"Wer kommt noch mit", hatte ich wochenlang über meine homepage eingeladen und mails verschickt, "wer segelt mit in die Sonnenwende? Zu einem Kurztörn in die dänische Südsee starten Bernd und ich vom 18. – 22. Juni 07 ab Heiligenhafen in die weißen Nächte“… doch alles werben hilft leider nichts, die inzwischen täglich mehr als 90 visitor der homepage (Du auch?) lassen sich nicht motivieren sondern uns lieber hängen. Dann nehmen Bernd und ich eben allein von Hannover Kurs auf Heiligenhafen, selber Schuld.
In der Werft werden gerade die Restarbeiten am Einbau des neuen Motors abgeschlossen und ich bekomme meine erste Lektion in Sachen Vetus M3.28. Der Dreizylinder schnurrt ja nur so vor sich hin … bringt es aber nur auf 2000 Umdrehungen, weil der alte Propeller „nicht passt“. Der wird noch genauso ausgetauscht wie der Boiler noch an den Kühlkreislauf angeschlossen werden muss. Irgendwer hat da bei der Bestellung gepennt.
Weil es für den Sprung rüber nach Dänemark inzwischen zu spät ist und wir ohnehin noch einkaufen wollen, verholen wir auf unseren Liegeplatz im Yachthafen: Bernd im Volvo zum Parkplatz und der Skipper locker mit dem Vetus „Einhand“ in die Box, als wäre er längst ein alter Salzbuckel, dabei war das mein erster „Einhandtörn“, beichte ich später im "Seestern".
In der Werft werden gerade die Restarbeiten am Einbau des neuen Motors abgeschlossen und ich bekomme meine erste Lektion in Sachen Vetus M3.28. Der Dreizylinder schnurrt ja nur so vor sich hin … bringt es aber nur auf 2000 Umdrehungen, weil der alte Propeller „nicht passt“. Der wird noch genauso ausgetauscht wie der Boiler noch an den Kühlkreislauf angeschlossen werden muss. Irgendwer hat da bei der Bestellung gepennt.
Weil es für den Sprung rüber nach Dänemark inzwischen zu spät ist und wir ohnehin noch einkaufen wollen, verholen wir auf unseren Liegeplatz im Yachthafen: Bernd im Volvo zum Parkplatz und der Skipper locker mit dem Vetus „Einhand“ in die Box, als wäre er längst ein alter Salzbuckel, dabei war das mein erster „Einhandtörn“, beichte ich später im "Seestern".
Dienstag, 19. Juni 07, Heiligenhafen - Marstal
Wetterbericht: 2 – 3 aus W – NW (genau da wollen wir hin), vereinzelt Gewitterböen
Nach dem Frühstück die böse Überraschung: 1,5 Liter Diesel in der Bilge, aber der Ölstand in Motor und Getriebe stimmt. Ich bin stinksauer auf die Werft, aber wir wollen endlich hier raus, das klären wir später. Also das Öl gleich wieder in den Tank oder als Sonnenöl? Nix da, ordnungsgemäß zum Ölschapp beim Hafenmeister. Nun aber weg hier, die Sonne lacht über das bisschen Wind und nach einem "Lüften der Segel" werfen wir um 1300 Uhr, vom Winde eben nicht gerade verweht, den neuen Vetus an.
Flaute wie in den Doldrums, aber Land in Sicht ...
... Keldsnor, die Südspitze von Langeland.
Der bringt uns mit 6 Knoten zum beliebten Kiel-Ostseeweg-Rätsel, „geht der Dampfer vor uns durch oder sind wir schneller“, eine Stunde später passiert auf die Minute pünktlich die „Color Fantasy“ achteraus und der Danebro (die längst gesetzte Gastlandsflagge) begrüßt Keldsnor, den markantesten Leuchtturm der Westlichen Ostsee. Übrigens gibt es wunderbare Leuchtturmseiten im Netz, wie z. B. die von Bernd Claußen http://www.leuchtturm-web.de/keldsnor.htm von dem auch dieses Foto stammt (o.re.).
Und weil es so gut läuft treibt uns der Vetus gleich bis nach Marstal auf Ærø. Die Logge zeigt 37,1 Meilen und das Thermometer 25° als wir um 1835 festmachen, Klappfahrradwetter! Also eine Stadtrundfahrt als touristisches Kurzprogramm für Bernd. Vorbei an Werften, Brugsen, Kirche, dem legendären Nachtclub und dem Søfartsmuseum - guckstu hier: www.arre.dk/de/marsoefartmus.html - bis "Eriks Hale" der schmalen Landzunge mit den berühmten Badehäusern (u.re.).
Mehr davon geht nicht in die Köppe, aber Dosenfood geht noch, dazu Jever oder halbtrockener Roter, die Klinsmann Story und die abschließende Berechnung von 44 Punktfundamenten für die Halbinsel Eiderstedt – diese Berechnung wird uns so sicher durch die weißen Nächte begleiten wie die Bedienungsanleitung der neuen Maschine.
