Dörtes Logbuch
 
Donnerstag: Um 18.30 ist eine buntgemischte Crew mit Gepäck und voller Erwartungen  an Bord. Kojen werden verteilt: Dörte wird in das kurze Vorschiff verfrachtet, Skipper Ralf möchte Alfred noch besser kennenlernen und teilt mit ihm (noch) die Backbordkabine, Mikel und Axel vorerst nach steuerbord. Nach dem Begrüßungs-Sherry werden Alfred und Dörte mit einem selbstgeschriebenen Einkaufszettel losgeschickt. In welche Schiffsgeheimnisse Michael und Axel in der Zeit Einblick bekommen, wissen wir nicht so genau. Bei Ostseegericht und Fährhausplatte erzählt jeder ein wenig von seiner Segellaufbahn. Meistens erzählt der Skipper. Zu der Zeit vermuten wir noch, dass liegt nur an den ewig lange leeren Biergläsern. Nach einem kleinen Abendspaziergang über die Partymeile von Heiligenhafen werden noch die Duschmarkenautomaten inspiziert und bei Bier und Wein beschließt (fast die ganze) Crew dem Skipper die 5 min Duschzeit einfach mal zu glauben.
 


Freitag: Heute soll es dann losgehen Richtung Bagenkop/Marstal. Wenn die Leinen los sind, bleibt beinah alles an Land zurück (haben wir irgendwo mal gelesen), bei uns waren es Eier und Käse. Nach Prüfung der exakten Duschzeit, einem ausgiebigen Frühstück und einer noch ausgiebigeren Sicherheitseinweisung - watt mutt, datt mutt - endlich die Leinen los. Nein, nicht gleich los; die Crew zieht das Boot erst einmal mit Muskelkraft aus der Box, weil die Steuerfrau angeblich  nicht rückwärts fahren kann.
An der Tonne Heiligenhafen Ost werden die Segel gesetzt. Alfred nimmt es mit dem Entdecken der Langsamkeit sehr ernst und bremst uns vor Passieren des Kiel-Ostsee-Weges auf 0,2 kn herunter. Zeit dass jemand anderes das Steuer übernimmt, aber erst nach einer Abkühlung in der 23 Grad warmen Ostsee. Das Aufbrisen danach können wir gut gebrauchen, um mit 4 Bft und 7-8 kn irgendwann gegen 18.30 Uhr die eine rotweiße Tonne zu erreichen.
 


Dort fällt die Entscheidung gegen Bagenkop, nicht zuletzt deshalb, weil es in der alten Seefahrerstadt Marstal ein tolles Schifffahrtsmuseum gibt (Buchtipp für den langen Segelwinter: Carsten Jensen, Wir Ertrunkenen). Also lassen wir Bagenkop  steuerbords liegen, beobachten Schweinswale, lauschen Geschichten von Lindwürmern und verstorbenen Fischerkindern unter roten und schwarzen Fähnchen, und verpassen so fast die Ansteuerungstonne nach Marstal. Ein Liegeplatz ist schnell gefunden und der Skipper simuliert 5 Bft. Seitenwind extra für uns und den Anleger. Mikel findet das alles höchst abenteuerlich und erkundet erst einmal die Örtlichkeiten. Während sich Alfred als Grillmeister betätigt, wird konspirativ erörtert, dass das Museum auch noch die nächsten 37 Törns dort steht und Meilen für den SKS wichtiger sind. Alfred soll mit einer wunderschönen Fahrt durch den Svendborgsund nach Ærøskøbing gelockt werden. Der Skipper hatte das eh schon längst beschlossen, weil es dort das leckerste Walnusseis mit Ahornsirup gibt. Waren wir bei den Lindwürmern schon skeptisch, lernen wir später, man darf dem Skipper nicht alles glauben. Irgendwann in der Nacht findet der Skipper dann, dass er Alfred nun genug kennt und legt sich neben Axel aufs Deck.
 

 
Samstag: Gegen 11 Uhr Uhr fährt Axel uns aus der Box und durch die Rinne in das freie Segelwasser südlich der Insel Strynø. Der Skipper informiert uns über Größe, Einwohnerzahl  und die Maibaumfeier der Insel. Wir erfahren auch etwas über die kleine Insel Drejø, deren Reetdachhäuser durch Feuer zerstört wurden und die erst eine eigene Kirche bekommen hat, nachdem eine Taufgesellschaft auf dem Weg nach Ærø ertrunken ist.
 
