2006
Samstag, 15.04.06, Heiligenhafen - Grömitz
Eigentlich wollen wir heute innenbords den Frühjahrsputz abschließen. Eigentlich, wenn nicht der Wetterbericht für Morgen einen finsteren Tag vorhersagen würde. Nass, Schauerböen und um 5 - 6 Bft aus W - SW. Und heute scheint die Sonne, weht ein O - SO 3. Also los, Staubsaugen und putzen können wir auch bei Regenwetter und Schauerböen in jedem anderen Hafen.
Wir sind natürlich schon spät dran und koppeln uns die Lübecker Bucht vom Fehmarnsund südwärts. Klar, Ostermontag wollen wir dem Yachtclub Kattegat an der Untertrave einen Besuch abstatten und vor allen Dingen steht Lübeck auf unserem Programm und Christiane, mit der wir uns schon lange einmal treffen wollen. Heute wird es bestenfalls bis Grömitz reichen - jedenfalls bei 5 kn Fahrt.
Die macht unsere Maschine spielend, denn als wir um 1550 Uhr in Heiligenhafen ablegen, kommt uns ein schwacher NO entgegen (eben nicht O - SO). Nach der Autobahnhektik endlich manöverfreie Zeit für die Kaffeepause, Zeit für einen kleinen (symbolischen) Sherry mit Neptun, ein Dankeschön an Selma für den wunderbaren Reisekuchen und völlig entspannt setzen wir um 1710 Uhr Groß und Genua und sind bei nur 3 Bft. plötzlich mit 5 kn auf Südkurs.
Doch je tiefer wir in den Süden vordringen, desto mehr Cirren ziehen auf. Der wolkenlose Himmel der Abreise bezieht sich zunehmend. Auf der Höhe von Dahme verabschiedet sich die Sonne und bei Dameshöved (1930 Uhr) wird es beinahe finster - eine Kaltfront kündigt sich an. Klar, dass auch das Barometer in den Keller geht. Naja und ein Osterspaziergang bei 6 - 7° verlangt nach langer Unterwäsche, mehreren Lagen Flies, Handschuhen, Kopfbedeckung und trotzdem geht uns die Kälte langsam an die Wäsche.
Fehmarnsund
Dahme
Dameshöved
Wenigstens der Wind bleibt stabil, dreht langsam auf O und treibt "Kalami" weiterhin konstant mit 5 kn. Nur die letzten 6 sm bis Grömitz ziehen sich sowas von in diiiieeee Lääääänge, dass wir schon fürchten, in der Dunkelheit anzukommen.
Natürlich sind längst die Positionslichter angesteckt, als wir vor der Seebrücke von Grömitz die Segel bergen. Auf wundersame Weise stellt in diesem Moment auch der Wind seine Arbeit ein - der kleine Sherry zu Beginn der Reise hat bei Neptun seine Wirkung offenbar nicht verfehlt. Um 2105 Uhr sind wir, inzwischen ist es stockdunkel, nach 24,6 sm fest in Grömitz - nicht unbedingt mein Lieblingshafen.
Ostersonntag, 16.04.06, Hafentag in Grömitz
Der Skipper geht am regennassen Ostersonntag erst einmal auf die Laufpiste, aber bei dieser Kälte hält er vergeblich nach Ostereiern Ausschau - es sind ohnehin nur ein paar falsche Hasen unterwegs. Nach dem Frühstück wird "Kalami" unter Deck auf den Kopf gestellt und der Winterdreck vom Kleben und Schleifen eingesammelt. Inzwischen regnet es beständig und da gibt es zum Frühjahrsputz ohnehin keine Alternative. Erst am späten Nachmittag klart der Himmel für zwei, drei Stunden auf und plötzlich sind sie alle draußen vor der Tür. Auf der marmorierten Promenade wird georgelt und klabautert, sind die Cafés und Eisdielen rappelvoll. Frohe Ostern.