Mittwoch, 20. Juni 07, Marstal - Faaborg
Wetterbericht: O - SO 3, vorübergehend zunehmend 4 – 5, später W drehend, Gewitterböen
Søby oder Faaborg? Faaborg wird das Rennen machen, weil Bernd keinen Bock auf die angedrohte Fahrradtour von Søby nach Ærøskøbing hat. Es gibt kaum was Schöneres Bernd, nochmal selber Schuld. Also Faaborg, aber über den wunderbaren Svendborg Sund und das bei Traumwetter. Sonnenschutz ist angesagt und von wegen O – SO 3, es bläst zeitweise mit 6 Bft. als wir uns nur mit der Genua durch's Fahrwasser kneifen. Schließlich müssen wir kurzeitig sogar die Genua bergen, aber dann rauschen wir nur so an Rudkøbing vorbei, passieren die Brücke, die Langeland mit dem alten Europa verbindet und haben vor Waldemar Slot aber richtig Mühe, die Genua zu bergen – wie sich erst später rausstellen wird war das Fall zu sehr durchgesetzt; 1 – 3 cm fieren, so die Bedienungsanleitung, und das Thema ist durch. Nun also nur mit dem Groß, damit wir bei nachlassendem achterlichen Wind, bei 2 Knoten Strom gegenan, manövrierfähiger bleiben ... ich weiß gar nicht, ob das stimmt, aber klingt gut.
1330 Uhr: Die Passage durch den berühmten Sund ist immer wieder ein Ereignis. Da kommt schon Sozialneid auf und wie gern hätte ich auch hier am Ufer „mein Häuschen“ … aber da meine Freunde ganz bestimmt nicht mitziehen, kann ich hoffentlich noch ein paar Reisen weiter träumen. Inzwischen brauchen wir leider wieder den Vetus, weil die 2 Knoten Strom stärker sind als die Mütze Wind. Altostratusbewölkung zieht den Himmel zu, die warten aber noch mit der Berieselung der Crew. Wir passieren jetzt das Zentrum von Svendborg mit dem Oldtimerhafen, dann die Brücke und sind schon wieder raus aus der Stadt. Hier, weiter westlich, öffnet sich der Sund ins dänische Inselmeer, der Einfluss der Strömung geht gegen Null, aber der Versuch, 50 qm Segelfläche in Vortrieb umzusetzen wird aus demselben Grund nach einer Stunde abgebrochen. Der Himmel kommt näher. Hatten die nicht Gewitterböen angekündigt? Hattense, aber es nieselt nur kümmerlich in der dänischen Südsee und die Crew wird wortkarger. Nur gelegentliche Anrufe wegen der nordfriesischen Punktfundamente bringen noch Abwechselung in den langweiligen Seemannsalltag und vielleicht noch ein Capucciono?
Dann nach 32 Meilen „Südsee“ um 1900 Uhr Faaborg, aber schon wieder trocken. Der Geldautomat wird angezapft, der weithin sichtbare Wehrturm gibt sich geschlossen und was gibt's bei der dekadenten Crew? Cili con Carne im Cockpit, dazu frisch gezapftes direkt aus der Hafenkneipe, Seglerherz, was willst du mehr? Darf's noch ne Regatta zum Nachtisch sein? Nö, nich mein Ding, aber der Mittwochsregatta vor der Hafentür zugucken, an Oldtimern vorbeischlendern und sich vom Platzregen wieder ins Cockpit jagen lassen, herrlich.
Ein kleiner Ausschnitt aus diesem Törn
Donnerstag, 21. Juni 07, Faaborg - "Bankog" ... oder doch nicht?
Wetterbericht: W – NW 0 – 2, später 2 – 3
Sonnenschein, 2 – 3 Bft. aus NW und dazu gute Laune bei 22°. Der längste Tag des Jahres schiebt uns um Punkt 1000 Uhr auf den Kurs nach "Bankog", wie Bernd so gern zu Bagenkop sagt. Sonnenschein okay, aber wir stehen ja beinahe auf der Stelle. Kurswechsel: Wollten wir zunächst durch das Inselmeer nach "Bankog", so nehmen wir jetzt die Außenbahn, also südlich um Ærø, vielleicht ist da „draußen“ mehr Wind..?
Also rüber nach Skjoldnæs, dem Leuchtturm auf der Nordspitze von Ærø, (zur Erinnerung: http://www.leuchtturm-web.de/weltweit.htm), der sich jetzt von Golfern statt von Marstalschonern umzingelt sieht … überall Golfplätze, die spinnen, die Dänen. Mehr als zwei Knoten Fahrt machen wir hier aber auch nicht, egal, lazy afternoon, wir lassen uns treiben, der Autopilot hält brav den Kurs, bis der Blick auf das Wetternavtex unserer Mittsommerreise eine ganz andere Richtung gibt:
Freitag NW – W 7, in Böen 8 bis 9 Bft.
Samstag W – NW 4 – 5, später 6 – 7, in Böen 8 Bft.
Sonntag W 6, in Böen 7 – 8 , später SW – W 4
Am Freitag wollen wir von „Bankog“ nach Heiligenhafen zurück. Am Freitagabend wollen Anna, Brigitte und Claudia „einsteigen“ und klarstellen, dass Frauen an Bord auf keinen Fall ein Unglück sind ... unter diesen Vorzeichen wohl doch!
