2010
Die traditionelle Törneröffnung findet nicht in irgendeiner Kneipe statt, da stehen die Ostwestfalen Roland, Martin, Hanno, Thomas und Frank (von links) drüber. Feine Küche ist angesagt und wenn jemand behauptet, Norddeutschlands Griller sind die Härtesten, so mag das richtig sein, die Besten sind mit Sicherheit diese Ostwestfalen. Die liefern sogar ein webcamballett vor der Kamera auf der Hafenmeisterbude ab. Eine Hand fürs Handy, die andere für die Show. Der kreative Einstieg in ein paar hoffentlich schöne Tage (u.re.).
Und wir werden wunderbares Wetter haben, nachdem wir im letzten Jahr gar nicht erst rauskonnten. Sturm- und Schauerböen haben damals den Törn verhindert. Eine Charteryacht war am selben Tag bei 9 Bft aus NW am Großenbroder Steinriff gestrandet.
Um 0930 legen wir mit Ziel Warnemünde in Heiligenhafen ab. Bei 3 Bft. Und wolkenlosem Himmel passieren wir bereits eine Stunde später die Fehmarnsundbrücke. Eine halbe Stunde später löst der Blister die Genua ab, die Crew will mehr Spaß, muss aber einer hochgerüsteten Hanse hinterher schauen.
Bei solchen Schönwettertörns wollen natürlich alle Talente ans Ruder, also wird stündlich gewechselt, der Blister auch noch ausgebaumt, aber um 1630 verlässt uns der Wind, das eiserne Segel muss die letzten 90 Minuten für Vortrieb sorgen. Lange haben wir Warnemünde, bzw. Rostock schon aufkommen sehen. Zuerst den Kühlturm vom Kraftwerk, die Kräne der Warnowwerft, das Hotel Neptun und dann finden wir nach 42 sm sogar einen Liegeplatz am Alten Strom, super.
Die örtliche Gastronomie entpuppt sich leider als kleiner Flopp, aber vielleicht waren wir auch nur zu ungeduldig. Viel besser präsentiert sich dann diese Boygroup vor der berühmtesten Kulisse von Warnemünde.
Am nächsten Morgen wechselt das Panorama, zwei Kreuzfahrtschiffe haben in der Nähe festgemacht, sodass wir ab 1000 zu einer kostenlosen Hafenrundfahrt ablegen. Es gibt viel zu sehen, der Gipfel im buchstäblichen Sinne ist jedoch eine Rutsche, die vom Schornstein des Kreuzfahrers in den Swimmingpool führt. Unglaublich. An der Warnowwerft drehen wir, segeln einen langen Schlag am Fahrwasser entlang raus auf die Ostsee. Schon bald wird klar, das wir unser Ziel Timmendorf/Poel kaum erreichen können und damit bloß keine Langeweile aufkommt, geht die Boje über Bord. Wer schafft die Boje am schnellsten? Die Touris in Heiligendamm können nicht ahnen, dass ausgerechnet die „Amateure“ die Profis ganz schön alt aussehen lassen. Was für ein Vergnügen.
Am Ende müssen wir uns für Kühlungsborn als Tagesziel entscheiden und sind nach 31 sm um 1730 fest. Im Hafen eine wunderbare Stimmung, das Thermometer ist auf 25 Grad geklettert, von Wolken keine Spur. Entspannte Gäste belagern die Lounge des Restaurant „Viel Meer“, in den Cockpits räkeln sich entspannte Segler in der Sonne. Auch Kühlungsborn wird leider nicht das kulinarische highlight, aber richtig meckern lohnt sich auch nicht, weil Hanno Jannys Eis entdeckt und darum sollte wirklich niemand einen Bogen machen.
Ein schöner Morgen, die ersten Segler liegen bereits um 0900 in der prallen Sonne, was für ein Wochenende. Um 0950 legen wir ab und als wir die Hafenausfahrt gerade hinter uns haben, ziehen Nebelschwaden darüber hinweg, der Hafen ist plötzlich nicht mehr zu sehen, keine Spur von Kühlungsborn, aber auch kein Wind. Wir sind mitten drin in der Milchsuppe, haben 200 – 300 m Sicht. Umdrehen? Nein, zunächst einmal gehen zwei Crewmitglieder vorne Ausguck, die Lichter werden angesteckt, die Ohren gespitzt (Nebel trägt Schall besser) und die Fahrt etwas reduziert (Stichwort sichere Geschwindigkeit). Der Plotter zeigt uns den Kurs. Als ich selbst Ausguck gehe, spüre ich, wie sich der Nebel scheinbar lichtet oder wieder zu zieht, einmal meinte ich sogar eine andere Yacht gesehen zu haben. Viel zu spät fällt mir auf, dass die Crew keine Schwimmweste trägt, aber besser zu spät als nicht, also Schwimmwesten an, Dschunxx.