Selbst in der zweiten Reihe hat ein Supermarkt geöffnet und das Café Crema, ich hoffe, das heißt tatsächlich so, versöhnt uns ein wenig mit der Grömitzer Betonwüste. Die haben total leckeres Eis, kommen aber mit dem plötzlichen Kundenansturm in erhebliche "Kalami"täten. Wir haben jedenfalls ein paar Schätze aus Grömitz mitgebracht, Sabine will sie uns allerdings nicht so recht zeigen, wie man hier unten gut sehen kann.
Ostermontag, 17.04.06, Grömitz - Lübeck
SW – W 5 – 6
Morgens müssen wir leider mal wieder unsere Lehrgeldkasse öffnen und das kommt so: "Irgendwas riecht hier sauer, aber auch nach Technik", analysiert Sabine ganz in der Nähe der Batterien. Schnell wird die Hundekoje ausgeräumt, Polster und Sperrholzplatte kommen an die Seite und tatsächlich, eine der Servicebatterien ist total heiß. Wir haben vergessen, den Säurestand zu messen und hätten längst destilliertese Wasser nachschütten müssen. Okay, das ist leider nicht mehr zu ändern. Klar, die Batterie hat vier Jahre einen guten job gemacht, aber das ist und bleibt ein Eigentor und damit kommt das Ende der 88 Ah-Batterie vielleicht ein Jahr früher als erforderlich.
Außerdem regnet es schon wieder ohne Ende, die Sicht geht gegen null und wir haben wie immer 6° Außentemperatur. Eine Vergnügungsreise wird dieser Törn nach Lübeck eher nicht. Hallo, wir haben Urlaub, das sind die kostbarsten Wochen des Jahres und jetzt so was???
Um 1230 Uhr legen wir ab. DP07 hat uns 5 – 6 Bft. aus SW – W angedroht, aber hier kommen bescheidene 1 - 2 Bft. aus S an. Segeln? Keine Spur, lediglich ein Mitbewerber ist mit uns unterwegs und der streicht ebenfalls die Segel. Das nächste Schauer kündigt sich an und Travemünde versinkt in der Ferne erneut im grauen Stratuseinerlei. Nur das GPS weist noch den richtigen Kurs.
Der Wetterfrust ist diesem Skipper buchstäblich
ins Gesicht geschrieben
Mal zeigt sich Travemünde, dann verschwindet
es wieder im Stratuseinerlei
Um 1420 Uhr erreichen wir nach 10,6 sm Travemünde. Österlicher Auftrieb an der Promenade. Die Menschen genießen die knappe halbe Stunde ohne Regen, während wir, wie vom anderen Stern mit Ölzeug und Südwester bewaffnet, an ihnen vorüberziehen.
Sabine gefällt das Stadtbild und möchte am liebsten für ne Stunde festmachen, aber dann gibt sie diesen Wunsch doch wieder auf. Wir wollen traveaufwärts ja noch Uli Stüves Yachtclub Kattegat besuchen, die defekte Batterie hat einfach zu viel Zeit gekostet.
Na und dann legen wir uns sogar noch mit der Berufsschifffahrt an, weil ich Trave Traffic auf Kanal 13 nicht mitlaufen lasse. So ein Typhon kann mächtig laut werden - dabei konnten wir wirklich nicht erkennnen, dass der Dampfer manövrierte, der lag doch längst an der Pier. Also nochmal Lehrgeld in die Kasse ...
So und wer jetzt eine farbenfrohe Illustration der noch winterlichen Untertrave erwartet, der sollte besser zu www.feelthewind.de umschalten. Ralf Somplatzki hat bei optimalen Sommerbedingungen einen wunderbaren Törn mit sagenhaften Fotos dokumentiert. Schaut euch das mal an, Neid.