Wetterbericht: W – NW 0 – 2, später 2 – 3
Sonnenschein, 2 – 3 Bft. aus NW und dazu gute Laune bei 22°. Der längste Tag des Jahres schiebt uns um Punkt 1000 Uhr auf den Kurs nach "Bankog", wie Bernd so gern zu Bagenkop sagt. Sonnenschein okay, aber wir stehen ja beinahe auf der Stelle. Kurswechsel: Wollten wir zunächst durch das Inselmeer nach "Bankog", so nehmen wir jetzt die Außenbahn, also südlich um Ærø, vielleicht ist da „draußen“ mehr Wind..?
Also rüber nach Skjoldnæs, dem Leuchtturm auf der Nordspitze von Ærø, (zur Erinnerung: http://www.leuchtturm-web.de/weltweit.htm), der sich jetzt von Golfern statt von Marstalschonern umzingelt sieht … überall Golfplätze, die spinnen, die Dänen. Mehr als zwei Knoten Fahrt machen wir hier aber auch nicht, egal, lazy afternoon, wir lassen uns treiben, der Autopilot hält brav den Kurs, bis der Blick auf das Wetternavtex unserer Mittsommerreise eine ganz andere Richtung gibt:
Freitag NW – W 7, in Böen 8 bis 9 Bft.
Samstag W – NW 4 – 5, später 6 – 7, in Böen 8 Bft.
Sonntag W 6, in Böen 7 – 8 , später SW – W 4
Am Freitag wollen wir von „Bankog“ nach Heiligenhafen zurück. Am Freitagabend wollen Anna, Brigitte und Claudia „einsteigen“ und klarstellen, dass Frauen an Bord auf keinen Fall ein Unglück sind ... unter diesen Vorzeichen wohl doch!
Nach kurzer Beratung und einer vertelefonierten prepaidcard ist klar: "Bankog" fällt heute aus, wir "segeln" direkt nach Heiligenhafen. Den drei Exkolleginnen wird abgesagt, das ist für „absolute beginners“ einfach zu viel (für mich aber auch). Also Kurs Heiligenhafen. Das GPS koppelt unsere Ankunft für den nächsten Morgen um 0745 Uhr hoch, dann stecken wir doch schon mittendrin in Böen bis 9 Bft.! Also die Maschine an, doch die denkt überhaupt nicht ans Arbeiten und verweigert den Dienst. Die neue Maschine will nicht! Knapp 10.000 € kostet das Ding, hat vielleicht 12 Stunden auf dem schmalen Buckel und rührt sich nicht. Die Bedienungsanleitung hilft nicht wirklich weiter und auch in der angerufenen Werft ist man ratlos. Wir schrauben den Cockpittisch ab, öffnen die Steuersäule, um an die Kabel für das Motorpaneel zu kommen und stoßen auf werftseitig hinterlassenen Dreck ohne Ende. Saubere Arbeit Dschunx, erst 1,5 Liter Diesel in der Bilge lassen und jetzt dieser Dreck!
Wieder und wieder wird der Zündschlüssel gedreht, an Kabeln gezuppelt … und dann springt der Vetus doch noch an. Bernd nennt sich seitdem „Goldfinger“ und meine Mängelliste an die Werft wird immer länger (die für diesen Defekt nicht verantwortlich ist, aber dummerweise in jedes Fettnäpfchen tritt). Der Rest ist schnell erzählt. Mit 6 Knoten schnurren wir über die Westliche Ostsee. Um 1500 Uhr packen wir das Großsegel endgültig ein und verkriechen uns vor dem Regen in die Kuchenbude. Auch der mexikanische Feuertopf bringt kein Leben mehr in dieselbe, es nieselt sich ein am hellsten Tag des Jahres. Als wir gegen 1930 Uhr Flügge passieren kommt noch ein bisschen Wind auf, aber wir haben keinen Bock mehr auf Segeln. Wenigstens einen wunderbaren Anleger fahren wir noch … mit der verdammt neuen Maschine.
Wieder und wieder wird der Zündschlüssel gedreht, an Kabeln gezuppelt … und dann springt der Vetus doch noch an. Bernd nennt sich seitdem „Goldfinger“ und meine Mängelliste an die Werft wird immer länger (die für diesen Defekt nicht verantwortlich ist, aber dummerweise in jedes Fettnäpfchen tritt). Der Rest ist schnell erzählt. Mit 6 Knoten schnurren wir über die Westliche Ostsee. Um 1500 Uhr packen wir das Großsegel endgültig ein und verkriechen uns vor dem Regen in die Kuchenbude. Auch der mexikanische Feuertopf bringt kein Leben mehr in dieselbe, es nieselt sich ein am hellsten Tag des Jahres. Als wir gegen 1930 Uhr Flügge passieren kommt noch ein bisschen Wind auf, aber wir haben keinen Bock mehr auf Segeln. Wenigstens einen wunderbaren Anleger fahren wir noch … mit der verdammt neuen Maschine.