In die Nähe des Travemünde-Gedser-Weges werden die Ohren noch mehr gespitzt, damit wir bloß nicht von der Großschifffahrt erwischt werden. Zum Glück lichtet sich jetzt der Nebel langsam und ein bisschen Wind lässt die Segel setzen. Fehmarn kommt in Sicht und der leichte Nordwest lässt uns kreuzen … aber es ist sinnlos, bei dem bisschen Wind kommen wir kaum voran, die Maschine muss mal wieder einspringen.
Kurz vor Fehmarns Südstrand plötzlich zwei Schweinswale 40 m an unserer Steuerbordseite. Was für ein Glück. Dann die nächste Hafenrundfahrt, etwas bescheidener als gestern Morgen, aber Burgstaaken ist immer eine Reise wert, vor allen Dingen das Café Kontor mit seinem wirklich beeindruckenden Kuchenbuffet. Der letzte Törnabschnitt bringt uns zurück nach Heiligenhafen, um 1850 sind wir nach 40 sm wieder fest im Heimathafen.
113 sm haben wir insgesamt zurück gelegt, doch das lang erwartete kulinarische highlight stellt sich erst im Heimathafen ein. „Weinigels Fährhaus“ ist die Adresse für feinen Fisch in Heiligenhafen. Dort feiern wir das Ende eines wunderschönen Törns.
Ein besonderer Dank geht an Thomas, der ausgesprochen professionelle Fotos auf der Festplatte hinterlassen hat.
Upps, was war das denn für ein Törn? Vom Virus infiziert? Seekrank? Nein, doch, ja, krank auch, seekrank dazu und dennoch vom Segelvirus infiziert und das geht? Lieber der Reihe nach, denn das lange Wochenende hatte es wirklich in sich. Nicole kommt bereits mit Grippe oder von was weiß ich was "infiziert" an Bord, muss die Koje hüten, bis Neptun ziemlich hinterlistig auch noch sein' Virus so hinterlistig einsetzt, dass Nicole wirklich alles geben muss. Christian & Cornelia hat Neptun, der nun wirklich nicht mehr mein Freund ist, lange verschont, aber während der Heimreise schlägt er gleich doppelt zu. Olaf und Jörg kann Neptun schon länger nicht mehr beeindrucken. Gut so.
Der Rest ist schnell erzählt, an einem langen Wochenende kannst Du nur hin und zurück fahren. Verkündet & beschlossen haben wir das Wochenende am Donnerstagabend in der Altdeutschen Bierstube und sind am Freitag rüber nach Bagenkop. Naja, anfangs lange, lange kein Wind und Motorfahrt bis kurz vor die Haustür von Bagenkop, doch dann frischt es kurzzeitig auf 7 Bft. auf und als wir in die Box fahren ist die Böe schon wieder durch.
Der Samstag soll uns durch den Svendborgsund zurück nach Marstal bringen, da erwischt es Nicole erneut. Ich rate Nicole und Olaf dringend, lieber mit der Fähre via Spodsberg und Nakskov, Rødby und Puttgarden zurück nach Heiligenhafen zu fahren. In Rudkøbing verabschieden wir die Beiden, die vier Stunden später ihr Auto in Heiligenhafen erreichen. Die „gesunde“ Crew entscheidet sich, lieber noch Manöver zu üben, als den langen Weg durch den Svendborgsund zu nehmen, schließlich wollen die hinterbliebenen lustigen Hannoveraner unseren Star für Oslo live erleben. So kommt es denn auch, in Marstal wird auf Deubel komm' raus gegrillt und dann verzaubert Lena nicht nur die „Kalami Star“ Crew, sondern ganz Hannover.