Wir hingegen motoren bei 6° dem Yachtclub Kattegat entgegen. Na prima, inzwischen hat sogar der Wind sein Fehlen bemerkt und löst mit 6 Bft. aus SW reichlich verspätet die Vorhersage ein. Worauf kann man sich eigentlich noch verlassen? In Ulis Yachtclub ist tote Hose. Die „Feiglinge“ haben noch alle Boote an Land rumstehen und zum Zeichen der Abschreckung sind auf den Schwimmstegen sogar Flatterleinen gespannt. Als wir es dennoch wagen, „Kalami“ hier festzubinden verstecken sich die Segler lieber unter Planen und haben reichlich zu tun (am Samstag wird gekrant). Nun ja Uli, wir kommen wieder wenn eine Blaskappelle auf uns wartet oder ein Shantychor, ein Flens oder Dscheever, jedenfalls wenn Du da bist.
Eine gute Stunde später machen wir nach insgesamt 24,6 sm seit Grömitz, beinahe mitten in der Stadt, im Hansahafen fest. Das könnte gefallen, wenn der Hafenmeister nicht irgendwelche Wintermärchen erzählen würde, warum sie "wegen der Kälte" die Duschen und Toiletten immer noch nicht in Betrieb genommen haben. "Ihr könnt die Toilette beim Bäcker oder beim Türken mitbenutzen!" Toller Service, als ob in Heiligenhafen oder Grömitz Sommer wäre!
Dafür überrascht die Stadt und genau deshalb sind wir hier.
Kneipentipp: Theaterklause
Dienstag, 18.04.06, Hafentag in Lübeck
Die Beschreibung der Stadtführung würde den Rahmen einer Segelseite sicher sprengen. Wer an einer Führung teilnehmen möchte findet Treffpunkte im Tourismusbüro am Holstentor oder eben am Rathaus.
Wer sofort durch die Stadt ziehen möchte, der findet auf der homepage der Hansestadt Lübeck alle Sehenwürdigkeiten mit ausführlicher Beschreibung. Dieser Link führt direkt in die Salzspeicher oder z.B. in die St. Jakobikirche.
Ach ja, von Schlitzohren und Armleuchtern, von Stinkreichen und Steinen des Anstoßes war eingangs die Rede. Wenigstens das habe ich mir bei der Stadtführung gemerkt:
Der Begriff Schlitzohr stammt ursprünglich aus der Zunft der Zimmerleute, die auf Wanderschaft waren. Hatte ein Zimmermannsgeselle grob gegen Regeln verstoßen oder ist sogar straffällig geworden, so wurde ihm der Ohrring ausgerissen. Somit waren weitere Arbeitgeber oder Meister gewarnt. Der Ohrring, den alle Zimmermannsgesellen trugen, war der einzig angesparte Reichtum, mit dem das spätere Begräbnis bezahlt werden sollte - Quelle Udos Wöterbuch. Wie ursprünglich den Zimmermannsgesellen ging es in Lübeck auch anderen Gesetzesbrechern an die Ohren.
Armleuchter hingegen waren nicht nur Kandelaber sondern von richtig lebendigen "Armen" wurden für die reicheren Kirchenbesuchern Kerzen oder Fackeln gehalten - die im Dunkeln sieht man nicht!
Nur Stinkreiche konnten sich ein Begräbnis in der Kirche leisten. Wurde zu einer späteren Beerdigung das Grab wieder geöffnet hielt man sich vor Gestank die Nase zu. Das war natürlich nicht der Stein des Anstoßes, sondern diese Granitsteine wurden an den Hausecken angebracht, damit die Pferdekutschen mit ihren Rädern in den engen Kurven nicht die Hausfassade beschädigen konnten.
Eines der schönsten mittelalterlichen Gebäude Lübecks (links) ist die Schiffergesellschaft in der Breiten Straße 2, die "klassischste Kneipe der Welt". Wer zünftig essen möchte, egal ob als Segler oder Landratte, der hat woanders nix zu suchen. "Dem ist aber auch gar nix hinzuzufügen", ergänzt die Lübeckerin Christiane, die uns für diesen Besuch nicht lange motivieren muss.
