelle Törneröffnung findet nicht in irgendeiner Kneipe statt, da stehen die Ostwestfalen Roland, Martin, Hanno, Thomas und Frank (von links) drüber. Feine Küche ist angesagt und wenn jemand behauptet, Norddeutschlands Griller sind die Härtesten, so mag das richtig sein, die Besten sind mit Sicherheit diese Ostwestfalen. Die liefern sogar ein webcamballett vor der Kamera auf der Hafenmeisterbude ab. Eine Hand fürs Handy, die andere für die Show. Der kreative Einstieg in ein paar hoffentlich schöne Tage (u.re.).
Und wir werden wunderbares Wetter haben, nachdem wir im letzten Jahr gar nicht erst rauskonnten. Sturm- und Schauerböen haben damals den Törn verhindert. Eine Charteryacht war am selben Tag bei 9 Bft aus NW am Großenbroder Steinriff gestrandet.
Um 0930 legen wir mit Ziel Warnemünde in Heiligenhafen ab. Bei 3 Bft. Und wolkenlosem Himmel passieren wir bereits eine Stunde später die Fehmarnsundbrücke. Eine halbe Stunde später löst der Blister die Genua ab, die Crew will mehr Spaß, muss aber einer hochgerüsteten Hanse hinterher schauen.
Bei solchen Schönwettertörns wollen natürlich alle Talente ans Ruder, also wird stündlich gewechselt, der Blister auch noch ausgebaumt, aber um 1630 verlässt uns der Wind, das eiserne Segel muss die letzten 90 Minuten für Vortrieb sorgen. Lange haben wir Warnemünde, bzw. Rostock schon aufkommen sehen. Zuerst den Kühlturm vom Kraftwerk, die Kräne der Warnowwerft, das Hotel Neptun und dann finden wir nach 42 sm sogar einen Liegeplatz am Alten Strom, super.
Die örtliche Gastronomie entpuppt sich leider als kleiner Flopp, aber vielleicht waren wir auch nur zu ungeduldig. Viel besser präsentiert sich dann diese Boygroup vor der berühmtesten Kulisse von Warnemünde.
Am nächsten Morgen wechselt das Panorama, zwei Kreuzfahrtschiffe haben in der Nähe festgemacht, sodass wir ab 1000 zu einer kostenlosen Hafenrundfahrt ablegen. Es gibt viel zu sehen, der Gipfel im buchstäblichen Sinne ist jedoch eine Rutsche, die vom Schornstein des Kreuzfahrers in den Swimmingpool führt. Unglaublich. An der Warnowwerft drehen wir, segeln einen langen Schlag am Fahrwasser entlang raus auf die Ostsee. Schon bald wird klar, das wir unser Ziel Timmendorf/Poel kaum erreichen können und damit bloß keine Langeweile aufkommt, geht die Boje über Bord. Wer schafft die Boje am schnellsten? Die Touris in Heiligendamm können nicht ahnen, dass ausgerechnet die „Amateure“ die Profis ganz schön alt aussehen lassen. Was für ein Vergnügen.
Am Ende müssen wir uns für Kühlungsborn als Tagesziel entscheiden und sind nach 31 sm um 1730 fest. Im Hafen eine wunderbare Stimmung, das Thermometer ist auf 25 Grad geklettert, von Wolken keine Spur. Entspannte Gäste belagern die Lounge des Restaurant „Viel Meer“, in den Cockpits räkeln sich entspannte Segler in der Sonne. Auch Kühlungsborn wird leider nicht das kulinarische highlight, aber richtig meckern lohnt sich auch nicht, weil Hanno Jannys Eis entdeckt und darum sollte wirklich niemand einen Bogen machen.
Ein schöner Morgen, die ersten Segler liegen bereits um 0900 in der prallen Sonne, was für ein Wochenende. Um 0950 legen wir ab und als wir die Hafenausfahrt gerade hinter uns haben, ziehen Nebelschwaden darüber hinweg, der Hafen ist plötzlich nicht mehr zu sehen, keine Spur von Kühlungsborn, aber auch kein Wind. Wir sind mitten drin in der Milchsuppe, haben 200 – 300 m Sicht. Umdrehen? Nein, zunächst einmal gehen zwei Crewmitglieder vorne Ausguck, die Lichter werden angesteckt, die Ohren gespitzt (Nebel trägt Schall besser) und die Fahrt etwas reduziert (Stichwort sichere Geschwindigkeit). Der Plotter zeigt uns den Kurs. Als ich selbst Ausguck gehe, spüre ich, wie sich der Nebel scheinbar lichtet oder wieder zu zieht, einmal meinte ich sogar eine andere Yacht gesehen zu haben. Viel zu spät fällt mir auf, dass die Crew keine Schwimmweste trägt, aber besser zu spät als nicht, also Schwimmwesten an, Dschunxx.
In die Nähe des Travemünde-Gedser-Weges werden die Ohren noch mehr gespitzt, damit wir bloß nicht von der Großschifffahrt erwischt werden. Zum Glück lichtet sich jetzt der Nebel langsam und ein bisschen Wind lässt die Segel setzen. Fehmarn kommt in Sicht und der leichte Nordwest lässt uns kreuzen … aber es ist sinnlos, bei dem bisschen Wind kommen wir kaum voran, die Maschine muss mal wieder einspringen.
Kurz vor Fehmarns Südstrand plötzlich zwei Schweinswale 40 m an unserer Steuerbordseite. Was für ein Glück. Dann die nächste Hafenrundfahrt, etwas bescheidener als gestern Morgen, aber Burgstaaken ist immer eine Reise wert, vor allen Dingen das Café Kontor mit seinem wirklich beeindruckenden Kuchenbuffet. Der letzte Törnabschnitt bringt uns zurück nach Heiligenhafen, um 1850 sind wir nach 40 sm wieder fest im Heimathafen.
113 sm haben wir insgesamt zurück gelegt, doch das lang erwartete kulinarische highlight stellt sich erst im Heimathafen ein. „Weinigels Fährhaus“ ist die Adresse für feinen Fisch in Heiligenhafen. Dort feiern wir das Ende eines wunderschönen Törns.
Ein besonderer Dank geht an Thomas, der ausgesprochen professionelle Fotos auf der Festplatte hinterlassen hat.