Die Rückreise von Marstal nach holy harbour beginnt mit glatten 5 Bft. gegenan, wir müssen kreuzen, reffen und haben alle Hände voll zu tun. Dann schlägt der diesmal echt fiese Neptun wieder zu, es ist einfach zum Kotzen. Was bleibt? Conny und Christian laufen zu meinem Beschützer (es handelt sich um den Mokkafisch, der Autor) über und damit ist auch das Thema durch. Auch Schauer ohne Ende können dieser Crew nix mehr anhaben.
Mehr zum Thema Seekrankheit gibt es hier.
Schon bald spielen Mikel und Dörte solange an den Knöpfen des Windanzeigers bis keiner mehr weiß, ob gerade der scheinbare oder der wahre Wind abgelesen wird. Egal, wir sind optimistisch und heißen alles was an Bord und geeignet ist für den AmWind-Kurs auf die beiden Gefahrentonnen in das Hojestene L
b nach . Nach ungefähr insgesamt 50 Seemeilen beschließt Mikel eigenmächtig, dass es endlich Zeit für das versprochene Manövertraining ist und fährt die erste Wende. Angespornt durch das begeisterte Applaudieren des Skippers gleich darauf die zweite.
Sonntag: Keiner weiß so genau, ob es an den Beschwörungsängsten der Dänen, am Hafengrill oder an Mikel’s unermüdlichen telefonischen Bestellungen beim Wettermann lag … am nächsten Morgen hatten wir plötzlich Windstärke 4-5 aus Nordwest. Ein guter Wind für die Rückfahrt nach Heiligenhafern und für die extra für diesen Törn angeschafften neuen Segelklamotten, jedenfalls bis wir um 10 Uhr bereit zum Ablegen waren. Die nächsten Stunden üben wir ausgiebig Segel setzen/bergen und Maschine an/aus. Auf der Fahrt durch das Mørkedyb von
nach Marstal wird Alfred zum Navigator ernannt, die Steuerfrau übersieht trotzdem eine Tonne und macht sich fast des Schwanenmordes schuldig. Gut, dass der Skipper ausnahmsweise mal an Deck war.Einer sehr schöner und entspannter Törn liegt hinter uns, da war sich die Crew einig. So schön, dass Axel nach dem Tanken die Kalami Star fast nicht in die Box 47 sondern (ohne Skipper an Bord) wieder nach Heiligenhafen Ost gesteuert hätte.
Anmerkung für alle die den Törn nachfahren wollen: Die Uhrzeiten und Ortsangaben sind nicht logbuchgenau, alles andere ist genauso wahr wie die Geschichten Skippers!
Rezept für 4-5 Personen zum genauso oder anders nachkochen:
2 Pakete (500g) TK-Lachsfiliet
Zwiebeln, Knoblauch
2 Becher Sahne, 1 – 2 Pakete Frischkäse mit Kräutern
Frühlingszwiebeln, Tomaten und wenn auffindbar eine Parikaschote
Salz, Pfeffer, Curry
Lachs mit Zwiebeln und Knoblauch anbraten, gewürfelte Tomaten dazu, mit der Sahne etwas einkochen, irgendwann wenn das Nudelwasser kocht den Frischkäse und die Frühlingszwiebeln dazu.
Das Mistwetter bleibt uns natürlich selbst nach 42 sm „Fehmarn Rund“ und bei den vielen Trainingseinheiten treu. Auch in der Altdeutschen Bierstube in Heiligenhafen reichlich Gegenwind, was Jürgen zu folgendem Limerick veranlasst:
Ne Kellnerin aus Heil´genhafen
Die wollte vier Gäste bestrafen
Sie tat Tropfen ins Bier
Und das tranken die Vier
Den Burgstaakentörn ha´m sie verschlafen
Zum Glück haben wir wenigstens bei der Nachtfahrt Windstille und endlich mal ruhiges Wasser.
Euch und natürlich Ingo, unserem Gast aus Frankfurt, herzliche Glückwünsche und allzeit gute Fahrt. Ein Dankeschön an Monika und Ingo, steck mal Deinem Skipper, dass wir noch immer auf die Lage Bier warten.
Für's Yachtforum: Die Anwesenheit unserer "SKS-Praktikantin" Monika hat den Prüfer (links) nicht interessiert. Aufgrund der Erfahrungen aus anderen SKS-Prüfungen, war das auch nicht anders zu erwarten.