Übrigens, wer ganz besondere Fotos aus HL sehen möchte, folge diesem Link
Mittwoch, 19.04.06, Lübeck - Heiligenhafen
SW - W drehend 3 - 4, später W drehend, Schauer (der Wetterbericht überrascht nicht wirklich)
Um 1110 Uhr sind wir seeklar und wieder traveabwärts unterwegs. Auch die schönsten Details am Traveufer versinken in tristen Farben. Nach 6 sm setzen wir endlich die Segel um sie 2 sm später gleich wieder zu bergen. Nach 2 Std. 10 Min. Motorfahrt mit wenigen Segelversuchen passieren wir die "Passat" wieder seewärts.
Wer's nicht weiß, der alte (links) und der neue Leuchtturm. Der neue Leuchtturm auf dem Maritimhotel in Travemünde ist mit 114 m gleichzeitig Deutschlands höchstes Seezeichen. Das bekannteste Seezeichen von Travemünde ist aber zweifellos die "Passat".
Weitere Segelversuche werden wegen Erfolglosigkeit eingestellt und es kommt wie es kommen muss. Diesmal zwingt ein kräftiges Hagelschauer die Besatzung ab Dameshöved wieder ins Ölzeug und sorgt zeitweise für konflikthafte Stimmung an Bord der "Kalami", obwohl "man" bei dem Wetter eigentlich doch nur cool bleiben kann.
Um 1950 Uhr hat uns Heiligenhafen endlich wieder - ganz friedlich, obwohl Gewitterdonner über der Stadt liegt, der sich wieder einmal als Schießübung drüben in Putlos enttarnt. Hinter uns liegt immerhin eine Tagesdistanz von 44,2 sm, genug für Appetit auf Bratkartoffeln, Brathering und Rote Beete, für Heineken Bier aus der Dose. Wo gibt's denn so was? Hollandimport an Bord der "Arkona".
Die Kosten am Beispiel „Kalami“ aus 2005
Von der 3.800 € teuren Kielsanierung aufgeschreckt, bin ich endlich mal allen Kosten auf den Grund gegangen. Nun ist klar, warum in der Kasse gelegentlich Niedrigwasser herrscht und wie gut, dass ich beim SSS im letzten Jahr so gut bei der Gezeitenkunde aufgepasst habe. Hier meine Zusammenfassung für unsere "Kalami", die vom Reparaturstau der Vorbesitzer kräftig zur Kasse gebeten wurde. Im nächsten Jahr wird alles anders und vielleicht findet sich an der Ostsee ein aufnahmebereiter preiswerter Segelclub, der in seinen Reihen auch gern Segler vom Steinhuder Meer zu schätzen weiß, die keine Geldscheine unter der Dusche mehr zerreißen wollen...
Wer mag kann diese Tabelle mit den eigenen Kosten vergleichen (unten gibt's im download eine ausführlichere Tabelle)
Winterlager incl. Ein- und Auskranen |
1.097,36 € |
Saisonliegebühr Heiligenhafen |
934,45 € |
Kurtaxe Heiligenhafen – Pflicht |
47,50 € |
Versicherung Pantenius |
580,55 € |
UKW- Sprechfunk Regulierungsbehörde |
21,10 € |
UKW-Sprechfunk DP07 |
30,00 € |
feste Kosten |
2.710,96 € |
Kielsanierung |
3.800,00 € |
|
Neue Gasmulde |
150,00 € |
|
Neuer Edelstahlfäkaltank (Freundschaftspreis) |
200,00 € |
|
Neuer VDO-Windmessgeber |
339,00 € |
|
Reparatur, Austausch |
|
Motorinspektion, neuer Abstellzug |
275,08 € |
Gaszertifikat (erstmalig) |
160,00€ |
Antennenhalterung |
46,35 € |
Propeller Antifouling |
79,90 € |
Grundierung, Fett, Kleinteile |
58,05 € |
Blöcke, Tampen, für Selbstwendefock |
43,90 € |
Antifouling, Kleinteile |
86,40 € |
Kleinteile |
37,15 € |
Segelmacher |
40,00 € |
Abzieher |
46,03 € |
Tankgeber |
40,85 € |
Übrprüfung Schwimmwesten, Feuerlöscher |
150,00 € |
Korrektursätze Seekarten NV-Verlag |
40,10 € |
Wartung, Ersatz, Pflege* |
1.103,81 € |
feste Kosten |
2.710,96 € |
Reparatur, Austausch |
4.489,00 € |
Wartung, Ersatz, Pflege |
1.103,81 € |
Jahreskosten |
8.303,77 € |
Die Jahreskosten von 8.303,77 € ergeben derzeit 22,75 € pro Tag, egal ob „Kalami“ im Winterlager steht oder auf Urlaubstörn ist! Ohne die außergewöhnlichen Kosten für Reparatur und Austausch, also "grob" minus 4.000 €, sieht die Tagesbilanz mit 11,80 € viel freundlicher aus. In dieser Größenordnung bewegen sich vermutlich die meisten Segler ohne Clubmitgliedschaft. Teile ich die Jahreskosten durch die 34 Segeltage aus 2005, dann kostet jeder gesegelte Tag 244 €, ziehen wir davon für Reparatur und Austausch wieder "grob" 4.000 € ab wäre jeder Segeltag für 126,60 € zu haben gewesen.
