Donnerstag, 04.10.07, Heiligenhafen - Bagenkop

Wetter: O - SO 3 - 4, Gewitterböen

Wir lassen uns alle Zeit der Welt, haben Ostwind und ein stabiles Skandinavienhoch wird uns die nächsten Tage begleiten, ganz bestimmt. Die Jungfernfahrt mit unserer frisch gebackenen "Kalami Star" soll uns für ein paar Tage in die Dänische Südsee bringen. Sabine möchte so gern zum Shoppen nach Svendborg und dann ins beschauliche Avernakø (da waren wir noch nie). Aber was ist mit dem Hochdruckwetter? Der Himmel hat jedenfalls geschlossen, 8/8 Stratos, Hochnebel. Das 13° kalte Ostseewasser lässt die absteigende Luft kondensieren und damit ist das gefühlte Wetter so viel schlechter als der Wetterbericht (nicht der Seewetterbericht). Auf dem Wasser ist es sogar empfindlich kalt. Und dass die Logge trotz längerer Rückwärtsfahrt unter Maschine nicht mitlaufen mag, der Autopilot offenbar meine Sprache nicht versteht oder nicht verstehen will und lieber auf den Plotter hört, sorgt gerade noch für vorsichtigen Optimismus an Bord.

    

Als wir Flügge an Stb. lassen, die dänische Flagge unter der Saling weht und der Wind von 3 - 4 auf 5 Bft. auffrischt, kommt endlich Freude auf und Segelspaß dazu: "Kalami Star" giert in der achterlichen See, kommt gelegentlich ins Surfen und kratzt beinahe auf Vorwindkurs! immer wieder die 7,5 Kn. Na klar zwingt uns die Berufsschifffahrt auf dem Kiel - Ostseeweg wieder mal zu einem Ausweichmanöver, aber bald darauf kommt Langeland mit Keldsnor in Sicht. Der Dovnsklint, angeblich Dänemarks windigste Ecke, überzeugt uns diesmal vom Gegenteil. Der Wind hat für heute bereits sein Tagewerk vollbracht und langsam setzt die Dämmerung ein. Die letzte Meile bis Bagenkop brauchen wir den Flautenschieber ... und stellen fest, dass die rotgrüne Koalition am Bugkorb nicht zum Leuchten zu bringen ist.

Um 1845 sind wir nach knapp 26 sm fest. Der Hafen ist leer, drei, vier Gastlieger sind noch hier, die Saison geht wirklich zu Ende.

 


 

Freitag, 05. + Samstag 06. Oktober, Hafen(sonnen)tage in Bagenkop

Ich mag dieses Fischernest Bagenkop mit seinen Zaunkönigen (o.r.). Sydlangelands Maritime Efterskole, die Seemannsschule direkt am Hafen erinnert mich an die eigene seemännische Ausbildung, in den späten Sechzigern auf dem Schulschiff "Deutschland" in Bremen. Dazu die knorrigen Fischer. Manchmal „versinken“ sie wohl in ihren Fischerhütten (o.l.) und dann scheint die Zeit stillzustehen. Da sitzen die Männer bei Carlsberg und zollfreien Zigaretten, geraten ganz sicher in schwere See und von ein paar freizügigen pinup-girls an der Wand gut behütet wird ihnen schon nichts passieren - außer vielleicht später zuhause. Draußen vor der Seemannsschule hat man den Vätern dieser Salzbuckel ein Denkmal gesetzt. Volltreffer.

Nach dem Aus der Fährverbindung Kiel – Langeland schien auch hier die Zeit stillzustehen, nun verändert sich Bagenkop. Die neuen Häuser im Hafen (unten) läuten eine andere Zeit ein. Ein Steinwurf weiter wird nordwestlich der Kirche die Landschaft umgekrempelt, auch hier ein Neubaugebiet mit Blick auf die Marstalbucht und da verschwindet wirklich ein Stück Natur, schade eigentlich. Wer wird hier wohnen oder sind es noch mehr Ferienhäuser? Hoffentlich nicht, dafür sind die viel zu groß.

Wir tauchen immer tiefer in dieses Bagenkop und haben bald alle Straßen durch (das sind nicht so viele). Im Elektroladen ersteht Sabine einen wunderschönen getöpferten Krug. „Den hat Ulla gemacht“, deutet die Verkäuferin auf das Haus gegenüber. Von Svendborg und Avernakø war doch eingangs die Rede? Vergiss' es, vielleicht morgen ... Wir haben Zeit, bleiben im Hafen, die Crew repariert das Zweifarbenlicht, bringt die Logge wieder in Schwung, genießt die Ruhe, die Sonne und hält irgendwie die Zeit an. Vielleicht wie die Eingeborenen im Dschungel, die das Tempo ihrer weißen Antreiber nicht mitgehen wollen, weil ihre Seele nicht mehr mitkommt ... davon hast Du bestimmt schon gelesen. Ist ja auch egal, jedenfalls gefällt unserer Seele dieser Sonnentag. Am Nachmittag führen wir das Vokalbeltraining mit dem Plotter ein und schaffen 25 Seiten der Bedienungsanleitung. Wir genießen einfach das Leben auf unserer neuen "Kalami Star". Und vor dieser Kulisse setzen wir unser Boot so richtig in Szene.

Das sieht doch ganz gut aus hier unten oder?