Wir brechen das ab, indem wir ganz plötzlich guten Segelwind ausmachen. Nach gefühltem dreimaligem Passieren der Ærø-Fähre, gibt Mikel dann aber doch auf und steuert uns mit Motorkraft durch die Tonnen im Rudkøbing-Lob auf den Svendborgsund zu. Immer zwischen den roten Tonnen an backbord und den grünen an steuerbord halten wir Ausschau nach Valdemars Slot, erfahren etwas über die Kirche auf Tåsinge, treffen den Ausflugsdampfer "Helge" und schauen uns noch kurz im Svendborger Handels- und im Museumshafen um. Nach Betonnungsrichtungswechsel und Brückendurchfahrt verlassen wir mit drei gut angefütterten Jungs den Svendborgsund, nun mit den grünen Tonnen an backbord. Selbst Alfred trauert dem Schifffahrtsmuseum nicht mehr nach.
 

Schon bald spielen Mikel und Dörte solange an den Knöpfen des Windanzeigers bis keiner mehr weiß, ob gerade der scheinbare oder der wahre Wind abgelesen wird. Egal, wir sind optimistisch und heißen alles was an Bord und geeignet ist für den AmWind-Kurs auf die beiden Gefahrentonnen in das Hojestene Løb nach Ærøskøbing. Nach ungefähr insgesamt 50 Seemeilen beschließt Mikel eigenmächtig, dass es endlich Zeit für das versprochene Manövertraining ist  und fährt die erste Wende. Angespornt durch das begeisterte Applaudieren des Skippers gleich darauf die zweite.

Der Skipper freut sich, dass  alles so ruhig ohne viel Geschrei verlaufen ist (es reicht ja auch, wenn der Skipper dauernd rumbrüllt). Apropos Rum, der fehlte bei der Anker- und Badepause vor Drejø für das richtige Barcadi-Feeling (=Hinweis an den Proviantmeister).
 
Alfred klettert mal kurz ganz nach oben, um die kühleren Wasserstellen zu suchen und entdeckt nebenbei das Spifall, was seit dem letzten Blister bergen als verschollen galt. Das Eis vor Augen steuern wir den Handelshafen von Ærøskøbing an, wo wir einen Platz im Päckchen finden. Wir bieten DVBT gegen Landstrom, kurze Erkundungstour durch die Märchenstadt, schnell was gegessen und dann das Spiel um den 3. Platz geschaut (Danke an Axel für das leckere Eis!).

Sonntag: Keiner weiß so genau, ob es an den Beschwörungsängsten der Dänen, am Hafengrill oder an Mikel’s unermüdlichen telefonischen Bestellungen beim Wettermann lag … am nächsten Morgen hatten wir plötzlich Windstärke 4-5 aus Nordwest. Ein guter Wind für die Rückfahrt nach Heiligenhafern und für die extra für diesen Törn angeschafften neuen Segelklamotten, jedenfalls bis wir um 10 Uhr bereit zum Ablegen waren. Die nächsten Stunden üben wir ausgiebig Segel setzen/bergen und Maschine an/aus. Auf der Fahrt durch das Mørkedyb von Ærøskøbing nach Marstal wird Alfred zum Navigator ernannt, die Steuerfrau übersieht trotzdem eine Tonne und macht sich fast des Schwanenmordes schuldig. Gut, dass der Skipper ausnahmsweise mal an Deck war.

 

 
Auch Mikel hatte beim Passieren des Kiel-Ostsee-Wegs richtig Glück: nach einer halbe Stunde stehender Peilung, erinnert er sich an neues  SKS Wissen, irgend etwas mit 20 m Sicherheitsabstand, was den Skipper ganz beruhigt unter Deck an seinem Buch weiterschreiben lässt. Also wird alles ausgereizt, dann eine deutliche Kursänderung Richtung Heck. Beim Überfahren der Wasserlinie war der Frachter dann kaum noch zu erkennen. Dafür das kleine Regengebiet, was uns dann vor Fehmarn noch kurz erwischte.
 

Einer sehr schöner und entspannter Törn liegt hinter uns, da war sich die Crew einig. So schön, dass Axel nach dem Tanken die Kalami Star fast nicht in die Box 47 sondern (ohne Skipper an Bord) wieder nach Heiligenhafen Ost gesteuert hätte.

Anmerkung für alle die den Törn nachfahren wollen: Die Uhrzeiten und Ortsangaben sind nicht logbuchgenau, alles andere ist genauso wahr wie die Geschichten Skippers!

Rezept für 4-5 Personen zum genauso oder anders nachkochen:

2 Pakete (500g) TK-Lachsfiliet
Zwiebeln, Knoblauch
2 Becher Sahne, 1 – 2 Pakete Frischkäse mit Kräutern
Frühlingszwiebeln, Tomaten und wenn auffindbar eine Parikaschote
Salz, Pfeffer, Curry

Lachs mit Zwiebeln und Knoblauch anbraten, gewürfelte Tomaten dazu, mit der Sahne etwas einkochen, irgendwann wenn das Nudelwasser kocht den Frischkäse und die Frühlingszwiebeln dazu.