Klar, dass Gaszertifikat kostet einmalig 160 €, danach alle zwei Jahre 30 bis 40 €. Das ausgerechnet in diesem Jahr Schwimmwesten und Feuerlöscher überprüft werden mussten (alle zwei Jahre) treibt die Kosten weiter und Propeller-Antifouling muss nicht, kann aber sein. Diesel, hier nicht mitgerechnet, beläuft sich auf 70 – 100 €/Saison. Mag sein, dass andere Segler ihr Boot preiswerter erhalten und pflegen können, aber die Beschaffung der Kleinteile für Pflege und Ersatz läuft auch bei mir über SVB oder Schwenckner. Geht es anderswo billiger? Auch der Saisonliegeplatz, von Clubanlagen abgesehen, ist in Heiligenhafen vergleichsweise preiswert, ebenso die Kosten für das Winterlager.
Natürlich lassen sich Kosten reduzieren und „with a little help from m y friends” geht privat und in den Segelclubs so einiges, aber dann muss auch dem Club geholfen werden, d.h. neben der obligatorischen Eigenleistung am Boot Arbeitseinsätze im Verein, dazu natürlich der Mitgliedsbeitrag, die einmalige Aufnahmegebühr und ggf. Umlagen, Baukostenzuschuss und was es nicht alles gibt. Wesentliche Vorteile; häufig preiswerte Liegeplätze und ggf. auch Winterlager, niedrigere Versicherungsprämie, Clubrabatte und den Rest vom Antifouling etc. braucht der Stegnachbar und der kennt bestimmt jemanden, der wen kennt, wenn …
Dass man ein Boot kaufen und finanzieren muss soll hier nicht verschwiegen werden. Stimmt also der alte Spruch, segeln ist wie Geldscheine unter der kalten Dusche zerreißen, doch?
* Meine Auflistung umfasst ein komplettes Jahr und ist für die Kleinteile mit Sicherheit nicht vollständig, weil nicht alle Belege aufgehoben wurden. Ich hoffe sehr, dass wir zukünftig von teuren Reparaturen verschont bleiben, aber auch in den beiden Vorjahren gab es schon kostspielige "Bauarbeiten": Austausch von Saildrivedichtung und Warmwasserboiler (1.500 € Anfang 05) und Austausch des Getriebes für die Seilsteuerung (900 € Mitte 04) – auch kein Pappenstiel. Von der Anschaffung neuer Segel will ich gar nicht erst reden…
Diese Segelkosten im Vergleich mit den eigenen Kosten als
Lange haben wir überlegt, wie wir den Preis für die kostspielige Sanierung reduzieren können.
Dem Rat befreundeter Segler folgend handele ich mit dem fairen Bootsbauer Eigenleistungen aus, die nicht die Gewährleistung beeinträchtigen. Der Skiurlaub wird aus Kostengründen von den Alpen in den Harz verlegt und Ende Februar Anfang März ist es immer noch so schweinekalt, dass an Eigenleistungen im Tiefkühlwinterlager nicht zu denken ist. Wir fahren trotzdem am ersten Märzwochenende nach Fehmarn und haben Mühe, überhaupt unfallfrei anzukommen. Die A1 gleicht einer Eispiste (das Foto unten entstand in Höhe Travemünde) und die Halle von Jürgen Kölln einem Eiskeller. Trotzdem, wie vereinbart lösen wir die acht Kielbolzen und bereiten an Bord alles für die Sanierung vor, schließlich wollen wir am 1. April kranen.
"Das Kranen am 1. April könnter vergessen", mailt der Hallenbetreiber Mitte März, "aufgrund des langen Winters geht kein Boot aus der Halle und zuerst müssen die fünf Charterboote raus ..." Dann wird plötzlich doch eiskalt rangiert, werden Boote hin und her geschoben, hängt "Kalami" wie vereinbart zur Kielsanierung am Kran und plötzlich das: Obwohl alle acht Kielbolzen gelöst sind lassen sich Kiel und Rumpf nicht trennen. Erst nachdem zwei unter dem Motorfundament vollständig einlaminierte und dazu eingeschäumte Kielbolzen entdeckt und mit viel Aufwand freigelegt und gelöst werden, lässt sich der Rumpf vom Kiel trennen. Welcher Vorbesitzer ist nur für diesen Schwachsinn verantwortlich, den wir mit 800 € zusätzlich teuer bezahlen müssen!
Sei's drum. Inzwischen härtet die Dichtmasse aus (Foto links, vielen Dank an Christian von der "Arkona") und dem Krantermin am 1. April steht scheinbar nichts mehr im Weg.
Fehmarn wir kommen und am Mittwoch, 29. März beziehen wir das wohl kleinste Ferienhaus der Insel, dass sich von innen nicht so klein anfühlt als würden wir hier nur parken. Vermutlich war unser Winterlagerferiendomizil früher mal eine vornehm verklinkerte Garage, aber wir sind hier schließlich nicht im Urlaub, wir wollen unsere "Kalami" auf die Sommersaison vorbereiten.
"Kalami" steht derweil warm und trocken in der Halle von Florian Rößlers Yachtkontor. Uns bleiben zwei ganze Tage für den Einbau des neuen Fäkaltank, zur Überprüfung der Elektrik, Einbau des Navtex, für das Propellerantifouling, für das Gaszertifikat, der Mast wird vorbereitet und der Windgeber funktioniert endlich wieder. Statt in der eiskalten Winterlagerhalle sind wir hier warm und trocken untergebracht und haben das Vergnügen einer täglich 10stündigen Beschallung durch eher schwermetallische Mucke. Da kriegste was auf die Ohren…
Nicht alle Arbeiten können wir selbst erledigen. Die Macke in der Elektrik, an der sich bereits andere Mitsegler versucht haben, finden wir nur mit professioneller Unterstützung hinter der Verkleidung im Kleiderschrank und für das Vernieten der Saling ist die eigene Poppnietzange leider eine Nummer zu klein.
Pünktlich am Samstag den 01. April sind alle Arbeiten erledigt - sehen wir mal vom Frühjahrsputz ab. Nach der Schufterei kommt Wilhem mit dem Trecker, "Kalami" wird hinten drangehängt, segelt aus der Halle, ...
... aus dem Winter, rein in die Sonne (jedenfalls für ein paar Minuten) und hinein in die Ostsee. Wir sind wieder da! Nun noch den Mast gestellt und auch das klappt für das zweite Mal als Skipper wirklich prima. Der Motor springt an als hätte es nie einen Winter gegeben, aber den Ölwechsel und die Motorinspektion lässt der robuste MD 11C von Volovopenta gern über sich ergehen. Der Volvopentamitarbeiter beantwortet geduldig alle Fragen, z.B. nach den hellblauen Abgasen, die der Motor produziert (mit der robusten Maschine kein Problem). Oder warum beim Anlassen immer ein winziger Ölfilm mit dem Kühlwasser außenbords geht (da müsste die Maschine generalüberholt werden, macht ca. 7.000 €. Vielleicht müssen auch nur die Düsen neu eingestellt werden, ca. 270 €). Das ist ja ein Schlag ins Kontor und als hätte der Himmel zugehört, fängt er bitterlich an zu weinen - da oben ist unser Kontostand zweifellos bekannt.
Imke, Christian und ihre "Arkona", die drei haben wir im Winterlager kennen gelernt, sind indessen vermutlich längst in Heiligenhafen angekommen, als wir um 1630 Uhr auslaufen. 5 Bft. aus S sowie Schauer- und Gewitterböen sind vorhergesagt, aber zum Glück machen nur die Schauer von ihrer Vorhersage ausgiebig Gebrauch.
Anfangs motoren wir noch trocken gegenan und Skipperin und Skipper ist die Vorfreude auf die neue Saison durchaus anzusehen, aber als wir um 1705 Uhr das Fehmarnsundfahrwasser erreichen ist längst Berufskleidung angesagt, Regen satt und von Wind dabei keine Spur. Um die 5° Grad machen aus der Überfahrt beinahe eine Winterreise. "Hey, bloß weg hier und rüber zu einer traumhaften Sonneninsel, von mir aus mit ner malerischen Cumuluswolke als weithin sichtbare Ansteuerung", beame ich mich aus dem Schauer in eine ganz andere Welt, aber die Fehmarnsundbrücke holt mich schnell zurück ins heimatliche Fahrwasser. Von wegen Bacardi im tiefen Süden, Jever gibt's hier im hohen Norden oder eben Flens!
Nach dem großen Schauer passieren wir um 1735 Uhr die Fehmarnsundbrücke und wie ein gutes Omen öffnet sich knapp eine Stunde später der Himmel über Heiligenhafen. Kurz darauf haben wir den kleinen Heiligenhafener Leuchtturm querab, dann Orthmühle, das Graswarder und um 1845 Uhr sind wir endlich wieder an Steg fünf "zuhause".
Hundert Boote haben an Steg fünf Platz und neben einem kleinen Motorboot werden wir in dieser Saison die ankommende Nummer zwei. Der freie Blick Richtung Graswarder hält wohl nur noch ein paar Tage, dann hat uns sicher auch der "Sommer" wieder, fragt sich nur noch wann..?
30 Sehleute haben sich dennoch zur Premiere meines ersten selbst produzierten virtuellen Törns getraut. Und an diesem Freitag, den 13. werfen die Sehleute mutig ihren Aberglauben über Bord und segeln an Bord unserer "Kalami" ihre märchenhafte Reise "Rund Fyn". Vertonte Bild- und Videoeinspielungen, dazu Andersens Märchen von Sabine vorgelesen und beinah' wie abgesprochen - spontan vorgetragene Gedichte von Uli Stüve zur Veredelung kleiner technischer Pannen. Vielen Dank Uli, großes Kino. Die Sehleute sind köstlich amused und der Service in der "Zwischenzeit" ausgezeichnet. So wird das Warten auf den Segelsommer zum Vergnügen.
Service: Übrigens kommst Du hier direkt in's Logbuch Rund Fyn. Außerdem kannst Du dieses Märchen als pdf-Datei runterladen - Achtung 7.115 KB dauern auch mit DSL knapp zwei Minuten.
0400 - 0800/1600 - 2000 Uhr - Wache
Für diesen Freitag den 13. hatte ich eigentlich die Besucher meiner Homepage eingeladen - siehe 10.12.05 auf der Zuhauseseite. Ich wollte herausfinden, ob sich die vielen unbekannten Besucher aus der Anonymität in die "Zwischenzeit" wagen - immerhin sind jetzt im Januar 06 im Schnitt täglich 40 Besucher auf der Seite. Dieses Experiment werde ich sicher nicht wiederholen, denn einzig Uli Stüve traute sich aus dem www, bzw. aus Hamburg in die "Zwischenzeit" der hannöverschen Nordstadt. Dafür entwickelt sich aus dem befreundeten Umfeld der segelnden und beruflichen Großfamilie eine wunderbare Crew für diesen Törn. Leider kann Uli, wegen des Seegangs, nicht alle Mitsegler porträtieren, schließlich wird ja auch gesegelt. Seekrank wird übrigens niemand, Kombüse und Sevice der "Zwischenzeit" halten die Besatzung bei bester Laune.
0800 - 1200/2000 - 2400 Uhr - Wache
Allen heimischen Proben zum Trotz gibt es bei der Premiere zwei kleine technische Pannen. Gerade als sich nämlich "Kalami" anschickt, bei drohenden Bft. 8 aus Korshavn auzulaufen und sich darüber ein Konflikt zwischen Skipperin und Skipper abzeichnet, stockt der Film ... plötzlich Stille an Bord ... und dann sagt jemand, ich bin Uli Stüve, ich kenne das auch und lese euch dazu mal was vor:
NIEMANDS-LAND
Mein Recht gehört mir,
Dein Recht gehört Dir!
Dazwischen ist nichts.
Dazwischen ist Niemandsland,
Es gehört uns!
Lass uns streiten, lass uns
Nahe sein.
Du kannst nicht streiten?
Lass es uns lernen,
Du darfst zuerst, ich will
nicht beleidigt sein.
Aber - erwarte kein Recht!
O.k. ich habe Dich gehört,
aber nicht verstanden. Sag
es noch mal, aber anders.
Ja, so ahne ich,
was Du meinst. Aber,
ich bin anderer Meinung.
Im Niemandsland gibt es
kein RECHTHABEN,
im Niemandsland gibt es nur
ein SICHZUWENDEN,
im Niemandsland gibt es
eigentlich nur KOMPROMISSE.
Komm, lass uns
im Niemandsland Zelte bauen,
ich will Dir nahe sein,
Dich spüren, fühlen,
atmen, lieben.
RECHTHABEN lebt nicht,
RECHTHABEN ist tot!
Spontaner Applaus, solche Konflikte kennt jeder - auch ohne Segel. Auf diese Weise wird auch gleich die zweite technische Panne veredelt und nicht nur Uli, schaut mal auf www.personaltuning.de, hat uns da rausgehauen. Zum Glück ist mein fabelhafter Sohn Ben zur richtigen Zeit am richtigen Ort und so erlebt auch die "Hundewache" einen wunderbaren Törn.
Hundewache 0000 - 0400/1200 - 1600 Uhr
Wer erstmals so eine virtuelle Reise vorbereitet, soll besser vorher jemanden fragen, der was davon versteht. Programmabstürze ohne Ende und die verzweifelte Aufrüstung der Hard- und Software, also externe Festplatte, TV-Karte, fire-wire-Karte, Soundkarte, USB-2.0-Karte, sind für mich immer noch böhmische Dörfer. Vom Pixel-Seitenverhältnis, von Pinnacle, smartsound, capturen oder gar rendern habe ich noch nie was gehört. Tage, Nächte und Wochen hat dieser virtuelle "Törn" gekostet und manchmal liegen die Nerven blank, aber nachts um 0300 den PC aus dem Fenster werfen oder die Tür zuknallen..? Manchmal isses verdammt knapp - dann doch lieber einen neuen PC und die nächste Produktion geht vielleicht nach Møn..?
Bei so viel Vorarbeit biete ich die 90 minütige Sehreise nach der Premiere nun auch für Veranstaltungen in Segelclubs, Segelschulen oder sonstwo an. Interesse? - bitte mailen.
Zum guten Schluss vielen Dank an Uli
für die spontane Vorlesung und alle
hier gezeigten Fotos.
Dankeschön natürlich auch an meinen Sohn Ben - hier bei der Schadenregulierung. Also, wenn mal jemand fragt wer gute Webseiten baut, der hier www.beene.de